Die allgemeine medikamentöse Therapie

Die Leitlinien zur Therapie einer Osteoporose unterscheiden zwischen einer Basistherapie und einer spezifischen Therapie. Eine Basistherapie ist nach den aktuellen Therapieempfehlungen dann indiziert, wenn folgende Bedingungen gegeben sind:

  • der niedrigste gemessene Wert der Knochendichte (T-Wert) ist kleiner -1.0
  • und/oder der Patient leidet unter Frakturen (Knochenbrüchen)
  • und/oder der Patient ist aufgrund verschiedener Umstände sturzgefährdet
  • und/oder der Patient wird krankeitsbedingt länger als drei Monate mit Glucorticoiden (Cortison) behandelt

Entscheidend für die Einleitung einer spezifischen Therapie ist das Vorhandensein von einem aus drei Kriterien:

  1. Wirbelkörperfrakturen, die bestimmten Kriterien unterliegen
  2. Niedrige Knochendichte in Abhängigkeit von Geschlecht, Lebensalter und weiteren Risikofaktoren (siehe Tabelle)
  3. Therapie mit oralen Glukokortikoiden ≥7,5 mg Prednisolon-Äquivalent täglich für 3 oder mehr Monate unabhängig vom Lebensalter, wenn gleichzeitig ein T-Wert kleiner -1,5 vorliegt

Die Basistherapie der Osteoporose

Jede Basistherapie beginnt mit Einhaltung der der Empfehlungen zur Prophylaxe einer Osteoporose und von Frakturen, inklusive der Gesamtzufuhr von 1000 mg Kalzium täglich.

Die Gabe von Vitamin D3 kann abweichend von den Empfehlungen zur Prophylaxe auf 800-2000 IE Vitamin D3 oral täglich. oder eine entsprechende mehrwöchentliche Dosis gesteigert werden.

Vitamin D macht Kalzium erst "nutzbar“. Ohne Vitamin-D kann Kalzium im Darm nicht aufgenommen werden. Das Vitamin D muss mit der Kalziumgabe abgestimmt werden, damit es nicht zu einer abnormen Erhöhung des Kalziumgehaltes, einer Hyperkalzämie kommt. Die Einnahme von Vitamin D sollte ebenfalls so lange wie möglich durchgeführt werden.

Im Einzelfall kann die Therapie mit Vitamin D3 durch entsprechende Laboruntersuchungen an den individuellen Bedarf individuell angepasst werden.

Bei Patienten, die auf eine regelmäßige Einnahme von Glukokortikoiden angewisen sind, sollte eine möglichst niedrige Glukokortikoiddosis bei gleichzeitiger optimaler Senkung der Krankheitsaktivität angestrebt werden.

Bei Frauen, die mit Glitazone therapiert werden, wird in der Regel eine Therapieumstellung empfohlen.Glitazone sind zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzte Medikamente. Sie gehören zur Klasse der oralen Antidiabetika.  

Grundsätzlich empfiehlt sich im Rahmen der Basistherapie auch die psychosoziale Betreuung nach Stürzen und Frakturen.  

Im Sinne eines "Patientenratgebers" lässt sich die medikamentöse und nicht medikamentöse Basistherapie unter folgenden Stichworten zusammenfassen:

  • Ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D
  • Vermeidung von Untergewicht 
  • Vermeidung von Nikotin (Rauchen, Schnupftabak) 
  • Training von der Muskelkraft und Balance mit dem Ziel, die Stand- und Gangsicherheit zu verbessern Sturzvorbeugung
  • Überprüfung von Medikamenten auf mögliche die Knochen schädigende oder Sturz fördernde Wirkung

Die spezifische Therapie der Osteoporose

Bei vorliegendem hohem Knochenbruch-Risiko wird darüber hinaus eine Behandlung mit speziellen Osteoporose-Medikamenten empfohlen. Das Knochenbruch-Risiko wird dadurch innerhalb von wenigen Monaten erheblich verringert.

Zu den gängigen Osteoporose wirksamen Mitteln gehören beispielsweise Alendronat, Ibandronat, Risedronat, Raloxifen, Östrogene, PTH, Strontiumranelat und viele andere mehr.

Die bei der spezifischen Therapie der Osteoporose zur Anwendung kommenden Medikamente entfalten ihre Wirkung auf unterschiedliche Weise. Analog zu diesen Wirkmechanismen lassen sich die Therapeutika in Gruppen einteilen: So wirkt Parathormon (PTH) stimulierend auf den Knochenaufbau, während die große Gruppe der Biphosphonate (beispielsweise Alendronat, Ibandronat, Risedronat) durch die Hemmung der knochenabbauenden Zellen ihre Wirkung entfaltet. Daneben existieren noch die Östrogen-Rezeptor Stimulatoren wie beispielsweise das Raloxifen oder das zugleich den Knochenabbau hemmenden und den Knochenaufbau fördernde Strontiumranelat.

Die Wirkungen der unterschiedlichen Substanzgruppen werden von Zeit zu Zeit als Schwerpunktthemen behandelt und sind wie beispielsweise der Artikel "Die Therapie der Osteoporose mit Parathormon" unter der Rubrik "Aktuelles" abrufbar.

Über die Eignung eines Medikamentes für den Einzelfall entscheidet Ihr Orthopäde. Vor einer medikamentösen Behandlung gegen Osteoporose sollte mit dem behandelnden Arzt eine individuelle Nutzen-Schaden-Abwägung erfolgen! 

Die Behandlung der Osteoporose als chronischer Erkrankung ist in der Regel eine Langzeit-Behandlung. Die Dauer der Behandlung ist abhängig vom vorliegenden Knochenbruch-Risiko und der Gesamtsituation des Patienten.

Grundsätzlich empfehlenswert sind auch regelmäßige Besprechungen mit dem Orthopäden über die Behandlung, z.B. über Medikamentenunverträglichkeit oder Schmerzen. Auch die regelmäßige Prüfung des aktuell vorliegenden Knochenbruch- und Sturz-Risikos des Patienten ist ein wichtiger begleitender Aspekt der medikamentösen Therapie.

Die Beurteilung des Behandlungs-Erfolges

Zur Beurteilung des Behandlungs-Erfolges ist die Messung der Knochendichte nur eingeschränkt aussagekräftig. Die Wirkung der meisten Medikamente auf den Knochen ist mit und ohne Anstieg der Knochendichte gleich gut. Allerdings sollte ein deutlicher Abfall der Knochendichte um mehr als 5% zu einer Überprüfung der Therapie führen.

Wie behandelt man mit Wirbelkörperbrüchen verbundene Schmerzen?

Tritt bei einer Osteoporose-Patientin/einem Osteoporose-Patienten ein heftiger Rückenschmerz auf, der längere Zeit anhält, deutet dies auf einen frischen Wirbelkörperbruch hin. Die Vermutung gilt auch dann, wenn ein solcher auf dem Röntgenbild anfänglich noch nicht erkennbar ist.  

Schmerzen nach einem Wirbelkörperbruch können so ausgeprägt sein, dass sogar eine Schmerz-Behandlung im Krankenhaus notwendig werden kann. Meistens bilden sie sich aberüber einen Zeitraum von 2 bis 3 Monaten von selbst zurück oder verschwinden sogar vollständig.  

Zur Behandlung chronischer Schmerzen in Folge zeitlich bereits zurückliegender Wirbelkörperbrüche haben sich krankengymnastische und physikalische Maßnahmen wie beispielsweise die Wärmetherapie oder das das Tragen von Miedern (Orthesen) bewährt.  

Nach wie vor bleibt die Schmertztherapie, insbesondere die Therapie akuter Schmerzen aber eine Domäne der Arzneimittelbehandlung.  

Die medikamentöse Schmerztherapie dient nicht nur der Verbesserung der Lebensqualität, sondern ist auch im Hinblick auf die notwendige, sehr frühe Mobilisation angeraten. Als Nichtopioid-Analgetika sind NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika wie Diclofenac oder Ibuprofen), Paracetamol und Metamizol bei der Behandlung von Frakturschmerzen wirksam.  

Die Ziele einer effizienten, realistischen Schmerztherapie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Schmerzreduktion (nicht Schmerzfreiheit)
  • Veränderung des Schmerzerlebens
  • Erlernen und anwenden von Bewältigungsstrategien
  • Zunahme der Lebensqualität
  • Erhalt der sozialen Integration
  • verminderte Inanspruchnahme des Gesundheitssystems

Bei chronischen Schmerzen ist immer auch die Behandlung eventueller Begleiterkrankungen, wie z.B. einer Depression, wichtig.  

Wir möchten dieser Stelle darauf hinweisen, dass es sich bei dieser Darstellung der Therapieprinzipien nur um eine verkürzte Darstellung der im vollen Umfang sehr komplexen Leitlinien zur Behandlung der Osteoporose handelt, die auf keinen Fall das auf individuelle Gegebenheiten eingehende Gespräch mit dem Orthopäden ersetzen kann.

Gleichzeitig möchten wir Sie darauf hinweisen, dass spezielle Schwerpunkte oder Fragenstelungen zur Diagnostik und Therapie der Osteoporose unter dem Menüpunkt "Aktuelles" in unregelmäßigen Abständen ausführlicher und detaillierter behandelt werden.