11.03.19

Der enge Spinalkanal kann zur Ursache vielfältiger Beschwerden werden.
Teil 3: Therapieoptionen

Für die Behandlung eines engen Spinalkanals stehen grundsätzlich zwei Optionen zur Verfügung. Die Symptome und beschwerden können konservativ behandelt werden oder der zu enge Spinalkanal wird operativ saniert. Selbstverständlich lassen sich beide Verfahren auch kombinieren.

In der Medizin versteht man unter konservativer Therapie die Behandlung eines Krankheitszustandes mit Hilfe medikamentöser Therapie(en) und/oder physikalischen Maßnahmen. Im Gegensatz hierzu ist die operative Behandlung eines Krankheitszustandes zu sehen. Sie erfolgt mittels eines chirurgischen Eingriffs (Wikipedia).

Überlegungen zur operativen Therapie

Vor Beginn einer operativen Therapie muss in jedem Fall abgeklärt werden, ob überhaupt therapeutischer Handlunngsbedarf besteht. Eine häufige Ursache für eine Fehleinschätzung ist die Überbewertung bildgebender diagnostischer Verfahren. Im Grundsatz gilt, dass auch wenn in der Bildgebung (CT, MRT, Myelographie) eine räumliche Einengung zu finden ist, dies noch lange nicht bedeuten muss, dass diese auch klinisch relevant sein muß. Auch in solchen Fällen hat die medizinische Regel Gültigkeit, dass der Patient und nicht die Bilder zu behandeln ist. Die Einleitung einer Therapie oder der Entwurf einer therapeutischen Strategie hängt primär vom Beschwerdebild des Patienten ab.

Die meistens plausibel wirkende Vorstellung, dass die operative Beseitigung der Enge automatisch die klinische Besserung und das vollständige Verschwinden der Beschwerden zur Folge hat, ist leider im Ergebnis oft eine Fehleinschätzung. Operative Verfahren sollten daher eher zurückhaltend angewendet werden. Für eine solche Zurückhaltung sprechen auch die guten Ergebnisse, die hinsichtlich Beschwerdebesserung und Beschwerdefreiheit mit disziplinierter, konservativer Therapie (Physiotherapie zur Behebung von Fehlhaltungen, Mobilisierung der Muskulatur) erreicht werden können.

Die Indikation zum operativen Vorgehen erfordert einen eindeutigen Zusammenhang der klinischen Befunde (Symptome und Beschwerden) mit den Befunden der bildgebenden Diagnostik. Das Ziel der operativen Behandlung ist dann, die eingeengten Nerven zu entlasten und dadurch eine Schmerzbesserung und eine Rückbildung, bzw. Vermeidung der neurologischen Ausfallerscheinungen zu erreichen. Eine solche Enge ist einer Sanduhr ähnlich. Die Nerven müssen durch die verengte Stelle. Diese Enge gilt es zu beseitigen (www.bandscheibenvorfall.de). Die alleinige Dekompression (Entlastung der Nerven vom Druck durch die Enge) stellt in manchen Fällen aber nur einen Teil der Gesamtbehandlung dar. Geht man davon aus, daß eine Überbeweglichkeit (z.B. Gleitwirbel) in dem stenosierten Segment eine wesentliche Ursache der Stenose ist, so sollte eine zusätzliche Stabilisierung mit in Betracht gezogen werden.

Das Ziel eines jeden operativen Eingriffs ist eine kurze Operationsdauer, wenig Blutverlust und Erhaltung der Stabilität der Wirbelsäule. Soviel wie nötig, so wenig wie möglich! Diese Ziele werden durch mikrochirurgische Operationstechniken begünstigt.

Überlegungen zur konservativen Therapie

Die alleinige konservative Therapie kann manchmal erfolgreich sein, ist aber bei der Spinalkanalstenose umstritten. Die Kritiker der alleinigen konservativen Therapie betonen natürlich deren nachteile. Die wichtigsten Nachteile zusammengefasst:

  1. Die degenerativ bedingten Veränderungen der Wirbelsäule und die Verengung des Kanals an sich werden durch die konservative Behandlung nciht zurückgedreht.
  2. Die Langzeiteinnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika, Muskelrelaxanzien, die Verwendung von Steroiden und Antidepressiva sowie die Einnahme lang wirksamer Opiate wird ebenfalls kritisch diskutiert. Außerdem haben diese Medikamente zum Teil nicht unerhebliche Nebenwirkungen.
  3. Eine verlängerte konservative Therapie kann dazu führen, dass die später gestellt Indikation zur Operaiton, dann nicht mehr die erwarteten guten Ergebnisse bringt, da schon neurologische Ausfälle vorliegen oder Komorbiditäten (Begleiterkrankungen, andere Erkrankungen) des Patienten erschwerend hinzugetreten sind und das anästhesiologische Risikoprofil beeinflussen.
  4. Manifeste neurologische Defizite, die auch schon in Ruhe vorliegen, bilden sich meist auch mit einer Operation nicht mehr zurück.
  5. Die Immobilisierung der Patienten kann zu zu einer Steigerung der sekundären Komplikationen führen.

Eine konservative Behandlung der Spinalkanalstenose ist nur dann sinnvoll, wenn eine später erfolgende Operation hierdurch nicht negativ beeinflusst wird oder das Operationsrisiko einfach viel zu hoch ist! Neben der Einnahme von Medikamenten ist die intensive physiotherapeutische Behandlung mit Muskel entspannenden Maßnahmen und Stärkung der Rückenmuskulatur zum Erhalt von Funktion und Mobilität die wichtigste Säule der konservativen Therapie.

Quellen: