Rückenschmerzen und psychosoziale Störungen
Bei Patienten mit Rücken- oder Kreuzschmerzen finden sich überdurchschnittlich häufig auch Symptome psychischer Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Somatisierungsstörungen (körperliche Beschwerden ohne organisch fassbaren Befund).
Häufigkeit und Hinweise auf psychische Störungen
Die Prävalenz, d.h. die die Häufigkeit der oben genannten psychischen Erkrankungen bei Rücken- oder Kreuzschmerzen liegt bei etwa 59 Prozent. Mehr als die Hälfte aller Patienten mit Rückenschmerzen haben demnach auch Symptome von Angststörungen, Depressionen oder Somatisierungsstörungen. Allerdings ist dieser Anteil nicht konstant. Untersuchungen weisen darauf hin, dass er bis zu einem Alter von ca. 55 Jahren immer stärker ansteigt, um nach diesem Altersgipfel allmählich wieder abzufallen.
Besonders deutlich wird der Zusammen hang von Rücken- oder Kreuzschmerzen und psychosozialen Störungen, wenn man die Schmerzpatienten mit Patienten ohne Rückenschmerzen vergleicht:
- 14,9 Prozent der Rücken- oder Kreuzschmerzpatienten leiden auch unter Somatisierungsstörungen, aber nur 8,3 Prozent der Patienten ohne Rückenbeschwerden.
Somatisierungsstörungen äußern sich vor allem durch Kopfschmerzen oder Schmerzen in Armen, Beinen und Gelenken.
- 13,7 Prozent der Rücken- oder Kreuzschmerzpatienten zeigen Symptome einer Depression, aber nur 8,5 Prozent der Patienten ohne Rückenbeschwerden.
Die Patienten fühlen sich deprimiert und ohne Hoffnung und denken oft an Selbstverletzung und Suizid.
- 9,5 Prozent der Rücken- oder Kreuzschmerzpatienten weisen Angststörungen auf, aber nur 6,2 Prozent der Patienten ohne Rückenbeschwerden.
Häufige geäußerte Beschwerden sind unkontrollierbare Sorgen oder die unbestimmte Ängste vor schrecklichen Ereignissen.
Hinweise
Eine angemessene Diagnostik der psychischen Faktoren ist im ambulanten Bereich (Sprechstunde, Erstkontakt in der Ambulanz) oft nicht hinreichend möglich. Häufig sind die einzigen Hinweise subtil:
- lange Schmerzanamnese
- Wechsel der Schmerzlokalisationen
- Ausbleiben von Erfolg trotz multipler Therapien
- Neigung zur Somatisierung
Somatisierung steht für die Umwandlung von seelischen Konflikten und Belastungen in Organerkrankungen oder ein durch Suggestion erzeugtes Körpererlebnis.
Therapeutische Ansätze
Gerade die psychische Komponente wird bei chronischen Schmerzpatienten häufig nicht ausreichend therapiert, obwohl bei solchen Patienten gerade die psychosozialen Faktoren im Rahmen der Chronifizierung häufig in den Vordergrund treten.
Therapeutisch haben sich im stationären oder teilstationären Bereich vor allem multimodale Schmerzprogramme bewährt und ihre Überlegenheit gegenüber den Monotherapien mehrfach bewiesen. Sie erlauben ein intensives und multidisziplinäres, d.h. fachübergreifendes, diagnostisches und therapeutisches Herangehen an das Symptom „chronischer Rücken- oder Kreuzschmerz“.
Quellen
-
Prävalenz psychischer Störungen bei Rückenschmerz-Patienten
www.springermedizin.de -
Rücken und Psyche sind in engem Kontakt
www.springermedizin.de -
Nationale Versorgungsleitlinien: Multimodale, multi- und interdisziplinäre Behandlung und Rehabilitation bei nichtspezifischem Kreuzschmerz
www.ihrarzt.de -
Krankenkasse empfiehlt multimodale Schmerztherapie bei Rückenschmerzen
www.ihrarzt.de