06.05.13

Als Ursache für den bei einer Osteoporose vorliegenden Mangel an Knochenmatrix („Knochenschwund“) kann sowohl ein verzögerter Knochenaufbau als auch ein verstärkter Knochenabbau verantwortlich sein. Die genaue Abklärung der Ursache ist Gegenstand der Diagnostik.

In Abhängigkeit von dem diagnostischen Befund muss sich der behandelnde Arzt für ein Medikament zum Aufbau der Knochen oder ein Medikament, das den Knochenabbau verzögert, entscheiden. Für beide Situationen gibt es spezielle Medikamente, die zum Einsatz kommen können (siehe auch Artikel "Knochenaufbauende oder den Knochenabbau verhindernde Osteoporosetherapie?"). In diesem Artikel stellen wir Ihnen die wichtigsten knochenaufbauenden Medikamente vor.
 
Das übergeordnete Ziel jeder Behandlung bleibt jedoch stets das Bemühen, den Knochenstoffwechsel mit Hilfe von Medikamenten anzuregen, um letztlich das Knochenbruchrisiko einzugrenzen oder evtl. sogar auszuschalten (Zitat. „Netzwerk Osteoporose –Osteoporose verstehen und lernen“).
 
Hinweis: Der nachfolgende Artikel soll das Wirkprinzip verschiedener Medikamente bei der Therapie einer Osteoporose erläutern und gleichzeitig auf Besonderheiten bei der Verabreichung eingehen. Gemeinsam ist allen hier gelisteten Medikamenten das Wirkprinzip der Förderung des Knochenaufbaus. Rückschlüsse auf die medizinische Bedeutung, die Wertigkeit (Aktualität) oder die individuelle Eignung können nicht abgeleitet werden.
 
Knochenaufbauende Medikamente
Knochenaufbauende Medikamente steigern die Aktivität der Osteoblasten (Aufbauzellen) während des Knochenumbaus. Zu diesen Medikamenten zählen:
  • Fluoride
  • Vitamin D3
  • Calcium
  • Strontiumranelat
  • Teriparatid

Fluoride
Hinweis. Die Verabreichung von Fluoriden ist heute eher unüblich. Dennoch werden sie als mögliche Therapiealternative in vielen Ratgebern gelistet (z.B.  Netzwerk-Osteoporose e.V.). In diesem Artikel werden sie der Vollständigkeit halber aufgeführt. Gleichzeitig möchten wir auf die unzureichenden Therapieerfolge aufmerksam machen.

Fluoride sind Fluoride werden selten verordnet, da es Hinweise darauf gibt, dass sich durch die Fluorideinnahme die Knochenqualität trotz Zunahme der Knochenmasse verschlechtert und daher kein stabiler Knochen erzeugt wird.

Um ein stabiles Knochengewebe erzeugen zu können, ist es notwendig, den Knochen ständig mit ausreichend Calcium und Vitamin D zu versorgen, damit das neu gebildete Osteoid (= unfertiges noch nicht verkalktes Knochengewebe) mineralisiert werden kann.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Bei einer Überdosierung von Fluorid kann sich eine Fluorose entwickeln, die besonders in den Gelenken Schmerzen verursachen kann. Ihr Arzt wird Ihnen dann möglicherweise eine Unterbrechung der Fluorid-Therapie empfehlen.
 
Während einer Unterbrechung sollten Sie jedoch Calcium und Vitamin D weiter einnehmen, um einer Untermineralisierung der Knochen vorzubeugen.
 
Basistherapie Calcium und Vitamin D3
Die Gabe von Calcium und Vitamin D3 gehört zur Basistherapie bei Osteoporosepatienten, insbesondere dann, wenn eine oder mehrere Frakturen vorliegen. Auch im Hinblick auf die Vorbeugung eine ausreichende Versorgung unerlässlich. Wichtig ist es, zu überprüfen, ob eine tägliche Calciumversorgung in ausreichenden Mengen, z. B. über die Nahrungsaufnahme, tatsächlich sichergestellt ist.
 
Machen Sie deshalb Ihre persönliche tägliche Calciumbilanz. Eine zusätzliche Einnahme von Calcium und Vitamin D3 muss sich ganz nach Ihrem persönlichen Bedarf orientieren.
 
Die allgemein empfohlene Tagesdosis beträgt zwischen 1200 und 1500 mg.
 
Die Ergebnisse der Calcium und Vitamin D3-Studien zeigen eine deutliche Senkung der Knochenbruchrate bei einer kombinierten Einnahme. Darüber hinaus gibt es weitere positive Effekte zu verzeichnen. Anhand von Untersuchungen und Muskelfunktionstests hat sich gezeigt, dass auch die Muskelleistung verbessert werden konnte. Schwankneigung, Koordinations- und Reaktionsfähigkeit waren ebenfalls nach ca. 3 – 4 Monaten nachweislich soweit verbessert, dass durch die wieder gewonnene Mobilität und geringere Sturzneigung die Lebensqualität verbessert wurde.
 
Calcium und Vitamin D3 erhalten Sie in Form von Kautabletten, Brausetabletten oder Trinkampullen. Es ist sinnvoll, die Tagesdosis Calcium und Vitamin D3 in kleinen Teilmengen, über den Tag verteilt, mit sehr viel Leitungswasser einzunehmen. Diese Empfehlung gilt für die Einnahme von Kau-, Brausetabletten und Trinkampullen gleichermaßen.
 
Brausetabletten sollten Sie nur in kleinen Teilmengen im Wasser auflösen und sofort in kleinen Schlückchen trinken.
 
Strontiumranelat (Beispiel: Protelos®)
Strontiumranelat hat bisher als einzige Substanz ein zweifaches Wirkprinzip am Knochen.
  1. Strontiumranelat aktiviert den Knochenaufbau
  2. Strontiumranelat bremst den Knochenaufbau
Bereits in der Frühphase der Therapie mit Strontiumranelat konnten positive Effekte auf Schmerzen und eine Verbesserung der osteoporosebedingten Lebensqualität nachgewiesen werden. Ebenso wird die Knochenqualität positiv beeinflusst.

Frakturschutz und Zulassung

Strontiumranelat reduziert das Risiko für Wirbelkörper- und Oberschenkelhalsbrüche, sowie sonstige Frakturen für etwa 5 Jahre. Der Frakturschutz ist für alle Frauen aller Altersgruppen ab der Menopause (Wechseljahre) nachgewiesen.
 
Auch wenn es bereits zu einer Fraktur, z. B. von Wirbelknochen, Oberschenkelhals oder Handgelenk gekommen ist, können Knochen durch die regelmäßige Einnahme stabilisiert werden. Die Knochenstruktur ähnelt wieder der des gesunden Knochens und der Patient ist umfassend vor Frakturen geschützt.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Vor allem zu Beginn der Einnahme kann es häufiger zu weichem Stuhl oder Durchfällen kommen.
 

Einnahmeempfehlungen

Strontiumranelat wird als Granulat verabreicht. Das Granulat wird täglich zwischen den Mahlzeiten (möglichst 2 Stunden danach) in Wasser aufgelöst und dann getrunken.
 
Optimal ist eine abendliche Einnahme direkt vor dem Zubettgehen.
 
Wenn Sie kalziumhaltige Arzneimittel zusätzlich einnehmen, sollten Sie mindestens zwei Stunden warten, bevor Sie das Strontiumranelat einnehmen.
 
Teriparatid (Beispiele: Forsteo®, Preotact®)
 
Teriparatid ist ein Medikament, bei dem es sich um ein Teilstück des in der Nebenschilddrüse des Menschen gebildeten Parathormons handelt.
 
Die Neubildung und Verbesserung der Mikroarchitektur liegt im überwiegend Bereich der Wirbelsäule, aber auch in den peripheren Bereichen wie Armen und Beinen. Daher kann insgesamt eine positive Wirkung auf die Verminderung von Brüchen verzeichnet werden.
 
Neben der Reduktion vorkommender Frakturen wird ebenfalls ein positiver Einfluss auf eine reduzierte Rückenschmerzsymptomatik und Körpergrößenverlust verzeichnet.

Einnahmeempfehlungen

Teriparatid muss täglich mit einer Injektionsnadel unter die Haut gespritzt werden. Die Injektion wird von den Patienten selbst durchgeführt.

Zulassung:

  • Teriparatid ist für die Behandlung zugelassen bei:
  • Frauen nach den Wechseljahren mit bereits vorhandenen Knochenbrüchen und hohem Risiko zum Knochenbruch.
  • Männern mit hohem Risiko zum Knochenbruch.
  • Frauen und Männern mit einer durch Cortisoneinnahme verursachten Osteoporose mit hohem Risiko zum Knochenbruch.
Die Behandlungsdauer beträgt maximal 18 Monate. Nach Beendigung der Behandlung sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, mit welchem Medikament die Therapie fortgesetzt
werden kann.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Nebenwirkungen können aber müssen nicht auftreten, wie z. B.: Glieder- und Muskelschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Erhöhung des Blutcalciumspiegels.
 
Von Seiten einiger Experten wird empfohlen, den Calciumspiegel unter einer Teriparatid -
Therapie zu beobachten, da dieser leicht erhöht sein kann.
 
 
Weitere Artikel dieser Reihe:
In Vorbereitung:
  • Zulassung, Nutzen und Evidenz eines Medikamentes