22.04.13

Rückenschmerzen mit oder ohne Bandscheibenvorfall lassen sich in den meisten Fällen konservativ behandeln. Typische, konservative Behandlungen wären beispielsweise Krankengymnastik und über einen kurzen Zeitraum verabreichte Medikamente, insbesondere Schmerzmedikamente.

Grundvoraussetzung für den Erfolg konservativer Therapien ist die disziplinierte Mitarbeit des Patienten, insbesondere bei Maßnahmen "gegen den gesunden Menschenverstand" wie beispielsweise die Durchführung aktiver Trainingsprogramme trotz dabei auftretender Schmerzen.

In einigen Fällen ist die Ursache der chronischen Schmerzen jedoch ein mechanisches Problem. Vorgefallene Bandscheibenfragmente drücken auf Schmerz vermittelnde Nervenfasern. In solchen Situationen kann eine Entlastung der Nervenfasern durch einen operativer Eingriff unter Umständen Schmerzfreiheit oder Schmerzlinderung herbei führen.

Die ständige Verbesserung chirurgischer Verfahren und die Entwicklung moderner, kleinformatiger Instrumentarien erlauben heute sogenannte minimalinvasive Eingriffe.

Minimalinvasive Eingriffe zeichnen sich dadurch aus, dass die geplanten Eingriffe über einen sehr kleinen, d.h. minimalen Zugangsweg, statt über große, Schnitte erfolgen können,die mit großen verletzungen der Haut und der Muskulatur einergehen.

Die Patienten können nach solchen "minimalen" Eingriffen schnell wieder mobilisiert werden und aufstehen. Daher sind viele dieser Eingriffe auch ambulant, ohne längeren Krankenhausaufenthalt möglich.

Was passiert bei minimalinvasiven Bandscheiben-Operationen?
Ziel einer minimalinvasiven Bandscheiben-Operation ist die Befreiung einer eingeklemmten oder gequetschten Nervenwurzel von vorgefallenem Bandscheibengewebe. Das für die Nervenquetschung verantwortliche Bandscheibengewebe muss abgetragen und entfernt werden. Zur Erreichung dieses Ziels stehen heute mehrere minimalinvasive Operationstechniken zur Verfügung. Welches Verfahren für Sie geeignet ist, hängt von Ihrem individuellen Befund, den anatomischen Gegebenheiten und auch von den Erfahrungen des Operateurs ab.

Prinzipiell lassen sich die verschiedenen Techniken in zwei Verfahrenstypen unterteilen:

  • Mikrochirurgische Verfahren, d.h. offene Verfahren bei denen die Nervenwurzel unter mikroskopischer Sicht mit mikrochirurgischen Instrumenten über ein zu schaffendes "Fenster" freigelegt wird.
  • Perkutan endoskopische Verfahren, d.h. Verfahren über einen kleinen Hautschnitt unter Verwendung einer endoskopischen Funktionseinheit mit Lichtquelle, Optik und Zugangsweg für Instrumente.

Beide Verfahren erfolgen unter Röntgenkontrolle und in Narkose. Die Röntgenkontrolle dient der genauen Festlegung des Eintrittspunktes. Als Narkoseverfahren kommt eine Vollnarkose oder eine Epiduralanästhesie ("Betäubung des Rückenmarks")  in Betracht.

Mikrochirurgische Verfahren
Bei der offenen mikrochirurgischen Vorgehensweise wird über einen kleinen Hautschnitt von etwa 2 cm  Länge eine Art Fensterung über der gequetschten Nervenwurzel geschaffen und die vorgefallene Bandscheibe unter mikroskopischer Sicht mit feinen Mikroinstrumenten entfernt. Unter Umständen müssen auch Knochenfragmente beseitigt werden, die zu Einengungen führen können.

Um zu verhindern, dass weiteres Bandscheibengewebe nachrutscht, werden auch alleanderen  lockeren Knorpelanteile aus dem Bandscheibenraum entfernt.

Die Nervenwurzel sollte anschließend von jeglichem Druck befreit sein. Das Risiko, dass sich neuer Druck aufbaut, kann nicht sicher ausgeschlossen werden, aber durch sorgfältiges Präparieren des Operationsfensters auf ein vertretbares Maß reduziert werden.

Perkutan endoskopische Verfahren
Bei dem endoskopischen Eingriff wird ein sehr schmales Rohr (Endoskop) von der Seite in den Körper eingebracht, durch das man dann mittels sehr feiner Instrumente operiert. Hierfür ist nur ein sehr kleiner Hautschnitt von nur 7 - 10 mm erforderlich. Der wesentliche Vorteil ist, dass auf dem Weg durch Muskulatur Knochen und im Wirbelkanal nur sehr wenig Gewebe zerstört wird, so dass Vernarbungen deutlich geringer ausfallen.

Es besteht auch die Möglichkeit endoskopisch von hinten, ähnlich wie bei der mikrochirurgischen Operation, über einen Hautschnitt von 15 - 18 mm zu operieren. Auch hier sind Gewebetraumatisierungen geringer, so dass es weniger Vernarbungen um die Nervenwurzel gibt.

Die perkutane Laser-Diskus-Dekompression
Sowohl bei der endoskopischen als auch bei der offenen mikrochirurgischen Operation kann auch der Laser zum Einsatz kommen. Man spricht dann von „perkutaner Laser-Diskus-Dekompression“.
Dabei handelt es sich ebenfalls um ein schonendes minimalinvasives Verfahren, welches hervorragend in der Lage ist, die Rückenschmerzen, die durch Nervenquetschungen begründet sind,  zu beseitigen oder sie deutlich zu mindern. Oft ist die Methode geeignet bei Patienten mit Wirbelsäulenveränderungen, bei denen ein mikrochirurgischer Eingriff nicht indiziert ist.

Ganz anders als bei einer offenen mikrochirurgischen Operation erfordert die Lasertherapie keinen Schnitt. Sie wird wie die endoskopischen Verfahren perkutan, also durch Punktion der Haut vorgenommen. Allerdings genügt hier meist eine örtliche Betäubung, eine sogenannte Lokalanästhesie.

Unter Sicht (Computertomografie oder Bildwandler) wird eine Spezialnadel in die Bandscheibenvorwölbung eingeführt. Die dünne Laser-Glasfaser wird bis zur Mitte der Vorwölbung der Bandscheibe vorgeschoben. Durch Verdampfung der inneren Teile des Vorfalls und mit Hilfe der Laserenergie kommt es zu einer Volumen- und Druckminderung bzw. zur Entlastung der beteiligten Nervenwurzeln.

Es bilden sich kaum Narben. Muskeln und Gelenke bleiben intakt. Nerven werden nicht verletzt. Außerdem ist diese Behandlungsmethode besonders für Patienten geeignet, für die eine Vollnarkose ein gewisses Risiko darstellt.

In den nächsten Ausgaben von ihrarzt.de, dem Patienteninformationsportal des DEUTSCHEN ORTHOPÄDENVERBANDES e.V. lesen Sie weitere Beiträge zum Thema Minimalinvasive Bandscheiben-Operationen:

Quellen:

  • Bundesverband für ambulantes Operieren
  • Patienteninformation Avicenna Klinik, Berlin
  • Bild: Joseph Maroon, MD

 

Minimale Bandscheiben Operation, perkutan
Minimale Bandscheiben Operation, perkutan (J. Maroon)