03.05.22

Patienten mit Osteoporose bleiben unterversorgt.

International Osteoporosis Foundation (IOF) erläutert in einem aktuellen Bericht die persönliche und gesellschaftliche Belastung durch Osteoporose in sechs europäischen Ländern und kommt darin zu dem Schluss, dass von einer massiven Unterversorgung betroffener Personen ausgegangen werden muss. So wurde gezeigt, dass 85 % der Frauen, die an einem Osteoporose-Knochenbruch leiden, keine spezifische Behandlung erhalten, um weiteren möglicherweise lebensverändernden Frakturen vorzubeugen. Die Folgen sind massive Kosten für das europäische und die nationalen Gesundheitssystem.

Fragilitätsfrakturen in Zahlen

Osteoporose ist eine Erkrankung, bei der die Knochensubstanz verstärkt abgebaut wird. Dadurch werden die Knochen immer instabiler und brüchiger, sodass kleine Stöße oder Stürze zu einem Knochenbruch führen können. Diese Knochenbrüche werden Fragilitätsfrakturen genannt.

Weltweit hat jede dritte Frau und jeder fünfte Mann über 50 Jahren eine Fraktur aufgrund von Osteoporose!

Die Sammlung von Berichten der IOF unter dem Titel "Broken bones, broken lives – the fragility fracture crisis in six European countries" dienen als Fahrplan (Roadmap), um die politischen Entscheidungsträger dabei zu unterstützen, die Zahl der Frakturen und ihre Auswirkungen auf die Patienten und ihre Gesundheitssysteme zu reduzieren. Sie belegen, dass in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Schweden und dem Vereinigten Königreich etwa 60 bis 85 % der Frauen im Alter von über 50 Jahren oder älter eine Fragilitätsfraktur aufwiesen, die auf die Stoffwechselerkrankung Osteoporose zurückzuführen war.

In den Berichten wird außerdem festgestellt, dass 2017 in den sechs europäischen Ländern etwa 2,7 Millionen Bruchfrakturen aufgetreten sind, eine Zahl, die bis 2030 voraussichtlich um 23 % zunehmen wird.

Bedeutung

Hat ein Patient einmal eine Fragilitätsfraktur gehabt, steigt die Chance innerhalb der nächsten zwei Jahre eine weitere Fraktur zu erleiden um das Fünffache.

Ohne eine spezifische Behandlung zur Stärkung der Knochen treten die Patienten in eine Spirale von mehr Frakturen, Schmerzen und kostspieligen Behandlungskosten.

Eine herausragende Bedeutung haben hierbei Hüftfrakturen, da sie zu den schwerwiegendsten Frakturen zählen, sehr oft zu Behinderungen führen und sich auf die Lebensqualität und Unabhängigkeit auswirken. Ein Jahr nach einer Hüftfraktur können 40 % der Patienten immer noch nicht selbständig gehen, und 80 % sind bei anderen täglichen Aktivitäten wie zum Beispiel beim Autofahren und Lebensmitteleinkauf eingeschränkt (Zitat: Univadis, "Osteoporose: Auch in Deutschland zu selten erkannt und häufig untertherapiert").

Die mit Fragilitätsfrakturen verbundenen Kosten sind enorm. So werden in den sechs untersuchten europäischen Ländern die Kosten auf rund 37,5 Mrd. EUR pro Jahr geschätzt. Angesichts der Bevölkerungsalterung dürften sie bis 2030 um bis zu 27 % steigen.

IOF-Forderungen an die Gesundheitsbehörden

Der IOF-Bericht fordert politische Lösungen, die an die individuellen Besonderheiten des Gesundheitssystems eines Landes angepasst sind. Als Beispiel wird das Versorgungsmodell "Fracture Liaison Services" genannt, welches sich als kostengünstige Möglichkeit bewährt hat, um Frakturen zu reduzieren und damit die Belastung für Einzelpersonen und den Gesundheitsdienstleister zu reduzieren.

Quellen:

  • Osteoporose: Auch in Deutschland zu selten erkannt und häufig untertherapiert
    International Osteoporosis Foundation (IOF) 
    Autor: Dr. C. Krause 
    Univadis Medizinische Nachrichten
  • Broken bones, broken lives – the fragility fracture crisis in six European countries
    www.iofbonehealth.org
  • IOF report reveals massive undertreatment of osteoporosis in the most vulnerable
    www.iofbonehealth.org
  • FLS (Fracture Liaison Service) – neue Wege zur Frakturprävention
    Klinikum der Universität München
    www.klinikum.uni-muenchen.de