12.05.25

Neue therapeutische Leitlinien mit leicht veränderten Schwerpunkten.

Endokrinologie und Osteoporose

Die Prävention und die Behandlung einer Osteoporose hat wegen der vielfältigen Risikofaktoren und Einflussgrößen auf den Knochenstoffwechsel interdisziplinär zu erfolgen. Eine wichtige Rolle spielen dabei wegen der hormonellen Veränderungen in der Postmenopause neben den Orthopäden die Gynäkologen und Endokrinologen.

Für die Behandlung der Osteoporose von Frauen in der Postmenopause hat die internationale Endocrine Society in Zusammenarbeit mit der europäischen Gesellschaft für Endokrinologie ein neue Leitlinie veröffentlicht.

Die Endokrinologie ist die Lehre von den endokrinen Drüsen oder "Drüsen innerer Sekretion". Hierzu gehören z. B. die Schilddrüse, die Nebenschilddrüse, die Nebennieren, die Hirnanhangsdrüse oder die Bauchspeicheldrüse. Gemeinsam mit den Keimdrüsen, welche die Sexualhormone bei Mann und Frau produzieren sowie einer Vielzahl weiterer Hormon-produzierender Zellen sind sie verantwortlich für die hormonelle Regulation sämtlicher Organfunktionen unseres Körpers.

Nahezu jedes Organ des Körpers, jede Funktion, wird durch Hormone gesteuert. Daher fallen auch sogenannte "Volkskrankheiten" in das Gebiet des Endokrinologen: Osteoporose, Diabetes, Kropf bzw. vergrößerte Schilddrüse, hormonelle Veränderungen im Alter und viele andere mehr. Somit ist die Endokrinologie ein Bereich, der nicht leicht abzugrenzen ist, vielmehr stellt das Fach eine Art Netzwerk dar, das in allen anderen ärztlichen Fachbereiche eingreift - so auch in die Orthopädie. (Zitat: Uniklinik Freiburg

Zu den Besonderheiten der neuen Leitlinie zur Behandlung von Osteoporose bei Frauen jenseits der Wechseljahre zählt, dass neben wissenschaftlichen Studienergebnissen verstärkt praktische Aspekte und Daten zur Adhärenz und Persistenz Beachtung finden. Um die Adhärenz der empfohlenen Therapieschemata und Therapiestrategien zu steigern, haben die Autoren in den Empfehlungen berücksichtigt, was die Patienten bei der Therapie bevorzugen.

Adhärenz ist in der Medizin ein Maß für die Einhaltung der gemeinsam von Patient und Behandler gesetzten Therapieziele im Rahmen des Behandlungsprozesses. Im Deutschen wird statt "Adhärenz" häufiger der Begriff "Compliance" verwendet, der jedoch nur die einseitige Einhaltung der Therapievorgaben durch den Patienten im Fokus hat ("Therapietreue"). Damit wird außer Acht gelassen, dass für den Therapieerfolg die Mitarbeit beider Behandlungspartner notwendig ist.(Zitat: DocCheck Flexikon)

Persistenz bezeichnet allgemein das langfristige, dauerhafte Fortbestehen von einem Zustand oder einer Sache. Es kann auch mit dauerhafter Beschaffenheit oder Beharrlichkeit übersetzt werden. In der Medizin wird dadurch ein Krankheitsverlauf charakterisiert, in dem eine Krankheit oder ein Symptom in konstanter Ausprägung dauerhaft besteht bzw. “persistiert”. (Zitat: Wikipedia)

Die Grundprinzipien der Osteoporose-Therapie in der Postmenopause

Die Grundprinzipien der Osteoporose-Behandlung in den neuen Leitlinien der internationalen Endocrine Society sind bisher weitgehend in der Routine der Osteoporosetherapie etabliert.

Feststellung des Frakturrisikos

Das Frakturrisiko ist die Grundlage für die Therapieentscheidung. Es wird bei Frauen in der Postmenopause generell mit landesüblichen Messmethoden festgestellt werden.

Bedürfnisse und Vorlieben des Patienten

Die Bedürfnisse und Vorlieben der Patienten sollten in den Behandlungsplan einfließen.

Empfehlungen zum “Lifestyle”

Um das Frakturrisiko zu vermindern müssen Ernährung und Lebensstil gegebenenfalls verändert werden Maßnahmen zur Sturzprophylaxe sollten jede Osteoporose-Therapie begleiten. Entsprechende Empfehlungen sind - auch interdisziplinär - zu erabeiten und zu vermitteln.

Pharmakotherapie (medikamentöse Therapie)

Es stehen mehrere Pharmakotherapien zur Verfügung, die in der Lage sind, das Frakturrisiko zu vermindern. Die Auswahl erfolgt auch anhand des ermittelden Nutzen-Risiko- und Sicherheitsprofils des Patienten unter besonderer Berücksichtigung der Adhärenz.

Kalzium und Vitamin D

Kalzium- und Vitamin D-Supplementation sind fester Bestandteil aller Osteoporose-Therapien.

Bisphosphonat

Mittel der ersten Wahl für Frauen in der Postmenopause mit hohem Frakturrisiko sind die Bisphosphonate.

Unter Bisphosphonat-Therapie sollte eine Neubeurteilung des Frakturrisikos nach drei bis fünf Jahren erfolgen.

Wird bei dieser Neubeurteilung ein nur niedriges oder mittleres Frakturrisiko festgestellt, sollte mit der Bisphosphonat-Therapie bis zu fünf Jahren pausiert werden.

Denosumab

Kommen Bisphosphonate nicht in Frage, steht bei hohem Osteoporose-bedingtem Frakturrisiko Denosumab (60 mg s. c. alle 6 Monate) zur Verfügung. Denosumab bremst die Osteoklasten-Aktivität und fördert so den Knochenaufbau.

Auch unter Denosumab sollte das Frakturrisiko nach fünf bis zehn Jahren erneut beurteilt werden.

Die Gabe von Denosumab sollte nicht verzögert werden. Die Behandlung mit Denosumab sollte nicht ohne Anschlusstherapie mit einem antiresorptiven Medikament oder einer anderen Therapie zur Vorbeugung eines Wiederanstiegs des Knochenstoffwechsels beendet werden.

Andere Medikamente

Teriparatid und Abaloparatid werden bei Frauen mit sehr hohem Frakturrisiko und schweren oder mehrere Wirbel betreffenden Frakturen (während bis zu 2 Jahren) empfohlen.

Raloxifen oder Bazedoxifen wird bei Frauen mit hohem Frakturrisiko sowie geringem Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen, hohem Brustkrebsrisiko oder einer Unverträglichkeit gegen Biphosphonate/Denosumab empfohlen.

Eine menopausale Hormontherapie – Tibolon (außer in den USA oder in Kanada) oder Östrogen – oder Calcitonin ist bei Frauen mit spezifisch erwähnten Merkmalen und/oder einer Unverträglichkeit gegen andere empfohlene Arzneimittel indiziert.

Quellen:

  • Pharmacological Management of Osteoporosis in Postmenopausal Women: An Endocrine Society Clinical Practice Guideline.
    Eastell et al. (2019)
    J Clin Endocrinol Metab
    DOI: doi.org/10.1210/jc.2019-00221
  • Osteoporose in Postmenopause: Neue Leitlinie
    Autor: A. Ramm-Fischer (Ärztin)
    www.gelbe-liste.de
  • Management von Osteoporose bei postmenopausalen Frauen: Neue Leitlinien
    Autor: M. Corcoran
    Univadis Medical News