04.03.19

Die gemeinsame Therapie mit Kalziumpräparaten und Protonenpumpeninhibitoren sollte überlegt sein.

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben beriets vor einigen Jahren nachgewiesen, dass eine gestörte Magensäurebildung, wie sie unter anderem auch durch Säureblocker erreicht wird, zu Osteoporose und zu Knochenbrüchen führt.

Die UKE-Autoren konnten zeigen, dass bei einem krankhaft erhöhten PH-Wert des Magens, also einer verminderten Magensäurebildung, die Kalziumaufnahme aus der Nahrung gestört ist. Die Konsequenz ist, dass sich eine Osteoporose entwickelt und die Knochen brüchig werden. Damit fanden die Wissenschaftler die Ursache des in großen klinischen Studien gezeigten und bisher unverstandenen erhöhten Knochenbruchrisikos von Patienten mit unterschiedlichen Magenerkrankungen, die mit Säureblockern therapiert werden.

Das interdisziplinäre Team um Privatdozent Doktor Thorsten Schinke und Professor Michael Amling, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, und Wiederherstellungschirurgie des UKE, hatten auch festgestellt, dass eine Osteoporoseentstehung bei gestörter Magensäurebildung durch eine gleichzeitige Behandlung mit einem Kalzium-Präparat auf Basis von Kalziumglukonat verhindert werden kann. Kalziumglukonat wird - im Gegensatz zu Kalziumcarbonat - vom Körper magensäureunabhängig aufgenommen.

Derzeit werden jedoch immer noch über 95 Prozent aller in Deutschland verkauften Kalziumpräparate nicht auf Basis von Kalziumglukonat sondern auf Basis von Kalziumcarbonat hergestellt und verordnet. Diese Zahl ist, gemessen an weit verbreiteten Einnahme von Säureblockern definitiv zu hoch und belegt, dass bei die Zusammenhänge zwischen Magensäureproduktion und der Einnahmen von Protonenpumpenblockern nicht ausreichend berücksichtigt wird.

Ein Unterschied in der Bioverfügbarkeit ergibt sich vor allem, wenn die unterschiedlichen Kalzium-Präparate nüchtern aufgenommen werden. In diesem Fall sind Gluconat, Lactat oder Citrat günstiger als Carbonat. Carbonat muss von der Magensäure zunächst in die lösliche Form überführt werden. Das erklärt auch den höheren "Bedarf" an Magensäure und die schlechtere Bioverfügbarkeit bei der gleichzeitigen Einnahme von Protonenpumpenhemmern. Bei Aufnahme der Präparate innerhalb einer Mahlzeit soll jedoch kaum noch ein Unterschied in der Bioverfügbarkeit bestehen. Laut Osteoporose-Leitlinie wird eine tägliche Zufuhr an Kalzium von mindestens 1000 mg am Tag, aber nicht mehr als 1500 mg am Tag empfohlen. Je nach Kalziumzufuhr mit der Nahrung ist daher ein Präparat mit einer Tagesdosis von 500 mg oder weniger empfehlenswert.Die Bioverfügbarkeit ist umso höher, je kleiner die aufgenommene Menge an Kalzium in einer Portion ist. Darum ist es sinnvoll, Kalzium über den Tag verteilt in kleinen Mengen aufzunehmen und nicht in einzelnen hohen Dosen.

Quellen:

  • Wie der Magen die Stabilität der Knochen beeinflusst
    Bundesministerium für Bildung und Forschung
    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. M. Amling
    Institut für Osteologie und Biomechanik
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • Osteoporose durch zu wenig Magensäure
    MedicaMagazin

    www.medica.de
  • Zu wenig Magensäure führt zu Osteoporose
    Gestörte Säurebildung oder Säureblocker verhindern Kalziumaufnahme

    www.scinexx.de