21.02.22

Wissenswertes zur Arthroskopie - kurz gefasst.

Wikipedia definiert die Arthroskopie (Gelenkspiegelung) als eine minimal-invasive diagnostische oder therapeutische Behandlung von Gelenken über kleine Inzisionen (Arthrotomien) unter Einsatz eines Endoskops, das speziell bei Gelenspiegelungen auch als Arthroskop bezeichnet wird.

Außerhalb von Gelenken (Darm, Blase, Bauchhöhle etc,) verwendet man den allgemeinen Begriff Endoskopie.

Genaue Angaben über die Fallzahlen pro Jahr liegen nicht vor. Viele von Verbänden, Praxen oder Krankenhäusern genannten Zahlen sind Schätzungen oder lassen eine Quellenangabe vermissen. Seit Frühjahr 2016 gelten bei der Versorgung von GKV-Versicherten mit Kniegelenksarthrose deutliche Einschränkungen. Arthroskopien dürfen seitdem nur noch bei Patienten mit Traumata, akuten Gelenkblockaden und meniskusbezogenen Indikationen, bei denen die bestehende Gonarthrose lediglich als Begleiterkrankung anzusehen ist, als GKV-Leistung erbracht und über den EBM abgerechnet werden.  Für alle anderen Fälle hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) den Eingriff aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung gestrichen (Zitat: Ärztezeitung).

Lokalisation

Die häufigste Lokalisation angewendeter arthroskopischer Techniken sind die großen Gelenke (Knie-, Schulter-, Hüft-, Ellenbogen- und oberes Sprunggelenk). Dank des technischen Fortschrittes in der Entwicklung von Endoskopen und der digitalen Bildverarbeitung können heute aber auch kleinere Gelenke wie das Handgelenk oder das untere Sprunggelenk problemlos "gespiegelt" werden.

Vorteile

Die Arthroskopie hat gegenüber der chirurgischen Eröffnung eines Gelenks entscheidende Vorteile:

  • Das Gelenk muss nicht komplett eröffnet werden, um Strukturen einzusehen bzw. zu behandeln.
  • Die minimal-invasiven Zugänge erlauben gewebeschonendes Arbeiten.
  • Für den chirurgische Erföffnung eventuell erforderliche Maßnahmen wie z.B. das Ablösen von Sehnen oder Muskeln können vermieden werden.
  • Reduzierte postoperative Schmerzsymptomatik.
  • Besseres kosmetisches Ergebnis (weniger Narbengewebe).
  • Geringere Infektionsrisiko.
  • Dynamische Beurteilung der Gelenkstrukturen während der Gelenkbewegung.
  • Durch die funktionelle EInheit der arthroskopischen und optischen Instrumente ist die Dokumentaion und die Weiterleitung der Befunde zu weiteren Konsultationen in unbegrenztem Maße möglich.
  • Vereinfachte, häufigere Kontolluntersuchungen.

Geschichte

Der Däne Severin Nordentoft (1866–1922) gilt als der Begründer der Arthroskopie und hat den Begriff "Arthroskopie” (“arthroscopia genu“) erstmals verwendet. Er beschrieb 1912 auf dem Deutschen Chirurgen Kongress in Berlin erstmals die Technik der Kniearthroskopie mittels Trokar-Endoskop, einem modifizierten Zystoskop (Endoskop für die Blasenuntersuchung). Jedoch ist bis heute unklar, ob er die beschriebene Technik nur an Kadaverkniegelenken oder auch an Patienten angewendet hat.

Kenji Takagi (1888-1963) führt nach 1915 Arthroskopien an Kadaverkniegelenken durch und entwickelt zunehmend kleinere Instrumente. In den 30er Jahren fertigt er die ersten intraartikulären Farbfotos an und publiziert 1938 sein Werk “Das Arthroskop”.

Eugen Bircher (1882 – 1956) 1921 publiziert zeitgleich mit Kenji Takagi die erste klinische Publikation mit 19 Fällen aus dem Schweizer Kantonsspital Aarau  und führt ab 1919 diagnostische Arthroskopien an Lebenden durch.

Robert W. Jackson (1932-2010) aus Toronto erlernt die Techniken in den 60er Jahren bei Aufenthalten in Japan von Masaki Watanabe, einem Schüler Kenji Tagakis und führte sie in Nordamerika ein. Durch den schnellen technischen Fortschritt (Kaltlicht, Kameraeinheit, flexible Fiberoptik, Wasserpumpen, etc.) erlebte die Arthroskopie in den folgenden Dekaden eine rasante Entwicklung.

Weitere Informationen über die Geschichte der Arthroskopie finden Sie auf den Informatiosseiten der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).

Technische Vorrausetzungen

Um eine arthroskopische Operation durchführen zu können, wird folgende Ausstattung benötigt:

  • Kameraeinheit mit Kamerakopf und Optik (meist 30°, ggf. 70°).
  • Monitor oder andere Bildwiedergabeeinrichtungen zur Visualisierung.
  • Lichtquelle (in der Regel Kaltlicht) zur Beleuchtung im Gelenk.
  • Pumpeinheit zur Füllung des Gelenkes mit Wasser unter definiertem Druck.
  • Einheiten zum Anschluss chirurgischer Instrumente.
  • ggf. Hochfrequenz-Gerät (Elektrokauter mono- bzw. bipolar).
  • Foto- bzw. Video- Dokumentationseinheit

Zusätzlich werden arthroskopische Arbeitsinstrumente benötigt, die sich durch ihre Größe und Länge von den offenen chirurgischen Instrumenten unterscheiden (z. B. Tasthaken mit Skalierung, arthroskopische Schere, arthroskopische Fasszangen, Knotenschieber u.v.m.). Um einen zu hohen Wasserdruckverlust zu vermeiden, können die Portale zusätzlich mit selbtschließenden Kanülen (rigide oder flexibel) gesichert werden (Zitat: Wikipedia).

Allgemeines Vorgehen

Die Inzision

Die Untersuchung kann in Allgemeinanästhesie oder in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Zur Vorbereitung wird das Gelenk mit Flüssigkeit oder (selten) einem inerten Gas aufgefüllt. An geeigneter Stelle wird über eine Stichinzision das Arthroskop mit der Optik eingeführt. Wenn weiteres Instrumentarium (Scheren etc.) eingebracht werden soll, erfolgen ggf. weitere Stichinzisionen.

Stichinzision bezeichnet einem kleinen Schnitt, mit dem beispielsweise eine Körperhöhle aufgemacht wird.

Der Trokar

Ein Trokar ist ein Instrument, mit dessen Hilfe in der minimalinvasiven Chirurgie scharf oder stumpf ein Zugang zu einer Körperhöhle (z. B. Bauchraum, Brustraum) geschaffen und durch ein Rohr (= Tubus) offengehalten wird. Es handelt sich um einen Stift, der in einem Tubus mit einem Innendurchmesser von z. B. 0,5–12 mm sitzt und dessen Spitze die Öffnung des Tubus verschließt. Tubus und Trokar werden z. B. durch die Bauchdecke in den Bauchraum eingeführt. Der Operateur hat dann nach Herausziehen des Trokars aus dem Tubus die Möglichkeit, mit einer Optik (Endoskop) durch den Tubus in den Bauchraum zu schauen oder mit Greif-, Schneide- und anderen Instrumenten innerhalb des Bauchraumes minimalinvasiv zu operieren.

Moderne Trokare sind entweder aus Titan, chirurgischem Stahl oder Kunststoff und werden als einmalig oder mehrfach verwendbare Instrumente hergestellt. Die Spitzen sind an die Tuben angepasst,

 Die Tuben speziell für die Inspektion von Gelenkhöhlen können einen Ventilmechanismus, einen Anschluss zum Insufflieren (Einblasen) von Gas oder Spülflüssigkeiten oder andere Zusatzausstattungen besitzen. Sie sind der "Tunnel" in das Innere des Gelenkes. Durch sie lassen sich Instrumente oder auch sehr kleine Kameras ins Innere des Gelenks einbringen und herausnehmen.

Komplikationen

Die drei häufigsten Komplikationen einer Arthroskopie sind:

  • Wundheilungsstörungen
  • verbleibender Gelenkerguss
  • Gelenkinfekte

 Die Infektionswahrscheinlichkeit nach einer Kniegelenksarthroskopie ist im Vergleich zum offenen Vorgehen deutlich geringer und wird mit etwa 0,13% angegeben.

Zusätzlich können bei unsachgemäßer Handhabung der Instrumente im Rahmen der Arthroskopie Knorpelverletzungen resultieren.

Nach der Arthroskopie der unteren Extremität besteht wie auch bei den offenen Eingriffen ein erhöhtes Risiko für eine Thromboseentwicklung. Bei der Kniegelenksarthroskopie liegt das Risiko einer symptomatischen Venenthrombose bei 0,25 % und für eine symptomatische Lungenembolie bei 0,17 %. In einer großen retrospektiven Analyse konnten folgende Risikofaktoren bestimmt werden: weibliches Geschlecht, Kontrazeptiva, Alter >50 Jahre, vorangegangene Operation im Monat vor dem Eingriff, Operationszeit >1,5 h.

Quellen, Links und Lesetipps

Arthroskopien sind häufige Eingriffe, auch wenn die gesetzlichen Kassen viele Indikationen aus dem Vergütungskatalog gestrichen haben. Im Internet finden Sie daher zahlreiche Seiten, in denen alle Fragen rund um die Arthroskopie ausführlich behandelt werden. LDie geschilderten Indikationen und die damit einhergehenden Versprechen sollten Sie jedoch immer kritisch hinterfragen, da es sich - auch bei den anspruchsvoll und qualitativ gut gemachten Seiten - meistens um Werbebotschaften handelt. Bei der Entscheidungsfindung ersetzt keine Recherche den Dialog mit Ihrem Orthopäden, eventuell ergänzt durch eine Zweitmeinung.