14.02.23

Nicht alle Patienten mit einer Hüft- oder Kniegelenksprothese vertragen ihr Metall-Implantat. Typische Symptome einer Unverträglichkeit sind persistierende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen oder Allgemeinsymptome wie chronische Müdigkeit, Konzentrationsverlust und depressiven Verstimmungen. Gelegentlich zeigen sich auch Hautveränderungen, deren Diagnostik durch die Vielfalt der möglichen dermatologischen Befunde bei Metall-Unverträglichkeit jeoch erschwert wird. Manchmal wird eine Metall Unverträglichkeit als Ursache auch gar nicht in Erwägung gezogen. Als Patient sollten Sie Ihren Dermatologen daher auf eine erfolgte Gelenks Implantation hinweisen, beispielsweise auf einen Hüftgelenksersatz.

Unverträglichkeit nicht gleich Allergie

Eine Unverträglichkeit ist aber noch lange keine Allergie - zumal eine Metallimplantat-Allergie trotz der hohen Raten von anderen, die Haut betreffenden Metall-Allergien in der allgemeinen Bevölkerung wahrscheinlich relativ selten auftritt (Zitat: Dr. med. D. Hartmann, Dermatologin). Es wird angenommen, dass etwa 13 Prozent der Bevölkerung allergisch auf Nickel (Ni), zwei Prozent auf Kobalt (Co) und ein Prozent auf Chrom (Cr) sind, wohingegen die wenigen verfügbaren Daten auf eine wesentlich niedrigere Frequenz allergiebedingter Metallimplantat-Unverträglichkeit hindeuten. Eine Metall-Allergie sollte allerdings dann erwogen werden, wenn es bereits Hinweise auf eine Kontaktallergie gibt, etwa eine Schmuck-Allergie, mit Symptomen wie Rötungen, Pruritus, Ekzemen, oder wenn Implantat-assoziierte Hautveränderungen auftreten ohne klassische Zeichen einer Infektion wie Fieber und entsprechende veränderte Laborwerte (erhöhtes CRP oder erhöhte BSG).

Was tun bei Allergie-Verdacht?

Den Allergie-Verdacht diagnostisch zu klären, ist allerdings nicht ganz einfach. Eine Implantat-Allergie ist noch nicht genau nachzuweisen. Daher wird die Diagnose mittels Ausschlussdiagnostik gestellt. Erst wenn sowohl eine Fehlpositionierung der Prothese, ein Infekt - etwa mit dem auf der Haut vorkommenden Staphylococcus epidermidis - als auch andere Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden können, sollte man an eine allergische Reaktion denken (Zitat: Dr. P. Thomas, Dermatologe, Österreichische Ärztezeitung).

 Bei einer (aufwendig) nachgewisenen "echten" Implantat-Allergie ist der Wechsel auf ein so genanntes hypoallergenes Implantat eine natürliche therapeutische Option. Therapeutische Hoffnungen wecken zudem Fortschritte  bei Biomarkern für erhöhte Entzündungsbereitschaft.

Nachtrag

Wenn nach Implantation einer Metall-Endoprothese, etwa ein künstliches Kniegelenk, die Haut über dem operierten Knie stark gerötet ist, besteht zwar Infekt-Verdacht, aber auch eine Metall-Allergie kann möglich sein. Denken sollte man aber auch an eine andere Art von Allergie, so Professor Dr. med. M. Thomsen (Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Klinikum Mittelbaden Baden-Baden). Thomsen: Wir sehen "manchmal hoch gerötete Knie mit Infektverdacht, bei denen aber nur eine lokale allergische Reaktion, beispielsweise auf Salbenbehandlung vorlieg".

Quellen:

  • Wenn Patienten Metall-Implantate nicht vertragen
    www.univadis.de
  • Implantatunverträglichkeit
    Prof. Dr. med. Peter Thomas  in "Der Hautarzt"

    link.springer.com
  • Update Metallimplantatallergie
    Prof. Dr. med. Peter Thomas  in "Der Hautarzt"

    link.springer.com
  • Klinik und Histologie Metallimplantat-assoziierter Hauterscheinungen
    Dr. med. Daniela Hartmann  in "Der Hautarzt"

    link.springer.com
  • Implantat
    Nickel-Allergie: kein Ausschlusskriterium
    Prof. Dr. med. Peter Thomas,  Österreichische Ärztezeitung
    Österreichische Ärztezeitung
  • Adverse Reaktionen gegenüber orthopädisch-chirurgischen Metallimplantaten nach Kniegelenkersatz
    Prof. Dr. med. Marc Thomsen  in "Der Hautarzt"

    link.springer.com
  • Unverträglichkeitsreaktionen auf implantierbare Herzschrittmacher und Defibrillatoren
    Dr. med.  Burkhard Kreft  in "Der Hautarzt"

    link.springer.com