13.05.19

Die zum Nachweis notwendige Datenlage der schmerzlindernden Wirkung von Antidepressiva fehlt. In einer neuen Studie wurde der Einsatz von Antidepressiva unter randomisierten Bedingungen nun erneut getestet.

Es gibt Ärzte, die bei chronischen Rückenschmerzen, insbesondere bei Kreuzschmerzen trizyklische Antidepressiva zur Schmerzlinderung verordnen. Dieses Prinzip ist jedoch umstritten, da die zum Nachweis notwendige Datenlage nicht sicher gegeben ist. In einer neuen Studie wurde der Einsatz von Antidepressiva unter randomisierten Bedingungen nun erneut getestet.

Manche Experten empfehlen die Verwendung von trizyklischen ANtidepressiva in der Schmerzbehendlung, eine Empfehlung, die von anderen Ärzten gerne aufgenommen und umgesetzt wird. Die zur Zeit gültigen Leitlinien zum nichtspezifischen Kreuzschmerz, die im vergangenen Jahr in zweiter Auflage erschienen ist, sieht diese Empfehlungen eher kritisch und legt sich darauf fest, dass "Antidepressiva in der Therapie von Lumbalgien" nicht zum Einsatz kommen sollten. Eine Kann-Empfehlung gibt es lediglich für die Behandlung chronischer nichtspezifischer Kreuzschmerzen nur, wenn gleichzeitig eine diagnostizierte und bestätigte Depression oder Schlafstörung vorliegt.

Die Studienlage

Gute Studien zum Thema sind selten. Hochwertige Studien zur Wirkung von Antidepressiva gegen chronische Lumbalschmerzen – zumal in niedriger Dosierung –, sind rar. mediziner der Monash University in Melbourne haben eine doppelblinde und randomisierte klinische Studie aufgesetzt, in der die Wirkung von täglich 25 mg Amitriptylin gegen chronisches Kreuzweh getestet wurde (JAMA Intern Med 2018; online 1. Oktober). 146 Patienten waren beteiligt.

Studiendesign

72 Patienten erhielten das niedrig dosierte Trizyklikum, 74 bekamen 1 mg Benzatropin, ein Anticholinergikum, das gegen extrapyramidalmotorische Störungen eingesetzt wird. Es hat keinen bekannten Effekt bei chronischen Schmerzen, kann aber die Nebenwirkungen von Amitriptylin imitieren. 118 Patienten beendeten die Studie, die ein halbes Jahr lang lief. Nach drei und sechs Monaten war keine signifikante Differenz in der Schmerzreduktion zwischen Amitriptylin und Benzatropin auszumachen, obwohl die Tendenz nach sechs Monaten für das Antidepressivum sprach.

Studienergebnisse

Was das Ausmaß der Behinderung anging, gab es nach drei Monaten signifikante Vorteile für die Patienten unter Amitriptylin. Nach sechs Monaten bestand dieses Plus aber nur noch tendenziell und war nicht signifikant. Keine Unterschiede gab es hinsichtlich der Arbeitsfähigkeit und der Zahl der Patienten, die sich aufgrund von unerwünschten Wirkungen aus der Studie zurückzogen.

Amitriptylin ist womöglich ein wirksames Medikament gegen chronische Kreuzschmerzen. Die Befunde unterstützten den Ruf nach groß angelegten klinischen Studien mit niedrig dosiertem Amitriptylin und einem Konzept zur Dosiseskalation.Bis es so weit ist, könnte die Gabe von Amitriptylin bei Patienten, für die sonst nur noch Opioide infrage kommen, einen Versuch wert sein, Das bedeutet aber nicht, dass schwer depressive Patienten mit Rückenschmerzen nicht mit Antidepressiva behandelt werden sollten. Zudem gebe es Belege, so die Forscher, die für den Einsatz bei anderen Formen von Schmerz sprächen.

Quelle:

  • Mit Antidepressiva Kreuzweh lindern?
    Autor: R. Bublak

    www.aerztezeitung.de
  • Efficacy of Low-Dose Amitriptyline for Chronic Low Back Pain
    A Randomized Clinical Trial
    Donna M. Urquhart, PhD1; Anita E. Wluka, PhD1; Maurits van Tulder, PhD2; et al Stephane Heritier, PhD1; Andrew Forbes, PhD1; Chris Fong, MBBS3; Yuanyuan Wang, PhD1; Malcolm R. Sim, PhD1; Stephen J. Gibson, PhD4,5; Carolyn Arnold, MBBS6,7; Flavia M. Cicuttini, PhD1
    JAMA Intern Med. 2018;178(11):1474-1481. doi:10.1001/jamainternmed.2018.4222