03.10.18

Berliner Startup entwickelt Kleidung gegen Rückenschmerzen

Ein Berliner Startup entwickelte laut verschiedener Presseberichte mithilfe der AOK ein intelligentes  T-Shirt gegen haltungsbedingte Rückenschmerzen. Was verbirgt sich wirklich hinter der Schlagzeile?

Vor zwei Jahren begannen vier Wirtschaftsinformatik-Studenten an einer Erfindung zu arbeiten: einem intelligenten Kleidungsstück.

Zielsetzung

Die Sportbegeisterten Studenten wollten ein T-Shirt, das die eigenen Bewegungen aufzeichnen kann, entwickeln und zur Prototyp Reife bringen. Ziel war, zu sehen, ob man Sport-Übungen korrekt ausführt". Schnell stand für die Studenten fest, dass sich das intelligentes Oberteil auch gut für den Gesundheitsmarkt eignen würde – zum Beispiel, um haltungsbedingte Rückenschmerzen zu “beseitigen”.

Kooperation

Durch die Vermittlung ihres Professor an der FU, Martin Gersch konnte die AOK als Partner ins Boot geholt werden. Hauptanliegen und wichtigste Aufgabe des neuen Partners war die spezifische medizinische Wissensvermittlung. Unter Anleitung einer erfahrenen Physiotherapeutin lernten die Projektentwickler beispielsweise, welche körperlichen Bewegungen bei der Entwicklung des T-Shirts unbedingt berücksichtigt werden müssen.

Zum anderen vermittelte die AOK dem Quartett das nötige Grundlagenwissen über den Gesundheitsmarkt, seine Strukturen und Akteure sowie das nötige Fachwissen über Produktentwicklung.

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis war, dass der Gesundheitsmarkt altmodisch und deshalb nicht gerade innovationsfreundlich ist, weshalb ein langer Atem eine unabdingbare Voraussetzung dafür ist, sich mit Neuerungen im Gesundheitswesen durchzusetzen.

Stand der DInge (zitiert aus der Ärztezeitung)

Der Prototyp des T-Shirts ist mittlerweile fertig und funktioniert. Jetzt geht es an die Feinarbeit: Fünf Sensoren sind auf dem Hemd aufgeklebt, in Zukunft sollen sie in das Shirt eingearbeitet werden. Darüber hinaus muss das Shirt gewissermaßen so programmiert werden, dass es jedermann passt.

Rund 10.000 Euro haben die Start-up-Gründer bisher in ihr Projekt aus eigener Tasche gesteckt. Im nächsten Jahr können sie auf eine Finanzierung durch das Bundeswirtschaftsministerium zurückgreifen. Eine App ist in Planung. 

Dann wollen die Studenten die Entwicklung ihres T-Shirts weiter forcieren und vor allem bessere Sensoren kaufen. Selbstredend wird dann auch an einer potenziellen Anschlussfinanzierung gearbeitet.

Gespräche mit der Charité

Nicht nur bei der AOK Nordost ist das Shirt auf Interesse gestoßen. Auch die Charité ist auf die Erfindung aufmerksam geworden. Denn mit ihm könnten beispielsweise bei Alzheimer-Patienten Bewegungsanalysen durchgeführt werden, die Aufschluss über den Behandlungsverlauf geben.

Einschätzung

Überschriften und Schlagzeilen wie “T-Shirt gegen Rückenschmerzen” suggerieren ein Therapeutikum. Anziehen, tragen, schmerzfrei. Bei genauem Hinsehen entpuppt sich das Kleidungsstück aber eher als ein den Bewegungsablauf betreffendes “diagnostisches Hilfsmittel” oder als “Kontrollgerät”. Die Hauptverantwortung der Schmerzbekämpfung verbleibt beim Patienten selbst.  Die notwendige ausdauernde , disziplinierte und konzentrierte Bewegungstraining übernimmt kein Kleidungsstück. Ohne Zweifel wird es aber die Kontrolle über die Bewegung und wohl auch über den Eifer des Patienten an seiner Gesundung mitzuwirken verbessern. So gesehen, ein guter Ansatz!

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