04.09.18

Die Bedeutung inhalativer Glukokortikosteroide (“Cortison”) bei COPD-Patienten muss neu überdacht werden.

Glukokortikosteroide (“Cortison”) als Dauermedikarion sind ein anerkannter Risikofaktor bei der Osteoporoseentstehung. Patienten, die infolge einer chronischen Grunderkrankung auf die ständige Einnahme von Cortisonpräparaten angewiesen sind, gelten als Osteoporose gefährdet. Dosierungen müssen entsprechend der Ausprägung der Knochendichte angepasst werden und Präventionsmaßnahmen zur Osteoporosebehandlung sind konsequent durchzuführen.

Als Ausnahme galt die Einnahme inhalativer Glukokortikosteroide (ICS) bei COPD-Patienten. Sie, so die weit verbreitete Auffassung schien eine Osteoporoseentstehung nicht im nennenswerten Umfang zu begünstigen.

COPD: Der internationale Fachausdruck "COPD" ist eine aus dem Englischen übernommene Abkürzung für chronic obstructive pulmonary disease und bezeichnet eine chronisch-obstruktive Bronchitis (COB) mit oder ohne Lungenemphysem. "Obstruktiv" steht für eine Verengung der Atemwege - beide Krankheitsbilder sind nämlich dadurch gekennzeichnet, dass der Luftstrom vor allem beim Ausatmen behindert ist. Die Abkürzung COPD dient somit als Sammelbegriff für die beiden chronisch-obstruktiven Lungenkrankheiten Chronische obstruktive Bronchitis und Emphysem. Rauchen ist die Hauptursache für eine COPD. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung gehört das chronische Asthma nicht zu den COPD Erkrankungen. (Zitat: Lungenfachärzte im Netz)

Dabei war die Studienlage unklar. Während der Einfluss von Glukokortikosteroiden ("Cortison") als Tabletten oder Injektion auf die Knochenstruktur durch Studien gut belegt ist, blieb die entsprechende Wirkung inhalativer Glukokortikosteroide (ICS) umstritten. Inhalativ bedeutet eingeatmet, also die Zufuhr mittels eines Sprays. Die scharfe Abgrenzung der Einflussnahme der ICS gegen die in der Regel mit einer COPD vergesellschafteten anderen Risikofaktoren der Osteoporose wie Nikotinabusus, Bewegungsmangel oder Übergewicht war im Studiendesign oder statistisch nicht exakt möglich.

Dem Ergebnis einer umfangreichen Beobachtungsstudie zufolge, scheint das ab einer gewissen Dosis jedoch der Fall zu sein. In der Studie wurden zwei Datensätze mireinander verglichen (“Clinical Practice Research Datalink” und “Optimum Patient Care Research Database”. Darin wurden jene COPD-Patienten isoliert, die zwischen 1990 und 2015 entweder nur mit ICS oder nur mit lang wirksamen Bronchodilatatoren behandelt wurden. In beiden Gruppen wurden die ermittelten Patienten nach weiteren Risikofaktoren wie Raucherstatus, Exazerbationshäufigkeit, oraler Steroidtherapie usw. in Untergruppen eingeteilt.

In der anschließenden vergleichenden Analyse ging die ICS-Therapie mit einem relativ um 14% erhöhten Risiko für den Beginn einer Osteoporose einher; jedoch ohne signifikanten Zusammenhang. Mit steigender Dosis nahm das Risiko aber weiter zu. Das erhöhte Risiko für die Entstehung einer Osteoporose beginnt mit einer mittleren Tagesdosis von 500 µg.

Die Ergebnisse machen deutlich, wie wichtig es ist, COPD-Patienten nur ICS zu verschreiben, wenn eine solche Therapie auch indiziert ist, und dann in einer so niedrigen Dosis wie möglich (Schlussfolgerung der Studienautoren). COPD Patienten müssen Vorsoge treffen. Geeignete Maßnahmen sind richtige Ernäkrung, ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D und die Kontrolle bzw. Beseitigung anderer Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Rauchen oder Übergewicht.

Quellen:

  • Verdacht bei COPD erhärtet sich
    Inhalative Steroide doch Risikofaktor für Osteoporose?
    Dr. Jaco Voorham et al.
    Vorstellung des Abstracts auf dem Kongress der European Respiratory Society ( ERS) in Paris.
    Ausführliche Ausarbeitung V. Schlimpert auf www.springermedizin.de