17.09.18

US-Experten sehen ungenügende Datengrundlage dafür, dass selbstständig lebende Erwachsene Knochenbrüche durch die regelmäßige Einnahme von Vitamin D und Kalzium verhindern können.

Es gibt nicht genug Beweise dafür, dass selbstständig lebende Erwachsene Knochenbrüche durch die regelmäßige Einnahme von Vitamin D und Kalzium verhindern können. Fest steht nur, dass sie damit die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Nierensteine zu bekommen.

Studiendesign

Vor dem Hintergrund von ca. 2 Millionen Osteoporose-bedingten Frakturen (Knochenbrüchen) in den USA im Jahr 2005 und einer erwarteten Zunahme auf 3 Millionen bis zum Jahr 2025 wurden Beweise für den Nutzen einer Nahrungssupplementation mit Vitamin D, mit oder ohne zusätzlichem Kalzium, gesichtet. Bei der Sichtung bereits vorliegender Daten und Studien ging es allerdings nur um die Primärprävention von Brüchen bei selbstständig lebenden Erwachsenen. 

Primärprävention setzt vor Eintreten der Krankheit ein und zielt darauf ab, eine Erkrankung von vornherein zu verhindern. Die Primärprävention richtet sich an Risikogruppen, Gesunde und Personen ohne Krankheitssymptome. Beispiele für Primärprävention sind schulische (Setting-)Maßnahmen zur Ernährung, Bewegung,

Studien zur Osteoporose und ähnlichen Krankheiten wurden von der Sichtung der Studienergebnisse ausgeschlossen, ebenso Untersuchungen mit Patienten, die Medikamente eingenommen hatten, die als Risikofaktor für die Entwicklung einer Osteoporose gelten. Ebenfalls ausgeschlossen wurden Patienten, die bereits einen Knochenbruch erlitten hatten.

Hauptergebnisse

  • Es gibt nicht genügend Evidenz ("Gewissheit"), um das Verhältnis von Nutzen und möglichen Schäden von Vitamin D und Kalzium für die Primärprävention von Frakturen bei Männern und prämenopausalen Frauen zu beurteilen.
  • Ebenfalls ungenügend ist die Evidenz ("Gewissheit") bezüglich einer Nahrungsergänzung mit mehr als 400 IU Vitamin D und mehr als 1g Kalzium für postmenopausale Frauen.
  • Selbstständig lebenden prämenopausalen Frauen wird davon abgeraten, Nährungsergänzungsmittel mit bis zu 400 IU Vitamin D und 1 g Kalzium für die Primärprävention von Frakturen einzunehmen, da es hinreichende Beweise gibt, dass eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D und Kalzium das Risiko für Nierensteine erhöht.

Klinische Bedeutung

Gemäß einer Umfrage nahmen im Jahr 2012 mehr als ein Viertel Männer und mehr als ein Drittel der Frauen Vitamin D und Kalzium-Präparate zu sich. Die Zahlen für Deutschland sind vermutlich kleiner, mehr Evidenz für den Nutzen dieser Maßnahme zur Primärprävention von Frakturen bei selbstständig lebenden Erwachsenen gibt es hierzulande aber auch nicht.

Diese Ergebnisse und das nachgewiesene erhöhte Risiko für Nierensteine sollten im Rahmen von Patientengesprächen über den Wert von Nahrungsergänzungsmitteln nicht unerwähnt bleiben.

Quellen:

  • Vitamin D, Calcium, or Combined Supplementation for the Primary Prevention of Fractures in Community-Dwelling Adults:
    US Preventive Services Task Force Recommendation Statement.
    JAMA. 2018 Apr 17;319(15):1592-1599. doi: 10.1001/jama.2018.3185.
  • Primärprävention von Frakturen: US-Experten sehen ungenügende Datengrundlage
    www.univadis.de