Vor einer Prothesenimplantation
Kurze Antworten auf häufig gestellte Fragen vor einer Operation.
Bin ich bereit für eine Knieprothesenimplantation?
Sind sie bereit für eine Operation und ist sie angebracht? Beantworten Sie sich folgende Fragen:
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Schränken Ihre Knieschmerzen Ihre täglichen Aktivitäten erheblich ein?
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Sind die verschriebenen Schmerzmittel ausgereizt, d.h. tritt auch nach Einnahme von Schmerzmedikamenten keine ausreichende Schmerzlinderung mehr ein?
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Treten die Schmerzen nicht nur tagsüber, sondern auch nachts auf?
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Haben die Schmerzmittel zu nicht unerheblichen Nebenwirkungen geführt?
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Können alternative Behandlungsmethoden wie Physio- und Elektrotherapie oder Injektionstherapien keine Linderung Ihrer Schmerzen mehr bewirken?
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Ist Ihre Lebensqualität wesentlich eingeschränkt?
Je mehr Fragen Sie mit ja beantworten, desto mehr profitieren Sie beim Vorliegen einer röntgenologisch gesicherten Arthrose möglicherweise von einer endoprothetischen Versorgung. Sie sollten ihren Arzt konsultieren.
Sollte ich vor einer Knieprothesenimplantation abnehmen?
Die Frage kann mit einem "eingeschränkten" Ja beantwortet werden. Für die Operation ist eine Gewichtsabnahme zwar nicht zwingend erforderlich. Extremes Übergewicht erhöht jedoch das Risiko für Wundheilungsstörungen oder eine Thrombose. Durch das hohe Körpergewicht wird die Prothese auch künftig vermehrt mechanisch belastet. Deshalb kann eine Ernährungsberatung und Gewichtsabnahme parallel zur geplanten Operation sinnvoll sein. Bitte sprechen sie darüber mit Ihrem Operateur.
Welche Narkose ist empfehlenswert?
Grundsätzlich kann die Operation in einer Vollnarkose (Allgemeinanästhesie) oder einer örtlichen Betäubung (regionale Leitungsanästhesie) erfolgen.
Die Allgemeinanästhesie ist ein medikamentös herbeigeführter, kontrollierter Zustand der Bewusstlosigkeit, wobei die Luft- bzw. Narkosemittelzufuhr bei fehlenden Schutzreflexen über entsprechende Hilfsmittel (Tubus oder Maske) gewährleistet wird. Die künstlich herbeigeführte Narkose bewirkt somit die zeitweilige Funktionshemmung des zentralen Nervensystems mit Herbeiführung von Bewusstseinsverlust (Schlaf) und Ausschaltung des Schmerzempfindens (Analgesie).
Eine örtliche Betäubung dagegen erfolgt, indem über eine Injektion von Lokalanästhetike rückenmarksnah oder durch Lokalanästhesie die Nervenfasern gehemmt werden. Der Patient kann bei diesem Verfahren wach bleiben.
Häufig wird ein kombiniertes Verfahren aus Allgemein- und peripherer Leitungsanästhesie zur postoperativen Schmerztherapie empfohlen. Welche Narkoseform für Sie am besten geeignet ist, hängt von vielen Faktoren ab und wird in einem gemeinsamen Gespräch mit dem Anästhesisten (Narkosearzt) geklärt. Beide Betäubungsarten haben sich bei der Prothesenoperation bewährt. Eine grundsätzliche Empfehlung existiert daher nicht.
Können beide Kniegelenke gleichzeitig ersetzt werden?
Durch Verbesserungen in der Operationstechnik und der Narkoseverfahren werden heute immer öfter beidseitige Protheseneingriffe in einer Operation durchgeführt. Mit dem erhöhten Operationsaufwand vergrößert sich das Komplikationsrisiko nur geringfügig. Dennoch sollte eine Entscheidung dieser Art gut überdacht sein, da neben den ausgeprägteren Schmerzen nach der Operation auch eine erschwerte Mobilisation resultieren kann. Bitte sprechen Sie bei beidseitigen Schmerzen mit Ihrem Arzt darüber.
Wann ist eine Bluttransfusion erforderlich und was ist bei Fremdblutgabe zu beachten?
Eine Bluttransfusion wird unter Umständen nach der Operation bei Mangel von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) gegeben. Diese transportieren den für die Zellen lebensnotwendigen Sauerstoff. Sinkt die Anzahl der roten Blutkörperchen (Anämie), droht durch Sauerstoffmangel der Zelluntergang. Dies kann zu Organstörungen führen. Betroffen davon sind besonders das Herz, das Gehirn, die Nieren und die Leber. Die Toleranz des Körpers in einer Mangelsituation ist u. a. abhängig von vorbestehenden Grunderkrankungen und dem Lebensalter.
Der Protheseneinbau selbst kann keine übertragbaren Erkrankungen (wie z. B. Hepatitis oder HIV-Infektion) verursachen. Ein möglicher Übertragungsweg ist der Kontakt mit Fremdblut, wie z. B. bei einer Fremdbluttransfusion oder Injektion von Gerinnungsfaktoren. Da Spender und Blutpräparate auf Viren zuvor sorgfältig geprüft werden, verbleibt ein sehr geringes Restrisiko. Dieses liegt derzeit etwa bei 1: 5.000.000.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über das Risiko von Bluttransfusionen und über Möglichkeiten, vor der Operation eigenes Blut (Eigenblut) zu spenden, welches dann während oder nach dem Eingriff verabreicht werden kann.
Was sollte ein Diabetiker im Rahmen der Knieoperation beachten?
Durch die Operation gerät ihr alltäglicher Lebensrhythmus wie Schlafzeiten, Gehstrecke, körperliche Bewegung u. a. durcheinander. Die Operation selbst bewirkt einen Stoffwechselschub in Richtung der vermehrten Zuckerfreisetzung. Beides führt damit zumeist zu einer geringen vorübergehenden Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Passen Sie die Insulindosis unter Anleitung Ihres Arztes oder Anästhesisten deshalb Ihrer veränderten Situation an.
Wenn Sie zuckersenkende Tabletten einnehmen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt schon vor der Operation darüber, ob und in welchem Umfang eine vorübergehende Blutzuckerwerterhöhung von Ihrem Körper toleriert wird. Um andersgeartete Stoffwechselentgleisungen (Laktatazidose) zu vermeiden, wird in der Regel um das Absetzen des oralen Antidiabetikums Metformin 48 Stunden vor dem geplanten Eingriff gebeten.
Was müssen Allergiker beachten?
In den ärztlichen Vorbereitungsgesprächen mit den Operateuren und Anästhesisten sollten Sie alle Ihnen bekannten Allergien aufzählen. Unverträglichkeiten gegen Chrom oder Nickel bestehen meist dann, wenn es bei Kontakt von Modeschmuck oder Metallknöpfen mit der Haut zu Rötungen oder Juckreiz kommt. Die wissenschaftlichen Kenntnisse zum Zusammenhang von Allergien und damit möglicherweise verbundenen Problemen nach einem Kunstgelenkersatz sind noch lückenhaft. Dennoch wird bei vorliegender Metallunverträglichkeit meist zu alternativen Materialien geraten. Der Arzt kann den nach heutigem Wissen für Sie geeigneten Prothesentyp auswählen.
Wie wirkt sich eine Osteoporose auf die Lebensdauer des künstlichen Kniegelenkes aus?
Die Osteoporose entspricht einer Verminderung von Kalksalzen im Knochengewebe. Hierdurch wird dieses brüchiger und anfälliger für Frakturen. Durch eine geeignete Operationstechnik lässt sich die Prothese auch bei osteoporotischem Knochen fest verankern. Eine Bestätigung, dass sich die Prothese schneller lockert, gibt es bisher nicht, jedoch besteht bei Stürzen eine erhöhte Frakturgefahr.
Quellen und Lesetipps:
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Häufig gestellte Fragen zum Knie
Konservative Therapie
DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ENDOPROTHETIK
www.ae-germany.com