29.01.15
Schmerzausstrahlung bei Arthrose
Schmerzausstrahlung bei Arthrose

Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist die richtige Diagnose. Nicht korrekte Diagnosen führen dazu, dass die Krankheit nicht oder falsch behandelt wird. Geeignete Behandlungsmaßnahmen unterbleiben, unnötige Behandlungsmaßnahmen werden durchgeführt, die Erfolge bleiben aus. Seelische wie körperliche Belastungen sind die Folge.

Das herausragende Symptom einer Arthrose ist der Schmerz. Für die Diagnostik ist der Schmerz wegweisend. Obwohl der Arthroseschmerz in der Regel typische Charakteristika aufweist, kann es doch vorkommen, dass der vom Patienten empfundene und geschilderte Schmerz nicht von den Gelenken, sondern von der Muskulatur oder andern Weichteilen herrührt.

Typische Beispiele für solche „Schmerzverursacher“ wären etwa Muskelspasmen oder der Weichteilrheumatismus.

Die Unterscheidung zwischen Gelenkschmerz (artikulärem Schmerz) und anderen, nicht in den Gelenken zu lokalisierenden Schmerzen (periartikulärer Schmerz) ist jedoch sehr wichtig, da die Behandlungsansätze sehr unterschiedlich sind.

Welche typischen Umstände führen zu einer Fehlinterpretation?
Die Umstände, die zu einer Fehlinterpretation des geschilderten Schmerzes führen, lassen sich in drei Gruppen gliedern.

1.    Ursache des Schmerzes ist keine Arthrose, sondern eine andere Erkrankung
Auch andere Erkrankungen können arthroseähnliche Schmerzen hervorrufen. Dazu zählen beispielsweise Verletzungen (Traumata), neurologische Erkrankungen oder Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.

Aber: Das Vorliegen einer anderen Erkrankung schließt eine Arthrose nicht zwangsläufig aus. Die volkstümliche Redewendung „man kann Läuse und Flöhe haben“ bringt es auf den Punkt. Häufig ist beispielsweise das gleichzeitige Auftreten von Gicht und Arthrose oder eine schmerzhafte Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) infolge einer Arthrose des Daumengrundgelenks.

2.    Der Gelenkschmerz ist Folge einer Arthrose, aber die Arthrose betrifft ein anderes Gelenk
In diesen Fällen spricht man von Projektion oder Ausstrahlung des Schmerzes. So können die Schmerzen aufgrund einer Hüftgelenksarthrose auf das Kniegelenk projiziert werden. Der Patient nimmt dann die Hüftgelenksarthrose als Knieschmerzen wahr. Sehr häufig sind Projektionen auch bei der Arthrose der Wirbelbogengelenke. Die so verursachten Schmerzen können praktisch in alle anderen Gelenke ausstrahlen. Neben der Arthrose der Wirbelbogengelenke sind auch andere Schäden der Wirbelsäule wie Bandscheibenvorfälle oder Spondylose Ursachen einer Schmerzausstrahlung in entfernte Gelenke, die dann als Arthrose fehlinterpretiert werden können.

3.    Ursache des Schmerzes ist ein Weichteilrheumatismus,
       der sich infolge einer Arthrose entwickelt hat

Typische Beispiele sind die Entzündung eines Schleimbeutels (Bursitis), die Bänderzerrung oder die Sehnenansatzentzündung (Insertionstendopathie).

Fazit
Nicht jeder Gelenkschmerz bedeutet gleich Arthrose! Hinter den Schmerzen können sich auch andere, oft harmlose und gut therapierbare Erkrankungen verstecken. Andererseits bedeutet es, dass jede Diagnostik nicht nur sorgfältig, sondern auch weit über die Grenzen eines schmerzhaften Gelenks hinaus erfolgen muss.