11.03.18

Im Themenkomplex "Gesunde Ernährung bei Osteoporose" weist der Dachverband der Osteoporose Selbsthilfegruppen (OSD) noch einmal ausdrücklich auf die Bedeutung von Eiweißen und Proteinen in der Ernährung von Osteoporose Patienten hin.

Weil Proteine dazu beitragen, Zellen aufzubauen und wichtige Strukturen in Knochen und Muskeln zu bilden, sind sie ein entscheidender Bestandteil gesunder Ernährung. Eine unzureichende Zufuhr in der Jugend wirkt sich bereits sehr früh nachhaltig auf die Entwicklung der Knochen aus. Im späteren Leben beeinträchtigt ein Proteinmangel den Erhalt der Knochensubstanz. Gleiches gilt für die Muskulatur. Eine niedrige Proteinzufuhr geht einher mit einer reduzierten Muskelmasse. Besonders ältere Menschen sind anfällig für Muskelschwäche, Sarkopenie (altersbedingte Abnahme der Muskelleistung) und Gebrechlichkeit. Proteinreiche Kost kann den alterbedingten Verlust an Knochensubstanz und Muskelgewebe zwar nicht stoppen, aber - vor allem in Kombination mit Bewegung und Training - deutlich verlangsamen. Eiweiße und Proteine haben daher bei Osteoporose Patienten einen doppelten Nutzen : Sie unterstützen den Aufbau von Knochen und Muskulatur.

Die Auswirkungen der Proteinaufnahme auf die Kräftigung der Muskulatur haben darüber hinaus noch den  Nebeneffekt, dass nur mit ausreichend kräftiger Muskulatur eine effiziente Sturzprophylaxe realisiert werden kann.

Proteine

Proteine werden umgangssprachlich auch als Eiweiße bezeichnet, haben namentlich aber nur entfernt etwas mit dem Eiklar von Hühnereiern zu tun. Spricht man in der Medizin oder der Biologie von Proteinen oder Eiweißen geht nicht um das Hühnerei, sondern um Makromoleküle, welche in ihrer Grundsubstanz aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Schwefel bestehen. Alle biologischen Funktionen in einem lebenden Organismus werden fast gänzlich von Proteinen übernommen. Proteine sind daher überlebensnotwendig.

Proteine (Eiweiße) sind auch Nährstoffe. Zusammen mit Fetten und Kohlenhydraten bilden sie die drei wichtigen Hauptnährstoffgruppen. Auch wenn Proteine keine wesentliche Energiequelle für den Menschen darstellen, sind sie doch unersetzbare Nahrungsbestandteile. Es sind komplexe Naturstoffe, die ihre Bedeutung als Bausteine für den Aufbau wiederum neuer, körpereigener Proteine haben. Als Grundbaustein aller menschlichen Zellen tragen sie dazu bei, neue Zellen aufzubauen und bestehende Zellen zu reparieren. Sie erfüllen im Körper wichtige Aufgaben verschiedenster Art und sind Bausteine für Zellen, Muskeln, Moleküle der Immunabwehr, Hormone und Stoffwechselprodukte.

Während auf Kohlenhydrate und Fette in der Nahrung zeitweilig verzichtet werden kann, ist eine weitgehend kontinuierliche Zufuhr von Proteinen für die Gesundheit uabdingbar.

Auf die Ausgewogenheit kommt es an!

Zur Frage nach der richtigen Menge gibt es unterschiedliche Meinungen. Auch mögliche ungünstige Wirkungen auf die Knochengesundheit durch eine höhere Proteinzufuhr werden kontrovers diskutiert.

Kalziumverlust durch Proteine?

Contra

In einigen Studien wurde behauptet, dass eine hohe Proteinzufuhr möglicherweise zu einem erhöhten Kalziumverlust über die Nieren beiträgt und dass eine proteinhaltige Ernährung möglicherweise schädlich für die Gesundheit der Knochen ist. Diese Annahme wurde widerlegt, da die erhöhte Kalziumausscheidung nach einer proteinhaltigen Mahlzeit nicht zu einem negativen Kalziumhaushalt beiträgt (Prof. Heike Bischoff-Ferrari, In drei Schritten zu starken Knochen, IOF, 2011).

Pro

Beim Eiweißabbau im Stoffwechsel entstehen Säuren, die vor ihrer Ausscheidung über die Nieren erst mit Kalzium neutralisiert ("gepuffert") werden müssen. Andernfalls wird der Körper übersäuert. Ist der Eiweißkonsum nicht ausgewogen sehr hoch und die Kalziumzufuhr wenig ausgewogen sehr niedrig, resultiert daraus eine negative Kalziumbilanz, und das nötige Kalzium wird aus den Knochen bezogen. Daher weisen Vegetarier mit niedrigem Konsum von tierischem Eiweiß immer eine positive Kalziumbilanz mit stabileren Knochen auf. Eskimos, die viel tierisches Eiweiß und wenig Kalzium aufnehmen, haben dagegen eine 20 % höhere Knochenverlustrate als Europäer.

Pflanzliches Protein ist besser als tierisches Protein?

Contra

Es kann nicht bestätigt werden, dass tierisches Protein durch die Erhöhung des Säuregehalts in unserem Körper zu einem Knochenabbau führt. Tatsächlich gibt es keinen überzeugenden Beweis, dass pflanzliche Proteinquellen besser als tierische Proteinquellen sind. Es scheint, dass sowohl pflanzliche als auch tierische Proteinquellen sich positiv auf stärkere Knochen und Muskeln und damit auf die Osteoporose-Prävention auswirken  (Prof. Heike Bischoff-Ferrari, In drei Schritten zu starken Knochen, IOF, 2011).

Pro

Nur ist eben nicht jedes tierische Eiweiß geeignet und auch hier kommt es besonders auf die ausgewogene Ernährung an. Studienergebnisse haben den eindeutigen Nachweis erbracht, dass ein hoher tierischer Eiweißkonsum (Fleisch und Wurst) das Frakturrisiko fast um das 4-fache erhöht. Aber auch ein extrem niedriger Eiweißkonsum, wie das z.B. bei Essstörungen der Fall ist, führt zu einer erhöhten Knochenresorption. Ein hoher Eiweißkonsum aus Pflanzenkost (z.B. Bohnen) oder Milchprodukten wirkt sich dagegen nicht negativ aus.

Oft wird einseitig eiweißreiche Ernährung (vor allem auf Basis tierischer Produkte) mit Kalziumverlusten in Verbindung gebracht. Auch hier wiederum zeigen Studien über diesen Zusammenhang, dass ein wichtiger Schritt für eine positive Kalziumbilanz, die uns die Festigkeit der Knochen erhält, darin besteht, sich ausgewogen zu ernähren. Und tendenziell pflanzlichen Produkten den Vorzug zu geben  (Prof. Rainer Bartl, Kursbuch Osteoporose, Südwest Verlag, 2007)

Nüsse, Mandeln, Hülsenfrüchte (z.B. Erbsen, Linsen, Bohnen), Fisch (z.B. Thunfisch, Ölsardinen), Geflügel (z.B. Hähnchen, Pute), Fleisch (z.B. mageres Rind- oder Schweinefleisch, Parmaschinken) und Käse (z.B. Emmentaler, Parmesan) sind gute Quellen für Proteine.

Quellen und Lesetipps