25.02.18

Gehe ich bei Rückenschmerzen eher zu einem Orthopäden oder zu einem Neurochirurgen? Diese Frage beschäftigt nicht selten Patienten, die unter chronischen Rückenproblemen leiden und eine Operationsindikation abklären wollen. Das Arthrose Journal hat sich dieser Frage angenommen.

Noch vor nicht all zu langer Zeit hatte die Frage einen anderen Hintergrund. Vor etwa 20 bis 30 Jahren waren Neurochirurgen neben ihrer Tätigkeit im Bereich der Hirnchirurgie meist nur für die Entlastung der Nerven  entlang der Wirbelsäule zuständig ("eingeklemmter Nerv"). Diese Indikationen fanden sich überwiegend im Bereich der Halswirbelsäule oder der Lendenwirbelsäule und nur gelegentlich in anderen Abschnitten der Wirbelsäule.

Anders als ihre Kollegen waren Orthopäden und Unfallchirurgen eher dafür zuständig und ausgebildet, sogenannte "instrumentierte Wirbelsäulenoperationen" durchzuführen, insbesondere bei Frakturen. Dabei handelt es sich um Operationen, in denen Metallimplantate, wie zum Beispiel Schrauben und Stäbe, verarbeitet werden.

Aufgrund dieser unterschiedlichen Eignungen und Kompetenzen waren zwei Operateure keine Seltenheit. Orthopäden und Neurochirurgen brachten gemeinsam ihre Kompetenzen ein. Der Neurochirurg führte die Dekompressionsoperation zur Entlastung der komprimierten Nervenstrukturen durch. Der Orthopäde korrigierte anschließend bei gegebener Instabilität und Verkrümmung das betroffene Segment mittels einer Versteifungsoperation.

Heutzutage stellt sich die Frage, welcher Spezialist der geeignetere ist, nicht mehr. In beiden Fachrichtungen spezialisieren sich Ärzte während ihrer Ausbildung auf das gesamte Behandlungsspektrum der Wirbelsäulenerkrankungen. Die Behandlungsoptionen reichen dabei von ambulanten Infiltrationen und Verödungen von Nerven (unter Röntgendurchleuchtung oder CT ) bis hin zu stationär durchgeführten minimalinvasiven Eingriffen, Bandscheibenprothesen und Versteifungsoperationen.

Heute stehen dafür andere Fragen im Vordergrund. So sollten Sie sich vor einer Operation eventuell darüber informieren, ob die Klinik große Erfahrung in der bevorstehenden Behandlung hat und ob das Ärzteteam auf Wirbelsäulenbehandlungen spezialisiert ist. Ihre Ärzte müssen Sie auf alternative Behandlungen hinweisen können und ausführlich über mögliche Komplikationen und notwendige Nachbehandlungen eines Eingriffes informieren. Oft kann der gleiche Arzt den Patienten auch zunächst konservativ behandeln und bei weiteren Beschwerden eine operative Lösung vorschlagen.

Bitte denken Sie bei Ihren Überlegungen auch daran, dass eine Operation nur ein Schritt auf dem langen Weg in eine (hoffentlich) beschwerdefreie Zukunft ist. Die Qualität des Operateurs ist daher wichtig, aber nicht alleine ausschlaggebend. Ebenso von Interesse sind die Qualität der Nachbehandlung und Ihre eigene Bereitschaft, die zahlreichen, zukünftigen Herausforderungen anzunehmen. Eine Klinik ohne ein gut funktionierendes Team aus Operateuren, Assistenten, Physiotherapeuten und Pflegekräften ist wertlos - und zwar unabhängig vom Können eines Operateurs.

Die Frage nach der Fachrichtung des "richtigen" Operateurs ist daher obsolet. Wichtig ist, vorab zu klären, welche Klinik geeignet, erfahren und kompetent genug ist, die Behandlung einschliesslich Operation durchzuführen.

Quelle:

  • Chronische Rückenschmerzen: Zum Neurochirurgen oder zum Orthopäden gehen?
    Autor: Dr. med. J.. L. Dumas

    www.arthrose-journal.de