01.11.17

Eine kritische Bestandsaufnahme

Hintergrund

Rückenschmerzen sind häufig und manualmedizinische Verfahren spielen oft in der Behandlung eine wichtige Rolle. Vor dem Hintergrund der evidenzbasierten Medizin stellt sich die Frage nach der Effektivität angewandter Behandlungsverfahren.

Methode

Der aktuelle Wissenstand wurde auf Grundlage einer systematischen Literaturrecherche in PubMed beleuchtet.

Ergebnisse

Zum Thema wurden 94 relevante klinische Studien gefunden. Physiologische Grundlagen für die Anwendung manualmedizinischer Verfahren sind in der Literatur beschrieben.

Ergebnisse in der Zusammenfassung:

  • Bei akuten und chronischen Rückenschmerzen lässt sich die kurzfristige Effektivität manualmedizinischer Anwendungen nachweisen.
  • Insbesondere bei chronischen Rückenschmerzen sind komplexere manualmedizinische Behandlungsansätze den monomodalen überlegen.
  • Wichtige Faktoren mit Einfluss auf das Behandlungsergebnis sind die Reaktion auf die initiale manualmedizinische Behandlung, die Schmerzausbreitung, psychosoziale Faktoren sowie die anfängliche Schmerzstärke und Behinderung.

Diskussion

Die Anwendung manualmedizinischer Verfahren beruht auf einer physiologischen Grundlage und zeigt positive klinisch relevante Effekte. Bei komplexeren Schmerzbildern sind vielschichtigere Befundlagen zu erwarten, die entsprechend diagnostiziert und therapiert werden sollten. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen zur therapeutischen Subgruppenbildung und einzelnen manualmedizinischen Verfahren wären sinnvoll.

Manuelle Therapie

Die manuelle Therapie oder Chirotherapie umfasst Behandlungstechniken, bei denen der Therapeut allein seine Hände einsetzt.

Definition

Die manuelle Therapie ist ein alternativmedizinisches Verfahren, das sich mit der Diagnostik und Behandlung von Funktionsstörungen der Gelenke, Muskeln und Nerven und ihrer pathologischen Folgeerscheinungen beschäftigt, die auf Störungen der Bewegungsabläufe innerhalb eines Gelenks zurückgeführt werden. Störungen oder Blockierungen der Gelenke und der Wirbelsäule bzw. der kleinen Wirbelgelenke, die als Ursache vielfältiger Beschwerden im ganzen Körper angesehen werden, werden mit gezielten Handgriffen behoben.

Hintergrund

Mittels der manuellen Therapie werden Schmerzen sowie funktionelle, reflektorische und reversible strukturelle Bewegungseinschränkungen der Gelenke behandelt. Im Zentrum der manuellen Therapie und der manuellen Medizin steht neben der Schmerzlinderung und Verbesserung der gesundheitlichen Belange auch die Wiederherstellung der Beweglichkeit von Gelenken, die zwar in ihrer Funktion eingeschränkt, jedoch vom Prinzip her noch intakt sind.

Ein großes Problem besteht darin, dass die Begriffe "Manuelle Medizin", "Manualtherapie", "Chiropraktik" und "Osteopathie" nicht voneinander abgrenzbar sind und oft synonym gebraucht werden.

Anwendungsvoraussetzungen

Damit ein Patient sich den Methoden der manuellen Medizin unterziehen kann und diese auch als erfolgversprechend eingestuft werden können, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein: Jegliche Beschädigungen der Wirbelsäule durch Läsionen, Unfälle, Metastasen oder sonstige Faktoren müssen durch entsprechende Diagnostik (z.B. bildgebende Verfahren) ausgeschlossen werden.

Methodik

Bei der manuellen Diagnostik werden die Wirbelsäule oder Gelenke mit den Händen abgetastet und hinsichtlich ihrer Beweglichkeit überprüft, außerdem werden die Reflexe geprüft. Muskelverspannungen sind dabei häufig wegweisend für Blockaden. Liegt eine Blockade vor, kann diese u.U. chirotherapeutisch behandelt werden, wenn es Beweglichkeit des Gelenks oder des Wirbels in eine andere Richtung gibt.

Ziele und Verfahren

Ziel der Verfahren der manuellen Medizin ist es, durch mechanische Eingriffe bzw. Aufhebung evtl. vorhandener Blockaden Schmerzen zu lindern und hypomobile Gelenke in ihrer Beweglichkeit zu verbessern. Dabei wird zwischen manipulativen und mobilisierenden Methoden unterschieden. Zu den beweglichkeitsfördernden Maßahmen der mobilisierenden Art gehören langsam vollführte Dehnungsbewegungen, die für gewöhnlich mehrmals wiederholt werden. Dieser Art von Behandlung wird ebenso eine Verbesserung der Beweglichkeit zugeschrieben, wie der manipulativen Methode, bei welcher der Therapeut kräftig ausgeführte und schnelle Bewegungen der zu behandelnden Gliedmaßen ausübt.

Gesundheitliche Risiken

Eine unsachgemäße Behandlung im Bereich der Halswirbelsäule kann im Extremfall und bei entsprechender Disposition zu Schädigungen an den zervikalen Blutgefäßen führen. Folge kann u.a. in Schlaganfall sein.

Manuelle Therapie gegen Rückenschmerzen

Muskelverspannungen und Blockierungen oder Fehlstellungen der Gelenke im Bereich der Wirbelsäule können zu Einschränkungen in der Beweglichkeit sowie vielfältigen Beschwerden wie beispielsweise Rückenschmerzen führen. Insbesondere wenn auf Nerven durch die Fehlstellungen Druck ausgeübt wird, kann es zu starken Schmerzen kommen. In diesem Fall ist es dem Patienten nicht mehr aus eigner Kraft möglich, Gelenke und Muskeln in die natürliche Ausgangsposition zurückzubringen und sich zu bewegen.

Mit Hilfe manueller Therapietechniken können Ärzte und andere Therapeuten einzelne Körperteile des Patienten bearbeiten und entspannen. Durch gezielte Griffe und Techniken werden Muskeln, Gelenke und Bänder "normalisiert", d.h. sie funktionieren am Ende wieder so, wie dies von der Natur vorgesehen ist.

Durch die Remobilisierung der Gelenke erhält der Patient seine Bewegungsfreiheit zurück, womit auch wieder andere Behandlungsmethoden wie Bewegungstherapie ermöglicht werden.

Bei der Auswahl des durchführenden Therapeuten sollte darauf geachtet werden, dass es sich um einen ausgebildeten (und im Idealfall erfahrenen) Chiropraktiker handelt, da durch eine mangelhafte chiropraktische Behandlung schwerwiegende körperliche Schäden angerichtet werden können. Eine zusätzliche Ausbildung in Chiropraktik oder manueller Therapie zeigt dies an.

Die Übersichtsstudie zu dem Stellenwert der manuellen Theraüie in der Behandlung von Rückenschmerzen hat belegt, dass bei richtiger Anwendung die Chiropraktik einen wertvollen Beitrag im Kampf auch gegen chronische Rückenschmerzen leisten kann.

Quellen: