31.12.17

Ein einfaches Essay über ein weit verbreitetes Phänomen

Gesunde Gelenke

Unsere Gelenke bemerken wir insbesondere dann, wenn Sie Probleme machen. Urplötzlich ist man, wenn die Gelenke nicht mehr mitspielen, im Alltag sehr stark eingeschränkt.

Sind die Gelenke der unteren Extremitäten betroffen, werden Bewegungen wie das Bücken oder das Rennen zum Problem. Schmerzen in den Fingergelenken hindern sie daran, feinmotorische Handbewegungen durchzuführen. Mit Gelenkschmerzen sind sie sowohl in ihrem Alltag, als auch in ihrer beruflichen Tätigkeit massiv eingeschränkt.

Was ist nun das wichtigste für gesunde Gelenke?  Die Antwort haben Sie sicher schon häufig gehört: Bewegung, Bewegung, Bewegung!

Der Knorpel selbst hat keine Gefäße und wird daher über die Gelenkflüssigkeit ernährt. Dazu muss diese aber zirkulieren können. Ebenso dient die Bewegung dem Abtransport von Abfallstoffen des Stoffwechsels über die sich bewegende Gelenkflüssigkeit. Fernab des Menschen wissen wir auch bei Maschinen, das bewegliche Teile gelegentlich geölt werden müssen. Unsere Gelenkflüssigkeit übernimmt in unseren Gelenken die Funktion dieses Schmieröls. Auch das hat Eingang in unsere Sprache gefunden: "Wer rastet der rostet" oder "Wer gut schmiert, der gut fährt".

Ein anderer großer Feind unserer Gelenke - neben fehlender Bewegung - ist Übergewicht. Die Gleichung ist so simpel wie einleuchtend: Je schwerer wir werden, desto mehr Druck und Belastung liegt auf den Gelenken und desto unbeweglicher werden wir. Das heißt, bei Übergewicht beginnen wir natürlich auch wieder zunehmend einzurosten.

Wenn wir uns mit dem Schmerz in Gelenken beschäftigen, dann interessieren uns drei große Themenbereiche:

  1. Der Gelenkverschleiß
    Fachbegriff Arthrose
  2. Die Gelenkentzündung
    Fachbegriff Arthritis
  3. Die Gelenkverletzung
    Beispielsweise der Meniskusschaden im Knie oder die ausgerenkte Schulter.

Arthrose

Die Gelenke des Menschen fangen schon ab dem 30. Lebensjahr an zu verschleißen. Meistens geschieht dies eher unmerklich, es sei denn, es kommen gravierende Verletzungen dazu. Ab dem 60 Lebensjahr hat jeder fünfte Mensch ein deutliches Gelenkproblem, entweder im Knie oder in der Hüfte, und je älter wir werden, desto mehr Menschen sind betroffen.

Es gibt viele Gründe, die zu einer Arthrose führen können. Das Lebensalter ist der Hauptrisikofaktor. Weitere Risikofaktoren sind:

  • das weibliche Geschlecht (wie bei fast jeder anderen Schmerzerkrankung auch)
  • das Übergewicht
  • das Rauchen
  • der Zustand nach Verletzungen im Gelenkbereich.

Das Kernproblem in unserer Gelenken ist, dass unsere Gelenkinnenflächen von einem ziemlich dünnen Schutz, den Gelenkknorpel, überzogen sind und dass trotz aller Bemühungen in den letzten Jahrzehnten noch immer kein Verfahren gefunden wurde, mit dem sich der Gelenkknorpel wieder nachhaltig und überzeugend erholen kann. Das heißt im Klartext: kaputt ist kaputt!

Wenn die Schädigung erst einmal begonnen hat, dann weitet Sie sich in aller Regel immer mehr aus, so dass irgendwann die Gelenkflächen nicht mehr geschmeidig übereinander gleiten, wie es in der Natur vorgesehen war, sondern dass Knochen auf Knochen raspelt. Und das tut natürlich weh.

Schmerzen im Gelenk können bohren oder stechend sein. Manchmal schmerzt auch das benachbarte Gelenk mit, das heißt, die Hüfte fängt auf der rechten Seite an weh zu tun, wenn das rechte Knie kaputt ist, weil aufgrund der Schonhaltung schmerzhafte Fehlhaltungen auch im anderen Gelenk auftreten.

Wenn die Gelenkflächen zu knirschen anfangen, hört man sehr oft deutliche und ziemlich unschöne Geräusche. Die Gelenkbeweglichkeit lässt nach und so kann ein generativ verändertes Kniegelenk auch nicht mehr ganz durchgestreckt werden. Viele Betroffene legen beim Schlafen dann zur Entlastung der Gelenke eine Rolle in die Kniekehle.

Arthrosepatienten klagen auch vermehrt über Morgensteifigkeit und den typischen Arthrose Anlaufschmerz. Das heißt, in den ersten paar Minuten muss das ziemlich steife Kniegelenk gegen ordentlich schmerzhaften Widerstand erst noch eingelaufen werden. Die Beschwerden, also die Schmerzen, bessern sich dann nach einiger Zeit, werden allerdings bei zunehmender andauernder Belastung auch wieder stärker.

Vielfach kommt man bei einem kaputten Gelenk, insbesondere im Hüftgelenk oder Kniegelenk, um einen Gelenkersatz (künstliches Hüftgelenk) nicht mehr herum, ein Eingriff, der in den allermeisten Fällen auch medizinisch absolut gerechtfertigt ist.

Arthritis

Woran erkennt man eine Entzündung im Gelenk? Eine Gelenkentzündung hat fünf typische Anzeichen :

  1. Die Rötung
  2. Die Erwärmung
  3. Die Schwellung
  4. Den Schmerz
  5. Die Funktionseinschränkung

Eine typische entzündliche Gelenkerkrankungen, bei der z.B. ein einzelnes Gelenk betroffen sein kann, ist der akute Gichtanfall, bei dem häufig im Großzehengrundgelenk in der Gelenkflüssigkeit Harnsäurekristalle eine massive Entzündungsreaktion mit den genannten Beschwerden nach sich ziehen. Ein ähnlich unattraktives Beispiel ist die durch Zecken übertragene Gelenk Borreliose.

Es gibt aber nicht nur isoliert Gelenkentzündungen, sondern auch Erkrankungen, die den gesamten Körper betreffen und sich in Form von Gelenkentzündungen präsentieren können. Diese Erkrankungen kann man - zugegebenermaßen etwas vereinfacht - unter dem Begriff Rheuma zusammenfassen.

Rheuma

Unter dem Begriff Rheuma fallen weit über 100 verschiedene Krankheitsbilder. So gibt es z.B. Gelenkbeteiligung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ebenso wie bei der Schuppenflechte.

Das häufigste und bekannteste Erkrankungsbild ist aber das chronische Gelenkrheuma, dass auch als rheumatoide Arthritis bezeichnet wird. Bei dieser Erkrankung entzünden sich oftmals viele Gelenke, große und kleine, und fast jeder hundertste Erwachsene ist davon betroffen. Bei den über 55-Jährigen sind es weltweit etwa 2 % aller Menschen, die von dieser Erkrankung heimgesucht werden.

Allerdings gibt es auch Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, die bereits bei Kindern und Jugendlichen beobachtet werden. Diese Erkrankungen oder Rheumaformen zeigen oftmals besonders schwere Verläufe, durchaus auch mit Beteiligung anderer Organsysteme z.B. der Augen.

Aufgrund der permanenten Entzündungsvorgänge in den Gelenken der Rheumapatienten kommt es nach und nach auch zu Schäden am Gelenkknorpel, bzw. den darunter liegenden Knochen mit entsprechenden Schmerzen und Funktionseinschränkungen.

Grundsätzlich gilt: Jede Gelenkverletzung kann sich entzünden oder zu einem Gelenkverschleiß führen, ebenso kann eine Arthritis in einer Arthrose münden und umgekehrt.

Wann sollte man mit Gelenkschmerzen zum Arzt?

  • Bei einer Verletzung, bei der ein Gelenk mit betroffen ist.
  • Wenn ein Gelenk schmerzt, geschwollen und schlecht beweglich ist und die Haut darüber rötet ist.
  • Wenn ein oder mehrere Gelenke über einen längeren Zeitraum Schmerzen. Wenn der Schmerz von Gelenk zu Gelenk wandert, also immer wieder andere Gelenke betroffen sind.
  • Wenn Gelenke morgens nach dem Aufstehen besonders schmerzhaft sind, sich länger steif anfühlen und erst eingelaufen werden müssen.
  • Wenn zu dem Gelenkschmerz noch ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl, Hautausschlag, Fieber, Schüttelfrost, Gewichtsverlust oder Erkrankung am Auge dazukommen.
  • Sollten Gelenkschmerzen nicht heilbar sein, z.B. weil das Gelenk völlig abgenutzt ist, und das Risiko für einen operativen Gelenkersatz bedingt durch andere Erkrankungen zu groß ist, existiert noch immer die gesamte Palette sowohl der nicht medikamentösen Schmerztherapie als auch der medikamentösen Schmerztherapie.

Quelle

Der Text stammt zu großen Teilen aus dem Bestseller " Schmerz Los Werden: Warum so viele Menschen unnötig leiden und was wirklich hilft" von Lars Amend (Autor) und Prof. Dr. med. Sven Gottschling (Autor). Das Buch ist schon wie der erste Band der beiden Autoren ("Leben bis zuletzt: Was wir für ein gutes Sterben tun können") leicht verständlich geschrieben und vermittelt eindrucksvoll Eindrücke aus dem Umgang mit Schmerzen und dessen Therapie. Nicht umsonst waren beide Bücher lange Zeit in den Bestsellerlisten.

  • Schmerz Los Werden: Warum so viele Menschen unnötig leiden und was wirklich hilft
    Lars Amend (Autor), Prof. Dr. med. Sven Gottschling (Autor)
    Broschiert: 272 Seiten
    Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (21. September 2017)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3596299225
    ISBN-13: 978-3596299225