26.03.18
Stöckelschuhe und die Kniegelenksarthrose
Stöckelschuhe und die Kniegelenksarthrose

Gute Schuhe helfen, der Arthrose vorzubeugen. In der Diskussion um geeignetes Schuhwerk wird kaum ein Schuh so zäh verteidigt wie der Stöckelschuh.

Stöckelschuhe, ganz gleich ob High-Heels, Pumps oder Stilettos, machen Probleme. 9 von 10 Personen, die Stöckelschuhe tragen, berichten über Schmerzen, Müdigkeit, Taubheitsgefühle und Hühneraugen. Diesen Unannehmlichkeiten werden die Vorteile entgegengestellt: High-Heels verkürzen die Schrittlänge, machen den Gang anmutiger und die Beine schlanker.

Mit High Heels und Pumps assozieren viele - vor allem Männer - den erotischen Anblick eleganter Schuhe an einem sexy Frauenbein. High-Heels verleihen so der Trägerin mehr Attraktivität und höheres Selbstbewusstsein. Heißt es zumindest. Nicht zuletzt deswegen gehören High-Heels zu den wichtigsten Modestatements von Frauen - allen Problemen zum Trotz.

Wertneutral betrachtet, lässt sich aber bei aller - auch geschlechtsübergreifenden - Begeisterung für dieses Schuhwerk nicht verleugnen, dass das regelmäßige Tragen von Stöckelschuhen langfristig zu Problemen führt. Die wichtigsten davon sind:

  • die Gefahr von Verstauchungen und anderen Verletzungen
  • die Entwicklung einer Arthrose der Kniegelenke
  • die Verformung des Vorfußes mit Veränderungen des Gangbildes und daraus resultierenden Rückenschmerzen

Verstauchungen und Verletzungen

Frauen in Stöckelschuhen spreizen die Beine und strecken die Hüfte. Gleichzeitig verringert sich die Knöchelbewegung bei mit der Absatzhöhe zunehmender Inversion (Heben der Innenseite des Fußes). Die Kombination dieser Fehlstellungen ergibt einen beachtlichen Risikofaktor für eine Verstauchung bei gleichzeitiger Einschränkung der Möglichkeiten, dem “Stolpern” entgegen zu wirken.

Arthrose der Kniegelenke

Noch besorgniserregender als das Verstauchungsrisiko ist der Umstand, dass regelmäßiges Tragen von hochhackigen Schuhen zu einer Arthrose der Kniegelenke beitragen kann. Die stärkere Bewegung und die Kraft, die beim Laufen von High-Heels auf das Knie wirken, gelten dabei als Hauptrisikofaktoren.

Verformung des Vorfußes, Veränderungen des Gangbildes und Rückenschmerzen

Bekannt ist, dass Stöckelschuhe zu einer Verformung des Vorfußes führen können und ein ständiges Tragen die Wadenmuskulatur verkürzt. Das typische Bild der Verformung ist der Hallux valgus. Die verkürzung der Wadenmuskulatur macht sich als lästige Rückenschmerzen bemerkbar.

 

Was also tun? Der Versuch einer Empfehlung.

High Heels und Pumps verändern die Körperhaltung der Frau derart, dass sie zwar für eine besondere persönliche Ausstrahlung verantwortlich sind, doch auch die Grundlage für spätere Beschwerden legen. Die Gelenke werden auf ungesunde Art und Weise belastet, die außerdem unnatürlich ist. Dabei gilt die Regel, je höher der Schuh, desto größer das Risiko, später eine Arthrose zu entwickeln. Stöckelschuhe verändern die Gewichtsbelastung auf die Füße, den Laufvorgang und auch die Körperhaltung – alles Faktoren, die sich langfristig schädlich auswirken können, vor allem auf die Gelenke in den Füßen.

Als kleines Trostpflaster mag gelten, dass auch Joggingschuhe den Gelenken nicht unbedingt gut tun. Wenn Läufer mit Schuhen laufen, verdreht sich das Hüftgelenk um 54 Prozent und das Kniegelenk um 38 Prozentstärker als beim Barfußlauf. Eine solche Kombination aus Drehung und Druck ist für die Gelenke besonders schädlich und fördert eine Arthrose. Erstaunlicherweise ist die Drehbelastung mit Turnschuhen beim Laufen  sogar stärker als die Belastung  durch High Heels beim Gehen. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass High Heels den Laufschuhen vorzuziehen sind. Denn nicht nur die Bauweise des Schuhs schadet den Gelenken.sondern auch die Höhe der Absätze.

Den von einigen Autoren aufgestellten Forderungen, die High Heels in die hinterste Ecke des Schrankes zu verbannen, mögen wir trotz aller mit dem Tragen verbundenen Nachteile nicht folgen, Genauso wenig wie den Versprechungen von Modedesignern oder Herstellern, dass High Heels unbedenklich sind. Wer einer Arthrose oder anderen Beschwerden vorbeugen möchte, sollte auf Schuhwerk setzen, das den natürlichen Bewegungsablauf unterstützt und nicht einschränkt. Deswegen sind Flipflops oder Sneakers – also flache, leichte Schuhe mit flexiblen Sohlen - wertvoller als steife Clogs oder eben modische Absatzschuhe.

Wer auf keinen Fall die Absätze aufgeben möchte, kann versuchen mit niedrigen Absätzen zu laufen, wie sie beispielsweise an einigen Pumps oder Sandaletten zu finden sind. Die sehr niedrige Form unter 5 cm ist dabei besonders zu empfehlen. Je niedriger, desto besser. Außerdem sollte es sich nicht um Stilettos handeln, da diese nur wenig Halt bieten und nicht zur Stabilität der Gelenke beitragen. Besser wären breitere Absätze oder sogar ein Blockabsatz, da  er einen deutlich stabileren Stand ermöglicht. Mode und Eleganz sehen natürlich anders aus und Seele und Eitelkeit wollen schließlich auch gestreichelt sein. Deshalb kann eine Empfehlung nur ein Kompromiss sein.

Gelegentliches, stundenweises Tragen von Stöckelschuhen ist unbedenklich - vor allem, wenn lange Gehstrecken vermieden werden. Spaziert man früh am Morgen durch die Straßen von New York, so kann man beinahe überall Frauen beobachten, die vor den Bürogebäuden ihre Alltagsschuhe gegen High Heels wechseln. Die Strasse, der Subway und der Arbeitsplatz werden als verschiedene Welten begriffen. Das ist ein guter und vor allem pragmatische Ansatz. Wer diesen Rat berücksichtigt oder ähnliche pragmatische Ansätze entwickelt, könnte seine Gelenke vor Arthrose und anderen Erkrankungen bewahren, ohne dabei auf modische Accessoires verzichten zu müssen. Und die Männer werden es auch verkraften.

Selbstverständlich müssen Frauen, die bereits unter Gelenkbeschwerden wie beispielsweise einer Arthrose leiden, strengere Maßstäbe ansetzen. Sinnvoll, selbstbewusst und modern gemanagt, sind Mode, Eleganz, Gesundheitsprävention und sogar medizinische Therapie heute keine notwendigen Gegensätze mehr.

Quellen: