04.10.18

Gelenkschmerzen sind sehr verbreitet. Dennoch halten sich hartnäckig falsche Meinungen.
Es gibt zahlreiche Theorien und Meinungen zum Thema Gelenkschmerzen. Nicht alle sind richtig. Bei einigen handelt es sich lediglich um Tipps oder Erklärungen, die einer strengeren Überprüfung nicht standhalten.

Im Folgenden finden Sie einige Beispiele.

Annahme 1

Je "größer" und "schlimmer" der Gelenkschaden, desto intensiver der Schmerz

Diese Meinung ist falsch!

Dieser Zusammenhang lässt sich nicht verallgemeinern – auch wenn er gelegentlich zutrifft. Ein guter Hinweis auf diesen fehlenden Zusammenhang ist der Umstand, dass etwa die Hälfte aller Frauen und Männer mit radiologisch nachweisbaren Gelenkschädigungen keine Schmerzen haben. Auch der Umkehrschluss funktioniert. So hat jeder zweite Patient, der unter Knieschmerzen leidet, ein intaktes Gelenk. Es wird angenommen, dass die Schmerzintensität vielmehr von der Art und der Lokalisation der Gelenkveränderung abhängig ist, als lediglich vom Ausmaß des Knorpelschadens.

Das Knie betreffend, weisen Forscher darauf hin, dass eine Verengung des Gelenkspalts eher zu Schmerzen führt als degenerative, strukturelle Veränderungen des Knochens (Osteophyten). Studien sprechen auch dafür, dass starke Schmerzen im Knie maßgeblich mit einer Entzündung der Gelenkinnenhaut oder einer Verletzung des Knochenmarks in Verbindung stehen, nicht aber mit Osteophyten, Knorpelgewebsveränderungen oder Knochenzysten,

Annahme 2:

Der Gelenkschmerz entsteht immer im Gelenk selbst.

Diese Meinung ist falsch!

Es ist (und bleibt) ein weitverbreiteter Irrtum, dass Schmerzen stets dort ihren Ursprung haben, wo sie auftreten bzw. wahrgenommen werden.

ln vielen Fällen liegt die eigentliche Schmerzursache in benachbarten oder auch entfernteren Körperregionen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die sogenannten Triggerpunkte.

Triggerpunkte sind lokal begrenzte Muskelverhärtungen in der Skelettmuskulatur, die lokal druckempfindlich sind und von denen übertragene Schmerzen ausgehen können. Rund 80 bis 90 % der Schmerzsyndrome sollen auf derartige Muskulaturverhärtungen zurückzuführen sein (de.wikipedia.org).

Viele Schmerzen finden auch "im Kopf" statt. Das ist Ausdruck einer Verselbständigung der ursprünglichen Schmerzursache. Es entsteht ein Schmerzgedächtnis Im Sinne einer Hypersensibilisierung bestimmter Gehirnregionen.

Das Schmerzgedächtnis vergleicht den akuten Schmerz mit gespeicherten Schmerzerfahrungen und nimmt daraufhin eine Bewertung vor. Verhalten und Reaktionen auf Schmerz haben Konsequenzen, welche die Auftrittwahrscheinlichkeit beeinflussen (de.wikipedia.org)

Annahme 3:

Hinter jedem Gelenkschmerz verbirgt sich eine Entzündung

Diese Meinung ist falsch!

Entzündungen der Gelenkinnenhaut spielen vor allem bei rheumatisch-entzündlichen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis und/oder akuten Gelenkschmerzen eine entscheidende Rolle. Ursache von Schmerzen ist in der Regel eine Verengung des Gelenkspalts, welche den lokalen Druck im Gelnk verstärkt.

Annahme 4

Gelenke sollten möglichst gewärmt werden.

Diese Meinung ist falsch!

Feuchte, kalte Luft wirkt sich bei Rheuma eher schädlich aus. Der Umkehrschluss, dass in solchen Fällen Wärme in jedem Fall gut tut, ist aber nicht umfassend zulässig. Dass auch Kälte heilsam sein kann, war bereits in der Antike bekannt. Immerhin ließen sich griechische Ärzte das Eis vom Olymp holen, um damit ihre Patienten zu behandeln. Noch heute therapiert man Verstauchungen, Entzündungen oder Fieber erfolgreich mit Eisbeuteln. Die Wirkung der Kälte lässt sich darauf zurückführen, dass sie die körperlichen Reizleitungen blockiert. Heute fasst man unter dem Begriff Kryotherapie alle Behandlungsverfahren zusammen, die sich die therapeutische Wirkung der Kälte zunutze machen. Die wohl aufwendigste dieser Therapieformen ist die Kältekammertherapie, bei der man den Körper des Patienten für eine kurze Zeit einer extrem niedrigen Temperatur aussetzt.

Als Faustregel gilt:

  • Bei entzündlichen Erkrankungen eher Kälte
  • Bei degenerativen Veänderungen ohne Entzündung eher Wärme

Annahme 5

Gelenkschmerzen sind eine unvermeidbare Begleiterscheinung des Alterns.

Diese Meinung ist falsch!

Der Anteil der Arthrosepatienten ist bei Menschen über 60 überdurchschnittlich hoch. Ein kausaler Zusammenhang zwischen Alterung und Gelenkschmerz ist aber nicht zwangsläufig. Auch wenn sich die Degenerations· und Verschleißprozesse grundsätzlich nicht aufhalten lassen, haben es die Betroffenen zu einem erheblichen Teil selbst in der Hand, deren Einfluss auf ihr Wohlbefinden einzuschränken. Eine nicht unbedeutende Rolle spielt dabei die Frage nach der persönlichen regelmäßigen sportlichen Aktivität. Auch Gewicht und Ernährung sind von erheblicher Bedeutung. Gelenkschmerzen sind also kein Schicksal, dem man in jedem Fall hilflos ausgeliefert wäre. ln den allermeisten Fällen gibt es je nach Art und Intensität der Erkrankung geeignete Methoden, mit denen sich die Beschwerden zumindest lindem oder erträglicher machen lassen. Am besten ist es, schon von Kindesbeinen an ein gelenkschonen- des bzw.-stärkendes Leben zu führen, damit es erst gar nicht erst zu krankhaften Veränderungen kommt.

Quelle:

  • Apothken Umschau
    Juni 2017