29.07.18

Chronische Knorpelschäden und andere Reizzustände des Knies wie können zur Ausbildung einer Bakerzyste führen.

Die Bakerzyste

Die Bakerzyste ist eine mit Flüssigkeit gefüllte Aussackung in der Kniekehle. Sie ist meistens nur als ein Symptom für ein anderes Problem zu deuten. So entstehen Bakerzysten häufig  bei chronischen Erkrankungen des Knies. Typische Ursachen sind zum Beispiel die rheumatoide Arthritis (Rheuma) oder chronische Meniskusschäden. Der Reizzustand des Kniegelenk führt zu einem Kniegelenkserguss. Der dabei entstehende, dauerhaft erhöhte Gelenkinnendruck lässt das umliegende Bindegewebe erschlaffen. In manchen Fällen kann sich dann der Erguss im Bereich einer besonderen Schwachstelle der hinteren Gelenkkapsel  wie der Finger eines Handschuhs in die Kniekehle ausstülpen und sich dort je nach Flüssigkeitsmenge wie ein (kleiner) Luftballon vergrößern.

Die Baker-Zyste tritt vor allem im mittleren bis höheren Lebensalter auf. Doch auch Kinder können vereinzelt betroffen sein.

Reizzustände des Knies wie chronische Knorpelschäden können zur Ausbildung einer Bakerzyste führen.

Bakerzyste und Arthrose

In vielen Fällen ist die Ursache des Reizzustandes des Kniegelenks ein Knorpelschaden durch Abnutzung, also eine Arthrose. Aus dem Reizzustand resultiert eine Entzündung der Schleimhaut im Kniegelenk. Die entzündete Schleimhaut produziert vermehrt Gelenkflüssigkeit, die sich in der Gelenkkapsel ansammelt. Ab einer gewissen Menge schwillt das Gelenk an. In manchen Fällen kommt es - wie oben beschrieben - zur Ausstülpung der Gelenkkapsel in der Kniekehle. Es entsteht eine Bakerzyste. Diese befindet sich meist direkt in der Kniekehle und kann aus einer größeren Zyste oder aus vielen kleineren Zysten bestehen, die wie Trauben zusammenliegen. In manchen Fällen, vor allem bei größeren Flüssigkeitsansammlungen, kann sich die Zyste zwischen den Muskelschichten bis in die Wade vorschieben.

Die Diagnose einer Bakerzyste

Die Diagnose ist meistens eindeutig zu stellen. In vielen Fällen ist eine einfache Ultraschalluntersuchung ausreichend. Manchmal wird zusätzlich eine kernspintomographische Untersuchung des Kniegelenkes durchgeführt, um die Ursache der Entstehung der Bakerzyste im Kniegelenk festzustellen. Bei diesen Untersuchungen kann die Verbindung der Zyste zum Gelenk durch einen sogenannten Stiel dargestellt werden, durch den die Gelenkflüssigkeit vom Gelenk in die Bakerzyste fließt.

Die Symptome einer Bakerzyste

Die Größe der Zyste kann wechseln,.Bakerzysten können schrumpfen oder wieder größer werden, oft abhängig von der Belastung des Kniegelenks. Je nach Größe der Bakerzyste entstehen durch die Ausstülpung unterschiedliche Symptome: Kleine Bakerzysten verursachen oft keine Beschwerden, Solange die Grunderkrankung nicht behandelt wird, wächst die Bakerzyste aber kontinuierlich und ruft irgendwann Symptome hervor. Dazu gehören mitunter:

  • eine tastbare Schwellung in der Kniekehle, sobald die Bakerzyste eine gewisse Größe erreicht hat (ab ca. 2 cm).
  • die spürbare Bewegung von Flüssigkeit unter der Haut der Kniekehle (Fluktuation).
  • ein unbestimmtes Druckgefühl an der Rückseite des Knies durch die Bakerzyste.
  • Kniekehle und obere Wade können zunehmend schmerzen.
  • Wenn die Bakerzyste auf Gefäße und Nerven im Bereich der Kniekehle drückt:
    • Durchblutungsstörungen.
    • Taubheitsgefühle bis hin zu Lähmungen an Unterschenkel und Fuß, 

In manchen Fällen kann es zu einer Ruptur der Zyste kommen, oft bei einer schlagartigen Bewegung, wie eine Treppe hoch- oder herunterspringen. Dies kann kurz sehr schmerzhaft sein. Die in der Zyste enthaltene Flüssigkeit verteilt sich in das angrenzende Gewebe, was vorübergehend zu einer Schwellung der Wade führen kann. Die Zyste ist anschließend oft für eine gewisse Zeit verschwunden, kann sich jedoch wieder neu bilden.

Die Therapie der Bakerzyste

Nicht jede Bakerzyste muss behandelt werden. Solange sie keine Probleme verursacht, kann man auch abwarten.

Bei der Therapie unterscheidet man zwischen symptomatischen und kausalen Ansätzen. Symptomatische Methoden lindern nur die von einer Bakerzyste hervorgerufenen Beschwerden, während die kausale Therapie auf die eigentliche Ursache der Erkrankung abzielt.

Therapie mit Medikamenten

Zur Behandlung der Schmerzen greift man auf die klassischen Medikamente aus dem Bereich der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) zurück. Bekannte Vertreter sind n zum Beispiel Diclofenac und Ibuprofen. NSAR haben den Vorteil, dass sie nicht nur schmerzlindernd sonder auch entzündungshemmend wirken.  Ähnlich wirken sogenannte Cox-2-Hemmer, die aber weniger Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt haben sollen.

Ein anderes entzündungshemmendes Medikament ist das Kortison. Da es bei hohen Dosierungen oder langfristiger Anwendung aber erhebliche Nebenwirkungen hat, muss es mit Bedacht eingesetzt werden. Bei der Bakerzyste kann der Arzt Kortison in das Kniegelenk spritzen, damit der Wirkstoff dort die entzündlichen Vorgänge vorübergehend stoppt. Das ollte aber nicht öfter als dreimal pro Jahr geschehen und ist unter Therapeuten umstritten.

Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, Hyaluronsäure in das Gelenk zu spritzen. Das klingt widersprüchlich, weil Hyaluronsäure den Hauptbestandteil der Synovia ausmacht, von der eigentlich zu viel vorhanden ist. Hyaluronsäure soll aber die Qualität des Knorpelgewebes im Gelenk verbessern, dessen Schädigung häufig der Grund für eine Bakerzyste ist. Inwieweit durch den Einsatz dieser Substanz langfristig positive Effekte erzielt werden können wird sehr kontrovers diskutiert.

Die Auflistung der Medikamente zur Behandlung der Bakerzyste oder der grundlegenden Risikofaktoren stellt keine Therapieempfehlung dar! Die für Sie geeignete Behandlung ergibt sich aus den Gesprächen mit Ihrem orthopäden und den von Ihrem Arzt erhobenen Befunden.

 Physiotherapie

Verschiedene physiotherapeutische Maßnahmen können ebenfalls helfen, die Symptome einer Bakerzyste zu lindern. So gibt es gelenkschonend Methoden, die Muskulatur rund um das Kniegelenk zu kräftigen und die Reizsituation zu reduzieren. Dazu zählen etwa spezielles Kraft- und Beinachsentraining oder Wassertraining.

Abhängig von der Grunderkrankung sollte immer erst ärztlich abgeklärt werden, ob eine Physiotherapie in Frage kommt.

Punktion

Es besteht die Möglichkeit, eine Bakerzyste zu punktieren und  ihren flüssigen Inhalt abzusaugen. Das verschafft vorrübergehend Besserung. hDie Wahrscheinlichkeit, dass sich die Zyste wieder erneut mit Synovia füllt und anschwillt ist allerdings hoch.

Operation

Um eine Bakerzyste nachhaltig zu therapieren, muss die eigentliche Ursache behandelt werden. Für viele Patienten bedeutet das, sich früher oder später einer Operation am Kniegelenk zu unterziehen, etwa um Schäden am Knorpel oder den Menisken zu beheben. Ein solcher Eingriff kann offen oder minimalinvasiv über eine Gelenkspiegelung erfolgen. Die eigentliche Zyste wird bei diesem Eingriff meist nicht entfernt, sondern bildet sich nach Ausschaltung der Ursache von allein zurück. Ist allerdings eine chronische Erkrankung die Ursache, entfernt der Operateur die gesamte Bakerzyste.

Symptomatische Behandlungsformen können zwar die Symptome lindern und eine Operation hinauszögern, eine spontane Rückbildung der Zyste ist aber nicht zu erwarten. Viele Patienten werden nur durch eine Operation dauerhaft geheilt. Eine häufig gefundene Empfehlung lautet daher, die Zyste operativ zu entfernen, wenn sie sich nach sechs Monaten konservativer Therapie nicht zurückgebildet hat.

Bei den mit der Gelenkkapsel verbundenen Bakerzysten muss der Arzt darauf achten, dass der Stiel unterbunden wird, der Zyste und Kniegelenk verbindet. Nach der Operation untersucht ein Labor die Zellen der entnommenen Zyste, um bösartige Tumoren zu erkennen oder auszuschließen.

Neue Verfahren

Neuere Verfahren greifen auf bipolaren Strom zurück, der mittels Elektroden an die Zystenwand angelegt wird, nachdem man den Zysteninhalt abpunktiert hat. Durch die damit erzeugte Hitze schrumpft und verklebt die Zystenwand, sodass ein Nachfließen von Gelenkflüssigkeit verhindert wird.

Quellen: