27.05.19

Über den Nutzen und die Bedeutung von proteinreicher Nahrung für die Entwicklung einer Osteoporose und den Umgang mit der Erkrankung.

Was sind Proteine?

Proteine werden umgangssprachlich Eiweiße genannt. Sie sind wichtige, unabdingbare elementare Bausteine allen Lebens und (beispielsweise als Enzyme oder Hormone) an vielen Schlüsselfunktionen in unserem Organismus beteiligt.

Ein Protein ist ein biologisches Makromolekül, das aus über sogenannte Peptidbindungen vernetzte Aminosäuren gebildet wird. Proteine finden sich in allen Zellen und machen zumeist mehr als 50 % desTrockengewichts der Zelle aus. Ganz überwiegend aus Proteinen (Eiweiß) bestehen vor allem Muskeln, Herz, Hirn, Haut und Haare.

Bedeutung der Proteine

Proteine verleihen den Zellen nicht nur Struktur, sondern ermöglichen als "molekulare Maschinen" wesentliche Funktionen wie Zellbewegungen, den Transport von Stoffwechselprodukten, den Austausch von Elektrolyten gegen ein Konzentrationsgefälle, die Beschleunigung chemischer Reaktionen, das Erkennen von Signalen oder die Anpassung der Immunabwehr und vieles mehr (Wikipedia).

Daneben gehören Proteine (Eiweiße) zusammen mit Fetten und Kohlenhydraten zu den drei wichtigen Hauptgruppen der Ernährung. Auch wenn Proteine anders als Kohlenhydrate keine wesentliche Energiequelle für den Menschen darstellen, sind sie doch unersetzbare Nahrungsbestandteile. Ihre Hauptfunktion ist, als Bausteine für den Aufbau wiederum neuer, körpereigener Proteine zu dienen. Da sie den Grundbaustein aller menschlichen Zellen darstellen, tragen sie dazu bei, neue Zellen aufzubauen, bestehende Zellen zu reparieren und als Bausteine für beispielsweise Muskeln, Immunabwehr, Hormone und Stoffwechsel zu dienen.

Proteine sind der Stoff, aus dem Körperzellen, Enzyme und Hormone gebildet werden.

Proteine für Knochen und Muskeln

Weil Proteine dazu beitragen, Zellen aufzubauen und wichtige Elemente für starke Knochen und aktive Muskeln bilden, sind Proteine ein entscheidender Bestandteil gesunder Ernährung. Eine unzureichende Zufuhr wirkt sich in der Jugend nachhaltig auf die Entwicklung der Knochen aus und später im Leben auch auf den Erhalt der Knochensubstanz.

Gleiches gilt für die Muskulatur. Eine zu niedrige Proteinzufuhr hat eine kritisch reduzierte Muskelmasse zur Folge. Bei älteren Menschen, altersbedingt ohnehin anfällig für Muskelschwäche, Abnahme der Muskelleistung und Gebrechlichkeit, erreicht eine ernährungsbedingte Abnahme der Muskelmasse schnell das kritische Limit, an dem das gefährliche Sturzrisiko erheblich zunimmt. Dieser Alterungsprozess kann nicht verhindert werden, aber durch eine ausgewogene proteinreiche Ernährung erheblich verlangsamt werden. Proteinreiche Kost hat dadurch einen doppelten Nutzen bei der Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose: Sie unterstützt den Aufbau von Knochen und Muskulatur.

Die richtige Menge, eine Frage der Ausgewogenheit

ZurFrage nach der richtigen Menge von Proteinen in der täglichen Nahrungszufuhr existieren unterschiedliche Meinungen. Auch in den Überlegungen über eventuell ungünstige Wirkungen einer höheren Proteinzufuhr auf die Knochengesundheit besteht noch Diskussionsbedarf. Dazu Zwei Meinungen:

  1. "In einigen Studien wurde behauptet, dass eine hohe Proteinzufuhr möglicherweise zu einem erhöhten Kalziumverlust über die Nieren beiträgt und dass eine proteinhaltige Ernährung möglicherweise schädlich für die Gesundheit der Knochen ist. Diese Annahme wurde widerlegt, da die erhöhte Kalziumausscheidung nach einer proteinhaltigen Mahlzeit nicht zu einem negativen Kalziumhaushalt beiträgt. Darüber hinaus konnte nicht bestätigt werden, dass tierisches Protein durch die Erhöhung des Säuregehalts in unserem Körper zu einem Knochenabbau führt. Tatsächlich gibt es keinen überzeugenden Beweis, dass pflanzliche Proteinquellen besser als tierische Proteinquellen sind. Es scheint, dass sowohl pflanzliche als auch tierische Proteinquellen sich positiv auf stärkere Knochen und Muskeln und damit auf die Osteoporose-Prävention auswirken" so Prof. Heike Bischoff-Ferrari (Prof. Heike Bischoff-Ferrari, In drei Schritten zu starken Knochen, IOF, 2011).
     
  2. Nur ist eben nicht jedes tierische Eiweiß geeignet und hier kommt es besonders auf die ausgewogene Ernährung an. Prof. Rainer Bartl dazu: "Studienergebnisse haben den eindeutigen Nachweis erbracht, dass ein hoher tierischer Eiweißkonsum (Fleisch und Wurst) das Frakturrisiko fast um das 4-fache erhöht. Aber auch ein extrem niedriger Eiweißkonsum, wie das z.B. bei Essstörungen der Fall ist, führt zu einer erhöhten Knochenresorption. Ein hoher Eiweißkonsum aus Pflanzenkost (z.B. Bohnen) oder Milchprodukten wirkt sich dagegen nicht negativ aus". Und Prof. Bartl weiter: "Beim Eiweißabbau im Stoffwechsel entstehen Säuren, die vor ihrer Ausscheidung über die Nieren erst mit Kalzium neutralisiert ("gepuffert") werden müssen. Andernfalls würde der Körper übersäuert werden. Ist der Eiweißkonsum sehr hoch und die Kalziumzufuhr sehr niedrig, resultiert daraus eine negative Kalziumbilanz, und das nötige Kalzium wird aus den Knochen bezogen. Daher weisen Vegetarier mit niedrigem Konsum von tierischem Eiweiß immer eine positive Kalziumbilanz mit stabileren Knochen auf. Eskimos, die viel tierisches Eiweiß und wenig Kalzium aufnehmen, haben dagegen eine 20 % höhere Knochenverlustrate als Europäer".

Die beiden Meinungen machen deutlich, dass noch viel Diskussionsbedarf besteht, bevor eine eindeutige Empfehlung ausgesprochen werden kann. Bis dahin bleibt festzuhalten, dass die Rolle einer gesunden Ernährung bei Osteoporose unbestritten ist. Man sollte sich aber nicht verunsichern lassen - vor allem dann nicht, wenn noch keine eindeutige wissenschaftliche Aussage vorliegt. Vieles spricht - wenn von einer eiweißreichen Ernährung bei Osteoporose die Rede ist - für mehr pflanzliche und weniger tierische Kost. Gleichzeitig muss auch ein gewisses Maß an Abwechslung gegeben sein.

Quelle und Lesetipps:

  • Auch bei Osteoporose: genügend Eiweiß und Proteine mit der Nahrung aufnehmen
    www.osd-ev.org
    Der auf dieser Seite veröffentlichte Text zitiert weitgehend die als Quelle genannte Seite. Dort finden Sie weitere nützliche Informationen zum Thema Ernährung und Osteoporose, sowie eine umfangreiche Liste empfohlener Lebensmittel zur Realisierung einer ausgewogenen Proteinzufuhr. Die Verwendung von Texten dieser Seite bedeutet jedoch nicht, dass alle dort publizierten Meinungen von der Redaktion im vollen Umfang von ihrarzt.de geteilt werden. Die Therapie Ihrer Osteoporose sollte immer im verantwortungsvollen Dialog mit Ihrem Orthopäden erfolgen.