30.07.17

Grundlage viler Meldungen war eine in Dänemark veröffentlichte Studie die im European Heart Journal zitiert wurde. Danach sollen bestimmte Schmerzmittel das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöhen. Unter den Schmerzmitteln wurden auch die häufig verschriebenen und häufig eingenommenen Medikamente Ibuprofen und Diclofenac erwähnt. Beide Medikamente sind vor allem unter Patienten mit chronischen Beschwerden des Stütz und Bewegungsapparates wie Rückenschmerzen, Arthrose oder Osteoporose verbreitet.

Laut Studie zeigte sich bei Patienten, die Diclofenac eingenommen hatten, ein um 51% erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herzstillstand. Bei Ibuprofen lag der ermittelte Wert bei etwa 31%.

Was bedeuten die Ergebnisse?

Bedeuten diese Ergebnisse nun, dass jeder um sein Herz fürchten muss, der wegen Kopfschmerzen einmal ein Schmerzmittel schluckt? Mit Sicherheit nicht! Viele Forscher bezweifeln außerdem die Aussagekraft der zitierten Studie. Hauptkritikpunkt bleibt, dass die genannten Medikamente zweifelsfrei als Hauptursache für das erwähnte erhöhte Risiko eruiert werden konnten. So fragte die Studie nicht nach dem Vorhandensein weitere Risikofaktoren für einen Herzstillstand wie beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes oder hohes Alter. Zudem war in der Studie nicht zu erkennen, wie lange und in welcher Dosierung die Arzneien angewendet wurden. Unterschiede, ob ein Patient wegen Kopfschmerzen einmalig 200 Milligramm oder wegen chronischer Schmerzen tägllich über 1000 Milligramm Ibuprofen einnimmt, bleiben weitgehend unberücksichtigt.

Grundsätzlich darf nicht davon ausgegangen werden, dass Schmerzmittel per se harmlos sind. Es ist richtig, dass gerade Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika vielfach Nebenwirkungen aufweisen, die sogar zu ernsten Gesundheitsproblemen führen können. Beispielhaft seien hier nur die Magen- und Darmgeschwüre oder die Magen- und Darmblutungen erwähnt. Seit mehr als 20 Jahren ist auch bekannt, dass die regelmäßige Einnahme von NSAR (nichtsteroidale Arzneimittel) zu Schäden an Nieren und Herz führen können.

Letzteres ist insbesondere für alle Patienten von Bedeutung, die an Herz- Kreilauferkrankungen leiden oder aufgrund von vorliegenden Risikofaktoren einer erhöhten Gefährdung ausgesetzt sind.

Zu solchen Risikofaktoren gehören erhöhter Blutdruck, eine vorhandene Infarktanamnese, Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte oder Nikotinabusus und viele andere Faktoren mehr. Patienten mit entsprechender Anamnese sollten vor der Einnahme von Schmerzmitteln immer Ihren Arzt um Rat fragen - am besten im Rahmen einer Visite,in der alle Vorerkrankungen durchgesprochen werden. Mit solchen ausführlichen Gesprächen lassen sich nicht nur Risiken für die Einnahme von Schmerzmittel eruieren, sondern auch eventuell Ursachen für die aufgetreten Schmerzen finden und die Wirksamkeit bisheriger Therapiemaßnahmen überprüfen.

Schmerzmittel bei chronischen Erkrankungen des Stütz-und Bewegungsapparates

Die NSAR sind noch immer Teil der Empfehlungen der internationalen Leitlinien zur Therapie beispielsweise der Arthrose oder von chronischen Rückenschmerzen. Für einige “Anhänger” der oben zitierten Studie ein unhaltbarer Zustand. Daher muss man zwischen Nutzen und Wirkung sehr genau abwägen. Genau, wie Patienten mit akuten und sehr schweren Erkrankungen des Herzens oder der Niere keine NSAR einnehmen sollten, gibt es für sonst gesunde Patienten mit erstmalig auftretenden Rückenschmerzen keine Kontraindikation für eine kurzfristige Einnahme, die es ermöglicht eine intensive Bewegungstherapie zu beginnen. Zwischen diesen beiden “Extremen” liegt eine von vielen individuellen Aspekten abhängige Grauzone, in der die Entscheidungen mit viel Fachkompetenz getroffen werden müssen. Es reicht daher sicher nicht aus, mal eben die Apothekenfachverkäuferin um deren Meinung zu bitten oder in Internetforen um Rat zu suchen.

Die Selbstmedikation ist auf jeden Fall obsolet!

Andere Problematiken

NSAR haben die Eigenschaft bei chronischen Beschwerden durch Dauergebrauch ihre Wirksamkeit zu verlieren. Dieser Zeitpunkt sollte nicht verpasst werden, da ab dann nur noch die Nebenwirkungen eine Rolle spielen. Möglich ist das Erkennen durch ständige Überprüfungen des Therapieerfolges in der ärztlichen Sprechstunde.

Einige Schmerzmittel können die Wirkung anderer Medikamente negativ beeinflussen. So können manche Schmerzmittel die Wirkung von beispielsweise Blutdrucksenkern abschwächen. Das gilt insbesondere bei Medikamenten zur Blutdrucksenkung aus der Gruppe der ACE Hemmer.

Ein weiteres Problem ist die unkontrollierte Einnahme von Schmerzmitteln. So kann es vorkommen, dass ein Patient der wegen chronischen Schmerzen der Gelenke Medikamente einnimmt, bei akut auftretenden Zahnschmerzen vom Zahnarzt weitere Medikamente verschrieben bekommt. Auf diese Weise ist die Höchstdosis dann schnell überschritten. Abhilfe schaffen beispielsweise die vielleicht bald eingeführte elektronische Patientenakte oder eine Kundenkarte in der Apotheke Ihres Vertrauens.

Fazit

Schmerzmittel sollten nur kurzfristig ohne ärztliche Anweisung eingenommen werden. Alle Beschwerden, die länger als 3 Tage anhalten, sind abzuklären. Eigenmedikation bleibt - wie bereits erwähnt - obsolet.

Weitere Verfahren, die schmerzlindernd wirken können, sind zur Unterstützung der Therapie mit Schmerzmitteln auf jeden Fall anzuwenden. Dazu zählen beispielsweise Wärmeauflagen, Bewegung, korrekte Kleidung, heiße Bäder und vieles andere mehr. Auch autogenes Training,Yoga oder psychische Betreuung können hilfreich sein.

Trotz zahlreicher Medienberichte existiert kein Grund für Panik und Hysterie!

Senken sie ihr Risiko!

  • Bei erhöhtem Risiko für Magen- oder Nierenprobleme grundsätzlich mit dem Arzt klären, welches Schmerzmittel erlaubt ist.
  • Mittel wie Diclofenac möglichst kurz und niedrig dosiert einnehmen. Auch bei kurzer Anwendung steigt das Risiko mit der Dosis.
  • Magenempfindliche Personen brauchen zusätzlich ein Magenschutzpräparat.
  • Bei Magen-oder Herzproblemen wenden Sie sich sofort an einen Arzt!