Männer sind schlechter dran
Dass Frauen von kardiovaskulären Erkrankungen wie koronaren Herzkrankheit (kurz KHK), Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz etc. geringfügig seltener betroffen sind, aber wegen der fehlenden Früherkennung und verzögerten therapeutischen Versorgung eine schlechtere Prognose als Männer haben, ist bekannt.
Eine oft genannte “mögliche” Ursache ist, dass kardiovaskuläre Erkrankungen als "Männerkrankheiten" gelten.
Nachteile in der medizinischen Versorgung existieren aber auch für Männer, Vor allem dann, wenn sie an einer klassischen, vornehmlichen "Frauenkrankheit" erkranken. So sind es bei der meist mit Frauen assoziierten Osteoporose die Männer, die schlechter versorgt werden,
Prävalenz der Osteoporose bei Männern und Frauen
Die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt wird als Prävalenz bezeichnet und in Prozent oder absoluten Zahlen angegeben. Die Prävalenz der Osteoporose ist bei Frauen zwar deutlich höher als bei Männern, aber auch Männer leiden gar nicht so selten an "Knochenschwund". Die Prävalenz liegt bei Männern in einer Größenordnung von 5-10 Prozent. Das bedeutet, dass in den 27 EU-Ländern von etwa 21 Millionen betroffener Frauen und 5,5 Millionen Männern auszugehen ist (Jahr 2010).
Unterschiede in der Ätiologie
Wie bei den schon erwähnten Herzerkrankungen gibt es auch bei der Osteoporose deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Sie betreffen die Krankheitsentsehung, den Verlauf und die Versorgung. Männer leiden häufiger unter sekundären Osteoporoseformen als Frauen. Sekundäre Formen der Osteoporose entwickeln sich als Folge einer anderen Erkrankung.
Typische, zur Osteoporose führende Verhaltensweisen oder Grunderkrankungen des Mannes sind beispielsweise exzessiver Alkoholkonsum, eine systemischen Glukokortikoidtherapie oder Hypogonadismus.Bei Frauen hingegen steht überwiegend die postmenopausale Osteoporose im Fokus der Krankheitsentstehung.
Screening und Osteoporosefrakturen
Für Männer ab dem 50. Lebensjahr wird zur Diagnostik einer Osteoporose nach wie vor der gleiche T-Score wie bei Frauen verwendet (<2,0). Problematisch ist, dass dieser Referenzwert die durchschnittliche Knochendichte einer 20-29-jährigen Frau widerspiegelt! Männer mit einem T-Score < 2,0 weisen daher bereits eiin höheres Frakturrisiko auf als Frauen mit gleichen Ergebnissen. Folgerichtig sind der weitere Anstieg des Risikos mit zunehmendem Alter und die Konsequenzen für die Gesundheit bei Männern kritischer zu sehen.
Die Mortalität (Sterbehäufigkeit) von Männern mit Osteoporosefrakturen ist höher als die von Frauen!
Ein Screening auf Osteoporose wird vom Dachverband Osteologie (DVO) bei Männern jeweils 10 Jahre später als bei Frauen empfohlen, also ab dem 80. Lebensjahr (Frauen ab 70). Genau wie bei Frauen sollte aber bei Männern mit Risikofaktoren das Screening bereits 10 Jahre früher erfolgen. Männer wären dann ebenfalls 70 Jahre alt,
Osteoporosetherapie bei Männern und Frauen
Männer erhalten viel seltener als Frauen eine Osteoporosetherapie, obwohl die Therapieindikationen die gleichen sind. Der Anteil der therapierten männlichen Patienten liegt unter 10 Prozent im Vergleich zu rund 50 Prozent bei Frauen. Ein möglicher, nicht medizinischer Grund für diesen Unterschied könnte allerdings auch sein, dass die Studienlage bei Männern mit Osteoporose limitiert ist.
Prinzipiell werden für die Osteoporose-Therapie von Männern die gleichen Standardmedikamente wie bei Frauen empfohlen. Lediglich Östrogenpräparate sind ausgenommen. Testosteron hat keinen Stellenwert in der Therapie von Männern, weil ein Nutzen in Bezug auf die Frakturrate bisher nicht nachgewiesen werden konnte,
Quelle:
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Gendermedizin - Osteoporose: Männer sind schlechter dran
ww.aerztezeitung.de