10.12.17

Operative Eingriffe bei Patienten mit Endoprothesen können ein Risiko für bakterielle Infektionen im Bereich des Prothesensitzes sein. Bei alleine in Deutschland über 400.000 Hüft- und Knieendoprothesen  jährlich ein nicht zu unterschätzendes Problem.

Protheseninfektionen

Die Infektion einer Prothese ist eine seltene, jedoch schwerwiegende Komplikation. Grundsätzlich ist zwischen Früh- und Spätinfektionen zu unterscheiden:

  • Frühinfektion
    Hautkeime gelangen während oder unmittelbar nach der Operation.über den Operationsweg in den Prothesenbereich.
  • Spätinfektion
    Keime gelangen nach der Operation über den Blutweg aus anderen Körpersregionen in den Prothesenbereich.

Zusätzliche Risikofaktoren für eine Protheseninfektion sind Diabetes, Steroidbehandlung oder krankheitsbedingte Immunsuppression.

Typische Eintrittspforten für Keime in die Blutbahn sind große bis kleine Wunden in stark mit Keimen belasteten Regionen wie beispielsweise die Mundhöhle. Selbst Aktivitäten des täglichen Lebens wie Zähneputzen oder Kauen, können zu einer,Streuung von Keimen im Blut führen.

Mögliche weitere Quellen der Keimbesiedlung sind Infektionsherde, die bereits vor der Implantation der Endoprothese vorlagen. Dazu gehören unter anderem auch kariöse Zähne oder kleinere Abszesse. Auch Haut- oder Harnwegsinfekte, Fremdkörper wie Blasen- oder Gefäßkatheter, Eingriffe wie Prostataoperationen oder die Entfernung der Rachenmandeln können Quellen für eine blutübertragene Infektion sein. Die Liste der möglichen Infektionsherde ist lang und betont die Notwendigkeit einer sorgfältigen Operationsvorbereitung.

Antibiotikaprophylaxe zur Risikoreduktion?

Das Risiko von Protheseninfektionen soll dadurch gemindert werden, dass Prothesenträgern vor operativen Eingriffen und vor Zahnarztbehandlungen oft Antibiotika verordnet werden. Ähnliche Verfahren sind von Patienten mit anderen Prothesen, beispielsweise Herzklappenprothesen, als Prophylaxemaßnahmen bekannt.

Die Notwendigkeit und der Nutzen von Antibiotikatherapien als prophylaktische Maßnahme vor operativen Eingriffen konnten bisher durch Studien nicht eindeutig belegt werden. Andererseits ist jedoch bekannt, dass der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika zu zunehmenden Resistenzen gegen Bakterien in der Bevölkerung führt. Eine Resistenz kann bereits nach einer Einzeldosis auftreten!

Wann sollen Antibiotika eingesetzt werden?

Eine generelle Antibiotikaprophylaxe ist nicht notwendig! Patienten benötigen kein Antibiotikum, wenn die Implantation mindestens ein Jahr oder - je nach Autor - zwei Jahre zurückliegt. Nach diesen Zeiträumen wird das Infektionsrisiko als sehr klein eingestuft. Ausnahmen sind Zahneingriffe bei Patienten mit erhöhten Risikofaktoren (siehe oben) oder bei anderen Eingriffen mit einem erhöhtem Risiko. Dazu zählen vor allem Eingriffe während bestehender Infektionen oder in einem Wundbereich mit hoher natürlicher keimbesiedlung (beispielsweise Zahnfleisch, gesamter Mundraume etc.) sowie ausgedehnte und längere Eingriffe.

Schlussfolgerung

Es kann festgehalten werden, dass es keine definitiven Regeln für den Einsatz eines Antibiotikums gibt. Die Indikation sollte idealerweise im Gesprächen zwischen dem Operateur, dem Hausarzt und dem Zahnarzt abgeklärt werden.

Vorbeugend sollten vor einer Prothesenimplantation die Zähne und andere möglicherweise infizierte Regionen saniert sein und nach der Operation eine adäquate Hygiene durchgeführt werden.

Infektionen, die eine Gefahr für die Prothese bedeuten, sind zügig mit Antibiotika zu behandeln.

Der Prothesenträger muss seine behandelnden Ärzte in jeden Fall über das Vorhandensein einer Prothese informieren.

Quellen:

  • Prothesen: Prophylaktisch Antibiotika vor Zahnbehandlungen?
    Autor: Dr. J. L. Dumas
    arthrose-journal.de
  • Berbari EF et al.,
    Dental procedures as risk factors for prosthetic hip or knee infection: A hospital-based prospective case-control study.
    Clin Infect Dis 2010 Jan 1; 50:8.
  • Nawrath EW, Walther W, Robra BP,
    Stand und Perspektiven der Antibiotika-Prophylaxe bei Patienten mit künstlichem, Gelenkersatz
    Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift 2009;64 (1)