17.09.17

Arthrose trifft den Menschen im Alter sehr unterschiedlich. Einige wenige entwickeln keine Beschwerden, andere wiederum sind durch Bewegungseinschränkungen überdurchschnittlich stark behindert.

Arthrose ist eine Krankheit des Gelenks und betrifft die ganze Funktionseinheit inklusive Schleimhaut, Knochen, Kapsel, Ligamente, Sehnen und Muskeln. Die genauen Ursachen für den Knorpelverschleiß sind noch nicht abschließend geklärt. Andererseits ist bekannt, dass manche Menschen auch im hohen Alter keine Arthrose entwickeln. Andere wiederum haben eine schwere Arthrose, aber keine Beschwerden.

Ursächlich werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert. So könnte der nachlassende Einfluss der Geschlechtshormone eine Einflussgröße sein. Weitere Erklärungen sind  der verringerte Stoffwechsel der Chondrozyten (Knorpelzellen) oder ein altersbedingter Präzisionsverlust der neuromuskulär vermittelten Mechanismen zur Stoßdämpfung. Man kann sich gut vorstellen, dass im Endeffekt alle diese Mechanismen gleichzeitig eintreten, jedoch bei jedem Menschen in einem unterschiedlichen Maße, womit die großen Unterschiede im Alter erklärt werden könnten. Eine sogenannte Altersarthrose gäbe es somit nicht.

Es gibt allerdings auch ethnische und genetische Faktoren, die das Auftreten einer Kniegelenkarthrose begünstigen können: So haben amerikanische Indianer, Afrikaner und Asiaten deutlich weniger Arthrose als kaukasische Bevölkerungsgruppen, zu denen auch die meisten Europäer zählen.

Eine wichtige Rolle spielen sicher auch die stattgehabten Belastungen der Gelenke. Laut wissenschaftlichen Studien spielt die Knie-Adduktion (Bewegung des Unterschenkels in Richtung “Innen” in der Belastungsphase) eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Kniegelenkarthrose des inneren Gelenkspalts. Diese Art der Arthrose stellt auch die häufigste Form der Kniearthrose dar. Ausreichende und korrekte Bewegung im jüngeren Lebensalter haben diesbezüglich eine wahrscheinlich nicht zu unterschätzende Schutzwirkung.

Zeigen sich im Alter die ersten Symptome einer sich entwickelnden Arthrose, kann die Reduzierung der Adduktion durch konservative Therapien, welche die Biomechanik des Kniegelenks beeinflussen, dieses Phänomen verringern und das Fortschreiten der Knorpelabnützung bremsen. Man hat festgestellt, dass schon mehrere kleine Maßnahmen diesen Effekt begünstigen können. So sollte man sich das Gehen mit nach außen gedrehtem Fuß anlernen, das Tragen von flexiblen Sohlen oder gar Barfußlaufen kann diesen Effekt ebenfalls haben. Auch können spezielle Knieorthesen diese Wirkung verstärken und den inneren Gelenkspalt entlasten. Weiterhin kann ein Training bestimmter Oberschenkelmuskeln diese Wirkung verstärken. Die Benutzung eines Gehstockes auf der nicht betroffenen Seite hilft ebenso wie eine bestimmte Art, den Oberkörper beim Gehen seitlich zu schwingen (arthrose-journal).

Weitere Studien haben festgestellt, dass eine gestörte motorische und sensorische Funktion der Beinmuskeln eine Fehlfunktion und somit eine chronische Fehlbelastung des Kniegelenks herbeiführt, was ebenfalls für die Entstehung der Arthrose verantwortlich sein kann. Eine Verbesserung dieser Funktion hat eine positive Wirkung auf den Verlauf der Arthrose und bremst sowohl Beschwerden als auch das Fortschreiten der Arthrose.

Eine entscheidende Rolle soll dabei die Propriozeption haben. Bei der Propriozeption handelt es sich  um die Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum ebenso wie um die Wahrnehmung der Lage der einzelnen Körperteile zueinander. Verantwortlich dafür sind zum Beispiel sogenannte Mechanorezeptoren in den Muskeln, Sehnen und Bändern, die Veränderungen von Körperstellungen an die Nervenbahnen weiterleiten bis hin zum Hirn, um die notwendigen Reaktionen des Bewegungs- und Halteapparats in Gang zu setzen (arthrose-journal).

Eine wirksame Behandlung der Arthrose sowohl im Früh- als auch im Spätstadium kann deshalb vor allem aus Übungen und Sport bestehen. Es sollte in Zukunft ein gezieltes Muskelaufbau-, Muskeldehnung- und Koordinationstraining erfolgen, idealerweise unter Berücksichtigung der individuellen neuromuskulären Defizite. Das individuelle Programm könnte durch ausgiebige Tests der jeweiligen Person bezüglich seines Trainingszustandes und Propiozeption aufgebaut werden und durch ausgebildete Trainer vermittelt und kontrolliert werden.

Quellen:

  • N.D. Reeves, F.L. Bowling: Conservative biomechanical strategies for knee osteoarthritis Nat Rev Rheumatol. 2011;7(2) © 2011 Nature Publishing Group
  • Kniegelenkarthrose im Alter ist keine Altersarthrose
    www.arthrose-journal.de
    Autor: Dr. J. Dumas
Arthrose im Alter
Arthrose im Alter