14.01.18

Manuelle Therapien

Schon seit Jahrhunderten existieren Therapieformen, bei denen Krankheiten und Funktionsstörungen durch nichts anderes als den Einsatz der Hände behandelt werden. Heute werden solche Therapien standardisiert und nach Techniken gruppiert. Dadurch wird die Basis für einen geregelten Austausch von Erfahrungen gelegt und die Voraussetzung geschaffen, solche Praktiken als fundierte Ausbildung anzubieten.

Wegen des überwiegenden Einsatzes der Hände werden diese Ansätze häufig unter dem Oberbegriff “manuelle Therapien” zusammengefasst.

Reflextherapien

Einige der manuellen Therapien wie beispielsweise die Chiropraktik verstehen sich als sogenannte Reflextherapien. Ausgangspunkt der Reflextherapien ist die Vorstellung, dass viele körperliche Beschwerden wie Rücken- und Kopfschmerzen, Schwindel oder Ohrgeräusche (Tinnitus) auf Fehlstellungen bzw. Blockierungen der Wirbelsäule oder von Gelenken zurückzuführen sind.

Diese Blockaden der Gelenke an den Extremitäten oder an den Gelenken der Wirbelsäule sind schmerzhaft. Erklärt werden die Schmerzen bei Gelenkblockierungen über sogenannte Reflexbögen. Dabei handelt es sich um Nervenverbindungen, die von dem blockierten Gelenk über die Wirbelsäule zu den Organen verlaufen, in denen die Beschwerden schließlich auftreten.

Als Refelexbogen wird der Verlauf des Nervenimpulses vom Ort der Reizaufnahme zum ausführenden Organ bezeichnet. Viele Reflexbögen verlaufen ohne Einbeziehung des Gehirns direkt über das Rückenmark. Einfachstes Beispiel für einen Reflexbogen ist der typischer Abwehrreflex: Beim Berühren einer heißen Herdplatte nehmen Schmerzrezeptoren in der Haut der Handfläche den Schmerzreiz auf und senden ihn entlang der bestimmter Nervenfasern zum Rückenmark. Hier wird der ankommende NervenImpuls an andere Nervenfassern (Motoneuronen) weitergegeben. Diese wiederum übermitteln an die Oberarmmuskeln das Signal zur Kontraktion. Die Hand wird blitzschnell aus dem Gefahrenbereich zurückgezogen. Erst wenige Millisekunden später werden die von den Schmerzrezeptoren ankommenden Signale von den aufsteigenden Nervenbahnen des Rückenmarks an das Gehirn weitergegeben, wo der Schmerz bewusst wahrgenommen wird.

Der Schmerz bei Gelenkblockaden entsteht nicht nur im betroffenen Gelenk, sondern ist auch die Folge der ständigen Muskelkontraktionen, mit denen der Körper reflexartig versucht, die Blockade zu lösen. Da der Impuls im Rückenmark nicht nur auf die zur Muskulatur ziehenden Motoneurone, sondern auch auf andere zu Organen oder Gefäßen führenden Nervenzellen (Neurone) übertragen wird, stellen sich in Abhängigkeit von der Lokalisation weitere Beschwerden wie beispielsweise Übelkeit, Herzstolpern, Schwindel oder Ohrensausen ein.

Die manuellen Therapietechniken, so die Annahme, beeinflussen durch die Anwendung festgelegter schonender Grifftechniken diese Reflexbögen. Die Blockaden werden gelöst, indem der Nervenreiz für einen kurzen Moment unterbrochen wird. Dadurch sinkt die Muskelspannung und das zuvor blockierte Gelenk wird frei.

Anwendung

Die klassischen manuellen Therapien wie beispielsweise die Chiropraktik, die Osteopathie aber auch die Massage führen zum Abbau von Verspannungen im Muskelgewebe und im Bindegewebe und wirken unterstützend bei anderen physiotherapeutischen Maßnahmen. Außerdem können sie eine Verkürzung von Erholungsphasen, etwa nach einer Operation, bewirken und dienen der Schmerzerleichterung und Schmerzlinderung. Gerade reflektorische Rückenschmerzen, Muskelhartspann und Muskelverspannungen können damit behandelt werden. Generell können manuelle Techniken eine lokale Steigerung der Durchblutung, eine Entspannung der Muskulatur und Schmerzlinderung sowie die Reduktion von Stress erreichen.

Vorbereitung und Durchführung

Eine Behandlung sollte ausschließlich von einem entsprechend ausgebildeten Therapeuten (zum Beispiel einem Arzt mit Zusatzbezeichnung) durchgeführt werden. Bei der Anwendung falscher Griffe kann es zu schweren Schäden an der Wirbelsäule bis hin zu Lähmungserscheinungen kommen. Vor jeder Maßnahme ist deshalb eine eingehende Untersuchung erforderlich, bei der vorbestehende Krankheiten der Wirbelsäule wie ein Bandscheibenvorfall, Entzündungen der Wirbelsäule (Spondylitis) oder Osteoporose ausgeschlossen werden müssen!

Nachbehandlung

Einmal gelockerte Gelenkblockaden und Verspannungen sollen und müssen gelockert bleiben und künftig vermieden werden. Daher sin Nachbehandlungen im Anschluss empfehlenswert. Eine gute Adresse dafür sind Krankengymnasten oder Physiotherapeuten. Daneben bleibt eine ständige Bewegungstherapie mit Übungen zu Kraft und Ausdauer unerlässlich.

Reflexbogen
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