10.02.19

Die Kyphoplastie gehört heute zu den Standardverfahren zur Behandlung von Frakturen eines Wirbelkörpers. Eine kurze Einführung in die Technik mit vielen Lesetipps zu weiteren Informationen.

Kyphoplastie

Die Kyphoplastie ist eine relativ neue, sehr erfolgreiche operative Therapie bei schmerzhaften Brüchen der Wirbelkörper. Die Kyphoplastie ist ein minimal-invasives Verfahren zur Therapie von Wirbelfrakturen der mittleren und unteren Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule (Doccheck). Man unterscheidet zwei Verfahren:

  1. substanzzerstörende (z.B. Ballon-Kyphoplastie) Techniken
  2. substanzerhaltende (z.B. Radiofrequenz-Kyphoplastie) Techniken

In der ursprünglichen (substanzzerstörenden) Technik wurden über zwei Kanülen mit einem Durchmesser von ca. 4 mm jeweils Ballons in den gebrochenen Wirbel eingeführt. Durch Auffüllen der Ballone mit einem Kontrastmittel wurde anschließend der zusammengebrochene Wirbel teilweise aufgerichtet, jedoch zum Preis der Verdrängung gesunder/ intakter Spongiosa. Anschließend wird der Wirbel fixiert, indem in die entstandene (Ballon)-Höhle ein Knochenzement eingespritzt wird, der innerhalb weniger Minuten aushärtet und damit den gebrochenen Wirbel stabilisiert. Ggf. verbleiben neben dem Knochenzement andere Implantate wie Container, Stents, etc. als zusätzliche Fremdkörper im Wirbel zurück (Wikipedia).

Substanzerhaltende Techniken benötigen in der Regel lediglich einen einseitigen (monopedikulären) Zugang zum gebrochenen Wirbelkörper. Anschließend wird mit einer flexiblen (biegsamen) Nadel der Wirbelkörper präpariert und ggf. vereinzelte Zementbahnen angelegt (= Postament). Abschließend wird ein hochvisköser ("gummiartiger") Knochenzement maschinell in den Wirbelkörper eingebracht, welcher sich fächerförmig in er gesunden,  intakten Spongiosaverteilt, diese umschließt und den Wirbel stempelartig aufrichtet (Wikipedia).

Therapieziele

Diese Reparatur des gebrochenen Wirbelkörpers ist bei einer Kyphoplastie jedoch nicht das eigentliche Therapieziel. Erstes Ziel der Therapie ist, die oftmals unerträglichen Schmerzen der Patienten zu beheben oder aber zumindest gravierend zu lindern. Daher ist eine Kyphoplastie auch nur dann als Therapieoption geeignet, wenn die vom Patienten beschriebenen Schmerzen eindeutig auf den Wirbelkörperbruch zurück zu führen sind. 

Das Ziel der Kyphoplastie ist die Schmerzbehandlung und die Stabilisierung von Wirbelkörpern

  1. bei denen sich aufgrund einer Verminderung der stützenden Knochenbälkchen eine Instabilitätentwickelt hat
  2. bei denen bereits eine Fraktur aufgetreten ist. 

Es wird angenommen, dass die schmerlindernde Wirkung der Kyphoplastie auf der stabilisierenden Wirkung des injizierten Knochenzementes beruht, der schmerzhafte Bewegungen innerhalb des frakturierten Wirbelkörpers aufhebt. Zum anderen verdrängt der Knochenzement pathologisches (krankhaft verändertes) Gewebe und zerstört zusätzlich durch sine  Wärmeentwicklung schmerzleitende Nervenfasern (Klinikum Uni Münster).

Erfogsaussichten

  • Bei frischen bis zu einige Monate alten osteoporotischen Frakturen liegt die Erfolgsquote bei 80-90%.
  • Bei Frakturen mit einem Alter von bis zu zwei Jahren sinkt die Erfolgsrate bezüglich der Schmerzminderung auf ca. 60-70%.
  • Bei älteren Frakturen ist eine Behandlung nicht mehr sinnvoll.

Die Referenz dieser Statistik sind osteoporotische Frakturen, Für die Wirbelfrakturen aufgrund von Metastasen oder Tumoren existieren andere Zahlen.

Technik

In den schmerzhaft eingebrochenen Wirbelkörper wird eine Arbeitskanüle in vorgeschoben. Dann wird durch diese Arbeitskanüle ein Ballonkatheter in den Wirbelkörper eingeführt. Dieser Ballon wird mit einer röntgendichten Flüssigkeit unter Röntgendurchleuchtungskontrolle "aufgebl.sen". Dadurch wird in dem eingebrochenen Wirbelkörper ein Hohlraum geschaffen, in den der Knochenzement eingespritzt wird.

So wird der Wirbel endgültig stabilisiert. Bei frischen Brüchen kann er manchmal auch wieder aufgerichtet werden. Ein Korsett muss nach der Operation nicht getragen werden. Meist sind die Patienten nach ein bis zwei Tagen mobil und können entlassen werden (Klinikum Uni Heidelberg).

Bildquelle: Die Animation ist auf die Seite zur Patientenaufklärung der Universitätheidelberg verlinkt.

Beim Eingriff werden die Wirbel erst durch einen Ballon korrigiert und der entstandene Hohlraum mit Biozement oder einem Kunsstoffmaterial (= PMMA) aufgefüllt (www.kyphon.com).

Risiken

Ein operativer Eingriff birgt immer die Risiken. Die Möglichkeiten des Auftretens von Risiken von gegen zu erwarteten Nutzen aufgerechnet werden. Das Ergebnis der Nutzen - Risiko Analyse entscheidet dann über die Indikation. Zu den möglichen Risiken zählt beispielsweise, dass möglicherweise Nervenbahnen des Rückenmarks verletzt werden können. Genaueres erfahren Sie im Gespräch mit Ihrem Operateur, der Sie umfassend aufklären wird und zusammen mit Ihnen Nutzen gegen Risiken abwägt. Im Vergleich zu anderen Optionen, beispielsweise die Vertebroplastie ist die Kyphoplastie aber ein sehr schonendes Verfahren für die Stabilisierung eines porösen Wirbels.

Nachbehandlung

Da bei den Operationsverfahren keine großen Schnitte notwendig sind und kaum Gewebe geschädigt wird, haben Patienten nach der OP auch fast keinen Wundschmerz. Der Zement ist bereits nach 30 Minuten ausgehärtet – die Wirbelsäule also voll belastbar. Schongang oder Korsett sind nicht notwendig. Bereits am Tag des Eingriffs dürfen die Patienten aufstehen und sich bewegen (Schoen Kliniken).

Durch die Kyphoplastie wird die zugrunde liegende Ursache für eine bestehende Osteoporose nicht gelindert oder beseitigt! Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass auch nach der Operation die gleiche konservative Behandlung durchgeführt wird, wie vor der Operation. Dabei spielen besonders die medikamentöse Therapie und die Krankengymnastik eine wichtige Rolle.

Das Weiterführen der medikamentösen Behandlung ist besonders wichtig, weil sie die Ursachen der Osteoporose behandeln kann. Die Medikamente greifen in erster Linie in den Calciumstoffwechsel ein, der für den Knochenauf- und -abbau eine wesentliche Rolle spielt. Denn ein gesunder Zellstoffwechsel des Knochens kann den Verlauf einer Osteoporose deutlich lindern.

Quellen: