16.01.17

Vor dem geplanten Einsetzen einer Hüft- oder Knieendoprothese sollte die Knochendichte beurteilt werden.Ein Knochenschwund kann das kurz- und langfristige Komplikationsrisiko einer Operation deutlich erhöhen.

Lange Zeit wurde angenommen, dass sich im Zuge der Gelenkerkrankung die Knochendichte erhöht. Konsequenterweise galt die Arthrose als Schutz vor Osteoporose. Diese Annahme konnte mittlerweile durch Studien und Langzeitbeobachtungen eindrucksvoll vor allem durch die hohe Verbreitung der Osteoporose auch unter Arthrosepatienten widerlegt werden. Leider sind die hohen Zahlen auch ursächlich für mehr Probleme mit den Implantaten (künstlichen Gelenken).

Eine häufig zu beobachtente Komblikation ist beispielsweise die Fraktur (Bruch) des Acetabulums. Als Acetabulum, Hüftgelenk- oder Beckenpfanne wird in der Anatomie der vom Becken gebildete knöcherne Anteil des Hüftgelenks bezeichnet. Das Gesamtrisiko für intra- und postoperative Komplikationen, insbesondere periprothetische Frakturen, liegt dem Experten zufolge bei Osteoporosepatienten bei bis zu 20%.Bei diesen Zahlen ist der Umstand, dass die Osteoporose in über 30% der Fälle intraoperativ nicht erkannt wird, mehr als nur bedauerlich.

Die kurzfristigen Probleme sind aber nicht alles.Die Patienten haben auch ein schlechteres Langzeitergebnis. Die durch die Osteoporose verringerte Knochendichte kann zu einem vermehrten Nachsintern führen und damit zur Lockerung. Dabei gilt: Je geringer der Ausgangswert der Knochendichte, desto größer ist der Knochenverlust bei Einbau einer Prothese.

Lösungsansätze sind vorhanden, müssen aber sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.

Der primäre Lösungsansatz für die Hüfte wäre die zementierte Prothese. Hauptargument für den zementierten Schaft ist die sofortige Stabilität: Der Patient kann unmittelbar nach der Op. belasten und die 5-Jahres-Überlebensrate der Prothese ist vor allem bei älteren Patienten deutlich besser als die Überlebensrate der zementfreien Prothese. Nachteile sind die erhöhte Lockerungsrate und möglicherweise auch lebensbedrohliche intraoperative Komplikationen durch Eindringen des Zements in die Blutbahn. Dagegen besteht bei zementfreien Hüftpfannen die Gefahr der Acetabulumfraktur. Um diese zu erkennen, empfiehlt Eisenhart-Rothe dringend das intraoperative Röntgen.

Nachteile beispielsweise der zementfreien Hüpftpfanne wären die sehr hohen Anforderungen an die Passgenauigkeit.Ist sie wirklich auf die gleiche Größe gefräst, kommt es zu keiner erhöhten Beweglichkeit. Kein Nachteil lässt sich auch bei den zementfreien Schäften erkennen. Ein Jahr postoperativ ergibt sich im Vergleich zu zementierten Schäften kein Unterschied im Nachsintern, und auch klinisch sowie radiologisch sind die Ergebnisse gleichwertig.

Zum Knie gibt es für den osteoporotischen Patienten bislang nur wenige Studien. Diese sind zudem vollkommen widersprüchlich. In einem Teil der Studien stieg bei Osteoporose das Risiko für periprothetische Frakturen deutlich an. In anderen Studien war die Frakturrate dagegen nicht erhöht.

Eine weitere Option bei Osteoporosepatienten mit Arthrose ist die systemische Therapie mit Bisphosphonaten: Autoren aus Frankfurt konnten eine signifikante Reduktion des Knochenverlusts nach Hüft-TEP plus medikamentöser zeigen. Vor allem hinsichtlich der Standzeit scheinen die User einer Therapie deutlich mehr als die Non-User zu profitieren.

Quellen:

  • Vor Hüft- und Knie-TEP auf Osteoporose achten!
    www.springer.de
    Autor: Dr. E.Oberhofer
  • Vortrag
    Prof. Dr. R.r von Eisenhart-Rothe
    Direktor der Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie der TU München
    132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, 28. April bis 1. Mai 2015, München