Faszientraining

Bewegungsmangel und Fehlhaltungen können zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, beispielsweise zu Rückenschmerzen oder zu Adipositas. Präventiv oder therapeutisch, empfehlen sich neben Sport und und andere Aktivitäten die verschiedenen Konzepte des Faszientrainings.
Faszientraining
Seit einiger Zeit sind die sogenannten Faszien in aller Munde. Dabei handelt es sich um Netze aus kollagenem Bindegewebe, die Muskeln, Knochen, Bänder und inneren Organe umschließen und zusammenhalten. Die Existenz der Faszien ist aber nicht erst jetzt bekannt geworden, jedoch haben Forscher nun ihre besondere Bedeutung herausgestellt. Sie geben dem Körper Form und Halt, weil sie geschmeidig, elastisch und gleichzeitig formstabil sind. Durch Fehlhaltungen und Bewegungsmangel können sie aber verhärten, verkleben oder gar rissig werden.
Da alle Faszien miteinander verbunden sind, kann es dann auch in anderen Strukturen zu Problemen kommen. Liegen faszienbedingte Schmerzen vor, kommen meist manuelle Therapien infrage, bei denen die Verspannungen aufgelöst werden sollen. Die Therapien zielen darauf ab, präventiv für flexible und damit belastbare Faszien zu sorgen. Außerdem soll es auch die sogenannte Propriorezeption verbessern. Propriorezeption ist die Wahrnehmung des eigenen Körpers im Raum, für welche neuesten Erkenntnissen zufolge die Faszienschicht durch eingelagerte feine Nervenenden als Sinnesorgan eine wesentliche Rolle spielt.
Das Faszientraining soll den ganzen Körper ansprechen, die Leistungsfähigkeit erhöhen, die Beweglichkeit zwischen Muskeln und Faszien verbessern sowie das Verletzungsrisiko senken. Dafür stehen verschiedenen Übungen zur Verfügung. Häufig werden Rollen als Hilfsmittel verwendet. Mit ihnen soll das Fasziengewebe massiert und positiv beeinflusst werden.
Je nach Konzept bestehen die Übungen des Faszientrainings aus unterschiedlichen Bereichen:
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In der Kategorie "Rebound Elasticity" werden Übungen durchgeführt, bei denen man sich die Wirkung der Vorspannung im Fasziengewebe zunutze macht. Dies erfolgt nach einem Katapult-Prinzip, indem zunächst eine Spannung aufgebaut und diese dann plötzlich wieder losgelassen wird, beispielsweise durch einen Sprung oder federnde Bewegungen.
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"Fascial" oder "Soft-Tissue Stretching" beinhaltet Dehnübungen in alle Richtungen. Hierzu werden bereits bekannte Muskeldehnungsübungen genutzt oder erweitert.
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Der Bereich des .Fascial Release" beinhaltet Strategien zur Verbesserung des Faszienstoffwechsels. Dafür wird auf diese - meist mit der Schaumstoffrolle - Druck ausgeübt. So sollen sich Verklebungen des Bindegewebes lösen lassen.
- Im Rahmen des .Proprlozeptfv Refinement" regt man die Fähigkeiten der Faszien als Sinnesorgan gezielt an, um sie zu verbessern.
Wenn bereits Teile der Faszien verhärtet sind, können sich z. B. die massageartigen Anwendungen der Faszienrolle am Anfang des Trainings unangenehm anfühlen. Dieses Empfinden verbessert sich mit der Zeit bei regelmäßigem Üben. Allerdings sollte man stärkere Schmerzen als Grenze betrachten und diese nicht ausreizen.
Auch wenn sich das Faszientraining positiv auf die Muskulatur, die ja von den Faszien umschlossen ist, auswirken kann, ist es kein Ersatz für Muskel- oder Ausdauertraining. Wer also gern joggen geht oder im Fitnessstudio seine Muskeln im Gerätezirkel stärkt, kann diese Aktivitäten mit Faszientraining unterstützen.
Faszien durch Körperübungen positiv zu beeinflussen, ist allerdings - im Gegensatz zum Wissen über ihre Funktionen - nicht ganz neu. Auch bereits länger bestehende Konzepte wie Pilates und Yoga nutzen Elemente, bei denen die Faszien positiv beeinflusst werden. Dies gilt insbesondere für Dehnübungen.
Quelle:
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Orthopress 2/2016
Ausgabe NORDOST
Autor. S. Zerres