25.09.17

Damit ein gesunder Wirbelkörper bricht, muss eine erhebliche Kraft auf ihn einwirken, wie sie z. B. bei Sport- oder Autounfällen auftreten kann. Ist die Wirbelkörperstruktur dagegen geschädigt, wie es z. B. bei Osteoporose oder Tumoren der Fall ist, können Wirbelkörper auch aus nichtigem Anlass ohne größere Krafteinwirkung brechen.

Meist tritt ein Wirbelkörperbruch im Bereich der unteren Brust- bzw. der Lendenwirbelsäule auf. Pro Jahr sind bei uns etwa 200.000 Frauen und Männervon einem derartigen Ereignis betroffen. Statistisch gesehen erleidet in den Industrieländern etwa jede zweite Frau und jeder vierte Mann im Laufe seines Lebens einen Wirbelkörperbruch. Allerdings ist nach einem ersten Bruch das Risiko für einen zweiten fünfmal so hoch und für einen dritten Bruch sogar siebeneinhalbfach erhöht.

Stabil oder instabil?

Für die Frage: "Wie wird ein Wirbelkörperbruch behandelt?" ist ausschlaggebend, ob es sich um einen stabilen oder instabilen Bruch handelt und ob neurologische Ausfälle vorliegen. Stabile Brüche, die keine unerträglichen Schmerzen verursachen, werden häufig konservativ behandelt. Das heißt, unter einer medikamentösen Schmerztherapie erfolgt nach einigen Tagen der Bettruhe die frühfunktionelle Mobilisierung eventuell mit Unterstützung eines Stütz korsetts. Beeinträchtigen aber starke Schmerzen die Lebensqualität, liegt eine deutliche Höhenminderung der Wirbelsäule vor, die langfristig zu erheblichen Problemen führen wird, oder kann die Wirbelsäule den Körper nicht mehr tragen, so wird man heute auch stabile Brüche operativ behandeln. Zumal mittlerweile etablierte minimalinvasive Verfahren, die die betroffenen Patienten wenig belasten, zur Verfügung stehen.

Vertebroplastie

Bei der sogenannten Vertebroplastie wird vom Rücken aus über eine Hohlnadel Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper eingespritzt. Dies soll die Wirbelsäule wieder stabilisieren und die Schmerzen nehmen. Allerdings kann mit diesem Verfahren in der Regel keine Aufrichtung des zusammengesinterten Wirbelkörpers erreicht werden. Dies ist mit der sogenannten Ballon-Kyphoplastie möglich. Dabei wird zunächst ein Ballon in den Wirbelkörper eingebracht und mit Flüssigkeit aufgefüllt. Durch diese Volumenzunahme richtet sich der Wirbelkörper auf und erreicht annähernd seine ursprüngliche Höhe. Dann wird der Ballon wieder entfernt und die entstandene Höhle mit Knochenzement aufgefüllt.

Die Erfolgsrate dieses Verfahren gilt als recht hoch. Allerdings gibt es Komplikationsmöglichkeiten. Zum einen kann der Zement auslaufen und z. B. in Blutgefäße eindringen. Daher wird der Eingriff unter Röntgenkontrolle durchgeführt, um solch ein Ereignis sofort feststellen zu können. Diese Verfahren sollten deshalb auch nur von versierten Ärzten mit einer entsprechender Erfahrung im Komplikationsmanagement durchgeführt werden. Zum anderen verbindet sich das als Knochenzement verwendete Polymethylmethacrylat (PMMA, Plexiglas) oft nicht ideal mit dem Knochen. Außerdem ist dieser Stoff wesentlich härter und steifer als der Knochen, in den er hineingespritzt wird. Dies führt dazu, dass es über- und unterhalb dieses harten Kerns wohl häufiger zu Folgefrakturen kommt, zumal wenn es sich um osteoporotisch veränderte Knochen handelt.

Silikon

Um die Komplikationsrate zu senken, hat sich in den letzten Jahren das Verfahren der Silikon-Elastoplastie mehr und mehr etabliert. Dabei wird statt des harten Zements ein elastisches Knochenfüllmaterial auf Silikonbasis eingefüllt. Dieses Material soll noch besser bioverträglich sein und eine bessere Verbindung zwischen Füllmaterial und Knochen ermöglichen. Auch die Rate an Anschlussfrakturen soll - so die Hoffnung - deutlich gesenkt werden. Allerdings liegen belastbare Langzeitergebnisse noch nicht vor.

Instabilität beseitigen

Instabile Wirbelkörperbrüche und drohende bzw. bereits eingetretene neurologische Ausfälle sollten umgehend operiert werden. Um die Stabilität und Tragfähigkeit der Wirbelsäule wiederherzustellen, ist dabei in der Regel ein komplexerer Eingriff erforderlich. In diesen Fällen werden in die gesunden Wirbelkörper ober- und unterhalb des Bruches Schrauben eingebracht. Diese werden dann auf beiden Seiten so mit Stäben verbunden, dass die Wirbelsäule wieder aufgerichtet und stabilisiert wird. Falls erforderlich kann in einem zweiten Schritt über einen Eingriff von der Bauchseite aus, der zerstörte Wirbelkörper entfernt und durch einen Platzhalter aus Titan ersetzt werden. Nach einer derartigen Operation muss in der Regel für einige Wochen ein Stützkorsett getragen werden, bis das stabilisierende System gut eingeheilt ist. Wenn einem Wirbelkörperbruch eine Osteoporose zu Grunde liegt, sollte (um weitere Frakturen möglichst zu vermeiden) deren Behandlung unbedingt eingeleitet werden.

Arten von Wirbelkörperbrüchen

Stabile Brüche sind meist:

  • Keilwirbel (Einbruch derVorderwand)
  • Plattwirbel (Zusammensintern des gesamten Wirbelkörpers)
  • Fischwirbel (Einbruch von Oeck- und Grundplatte)

Bei instabilen Brüchen ist häufig die rückwärtige Wand beschädigt, sodass eine Kompression des Rückenmarks bzw. von abgehenden Nerven möglich ist.

Quelle:

  • Orthopress 2/2016
    Ausgabe NORDOST
    Autor. S. Eberle