23.05.16

Gartenarbeit liegt im Trend. leider bedeutet diese Beschäftigung nicht selten eine erhebliche Belastung für die Kniegelenke, speziell für die Menisken. Die Orthopäden der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie haben daher einige Tipps veröffentlicht, die Ihnen helfen, Ihre Kniegelenke bei der Pflege Ihres Gartens zu schonen.

Gartenarbeit und Knorpelschaden

Hockende oder kniende Tätigkeiten, wie sie bei der Gartenarbeit nötig werden, belasten ihre Gelenke, insbesondere das Knie. Besonders betroffen sind die Knorpelstrukturen im Kniegelenk, also die Menisken und das Gleitlager der Kniescheibe.

Ist das Knie aufgrund einer Verletzung oder einer Arthrose schon geschädigt, ist es besonders wichtig, das Knie während der Gartenarbeit zu entlasten, um eine Überbelastung zu vermeiden.

Meniskusschäden

In der Hocke entsteht eine vermehrte Druckwirkung auf das Kniegelenk. In der äußersten Beugehaltung werden die Menisken Ihres Kniegelenkes, insbesondere die hinteren Anteile regelrecht gequetscht. Der Druck auf den Meniskus kann dabei Spitzen von bis zu 20 kg pro cm² erreichen, was selbst für ein bisher gesundes Knorpelgewebe eine zu hohe Belastung darstellt. Häufiges oder zu langes Arbeiten in hockender Körperhaltung erhöht daher das Risiko für die Entwicklung degenerativer Meniskusschäden bis zur Ausbildung von Rissen und die Entstehung einer lateraler und medialer Gonarthrosen..

Die Kniescheibe

Ein weiteres Problem der Hocke ist die Dehnung der Oberschenkelmuskulatur, die sich schon sehr bald als schmerzhafte Übermüdung bemerkbar macht. Pathophysiologisch bedeutender ist jedoch der sich dabei entwickelnde Druck auf das knorpelüberzogene Gleitlager Ihrer Kniescheibe. Neben dem bereits erwähnten Risiko für die Entstehung einer Kniegelenksarthrose steigt daher auch das Risiko einer “Retroptellararthrose”.

Der Begriff Gonarthrose: Sind die knorpeligen Gelenkflächen des Kniegelenks “verschlissen” spricht man von einer Gonarthrose (Kniegelenksarthrose). Hierbei können alle drei Gelenkabschnitte einzeln oder gleichzeitig betroffen sein.

  1. Mediale Gonarthrose
    Das innere oder mediale Kompartment des Gelenks zwischen Ober- und Unterschenkel  ist betroffen.
  2. Laterale Gonarthrose
    Das äußere oder laterale Kompartment des Gelenks zwischen Ober- und Unterschenkel ist betroffen.
  3. Retropatellararthrose
    Verschleiß im Kniescheibengelenk (Femoropatellargelenk).

Wie kann man vorbeugen?

Dehnungsübungen

Dehnen Sie Ihre Bein- und Rückenmuskulatur, bevor Sie mit der für den Körper einseitig belastenden Gartenarbeit beginnen. Sie steigern damit die Durchblutung Ihrer Muskulatur, bereiten sie auf die Belastung vor.

Knieschonende Unterlagen oder kleine Hocker verwenden

Benutzen Sie so oft es geht ein Kniepolster oder eine geeignete, weiche Knieunterlage. Für viele Tätigkeiten kann man sich auch auf einen kleinen Hocker setzen und sich so zwischendurch wieder ausruhen.

Tätigkeiten wechseln

Suchen Sie sich von Anfang an mehrere Aufgaben, die Sie im Garten verrichten wollen und wechseln sie öfter zwischen hockenden und stehenden Tätigkeiten hin und her. So vermeiden Sie es, länger als ein paar Minuten in der Hockposition zu verharren.

Lockerungsübungen

Verharrt man lange in einer Position, verliert der Knorpel im Gelenk seine Flüssigkeit. Dieser Zustand wird von den Betroffenen oft als “Gelenksteife” beschrieben. Die Flüssigkeit hält das Gelenk elastisch. Eine kleine Übung lockert das Gelenk wieder und löst eventuell auch Gelenkblockaden.

Richtige Gartengeräte einsetzen

Viele Gartengeräte wie z.B. Unkrautstecher, Greifer, Kultivator oder Grubber gibt es mit einem längenverstellbaren Stiel. Das ist eine zusätzliche aber lohnende Zusatzanschaffung, da Gartengeräte i.d.R. nicht abnutzen. Bücken oder hocken ist nicht mehr nötig, die Arbeiten können nun bequem in aufrechter Position verrichtet werden.

Stützen beim Aufstehen

Stützen Sie sich beim Aufstehen am besten auf einen Hocker oder etwas anderes Festes auf. Stellen Sie dabei ein Bein vor und drücken sich dann hoch. So vermeiden Sie unnötige Belastungen Ihres vielleicht schon vorgeschädigten Kniegelenks.

Kühlen gegen Schmerzen

Haben Sie nach der Arbeit im Freien dennoch verstärkt Schmerzen im Kniegelenk, hilft es das schmerzende Gelenk zu kühlen. Feuchte und kalte Wickel sind bewährte Hausmittel.

Beinmuskeltraining

Gut trainierte Beinmuskeln sorgen für Bewegungskraft, sichern die Stabilität des Gelenks und schonen den Bandapparat. Es muss nicht unbedingt Sport sein, um etwas für die Beinmuskeln zu tun. Wer so oft es geht die Treppe steigt statt den Fahrstuhl oder die Rolltreppe zu nehmen, Rad fährt und das Auto stehen lässt und spazieren geht, statt auf der Couch zu sitzen, tut schon viel für seine Beinmuskeln.

Wenn Sie diese Tipps konsequent umsetzen werden Sie länger Freude an Ihrem Garten haben. Stellen sich mit der Zeit oder zunehmendem Alter trotzdem Beschwerden ein, ist es ratsam, darüber nachzudenken, ob man die Gartenarbeit nicht reduzieren kann. Ein kleiner, in Ruhe und ohne Beschwerden zu genießender Garten ist erstrebenswerter als ein großer Garten, der nur mit Schmerzen zu realisieren ist. Alternativ können auch in Teilen “verwilderte” Gärten einen eigenen Charme entwickeln.

Quelle:

  • Sommerzeit – Gartenzeit: Auf die Knie, fertig, los!
    www.aga-online.de

    Die AGA, Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie ist die größte europäische Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie mit derzeit mehr als 4.000 Mitgliedern. Die Ziele der AGA sind unter anderem Nachwuchsförderung, Weiterbildung, Standespolitik im Zusammenhang mit der Arthroskopie und Gelenkchirurgie, Sicherung und Kontrolle der Qualität und die Unterstützung und Finanzierung von wissenschaftlichen und klinischen Projekten. Die AGA hat ihren Sitz in der Schweiz.

     
Der Meniskus im Kniegelenk (Bild: Univadis.de)
Der Meniskus im Kniegelenk (Bild: Univadis.de)