26.09.18

Gut gemeinte Ratschläge zur Prävention und Therapie von Rückenschmerzen auf dem Prüfstand.

Rückenschmerzen sind häufig. Meist treffen sie uns unvorbereitet und oft genug bei Tätigkeiten des normalen Alltags.

Die gut gemeinten Ratschläge von Bekannten, Freunden und Kollegen folgen meist prompt.. Doch “gut gemeint” ist nicht immer “gut durchdacht”. Irrtümer und falsche Annahmen haben eine lange Lebenszeit. Also Obacht: Viele Ratschläge sind wenig hilfreich, einfach falsch oder schlimmstenfalls sogar schädlich.

Meine Frau meint, Wärme hilft immer

Wärme hilft bei Verspannungen der Muskulatur. Sowohl warme Umschläge als auch Wärmflaschen, Heizkissen oder warme Bäder lockern die Muskelnfördern die  und Durchblutung und damit den Stoffwechsel. Sind die Schmerzursachen jedoch entzündlicher Natur, ist die Anwendung von Kälte in Form von Kälte- oder Eispackungen oder kalten Lendenwickel die bessere Wahl.

Die Unterscheidung nach diesen Ursachen ist nicht nur für den Laien sondern auch manchmal für den Mediziner schwierig. Als grobe Orientierung kann gelten, dass andauernden bzw. chronischen Schmerzen eher auf Verspannungen hinweisen, während Enzündungen als scharfe, brennende Schmerzen wahrgenommen werden, die intermittierend “einschiessen”.

Fazit: Wärme hilft nicht immer, ist aber einen Versuch wert.

Meine Kollegen meinen, ich sollte mich jetzt unbedingt schonen.

Dieser Ratschlag ist das Paradebeispiel dafür, dass sich falsche und hinderliche Meinungen sehr schwer korrigieren lassen. Der Grund dafür ist, dass er plausibel erscheint und im ersten Moment auch wirksam ist. Keine Bewegung, weniger Schmerzen! Tatsache ist jedoch, dass das kurze Schmerz freie Intervall durch eine automatisch eingenommene Schonhaltung “erkauft” wird. Durch diese Schonhaltung und die damit verbundene einseitige Belastung verspannen sich weitere Muskelgruppen und der Schmerz weitet sich aus, nimmt zu und wird eventuell chronisch. Der Preis für die kurze Erleichterung ist also zu hoch.

Grundsätzlich ist jede Schonhaltung zu vermeiden und den Schmerz auslösenden  Verspannungen durch gezielte Gymnastik und ausreichende Bewegung entgegen zu wirken. dabei kann es vorkommen, dass der Schmerz zunimmt. In solchen Fällen müssen die Bewegungen und Übungen durch eine gezielte medikamentöse Schmerztherapie ermöglicht werden.

Fazit: Obwohl schwer nachvollziehbar und oft nur unter Anstrengungen und mit Hilfe professioneller Therapeuten zu realisieren, müssen Sie sich gezielt bewegen. Der Ratschlag Ihrer Kollegen ist kontraproduktiv!

Mein Vater hat sich immer ins Bett gelegt, denn Bettruhe ist am besten.

Dieser Ratschlag ist verlockend, aber falsch. Auch hier empfehlen die gängigen Therapierichtlinien stets in Bewegung zu bleiben um die Muskeln zu kräftigen und um Schonhaltungen zu vermeiden.

Fazit: Ihr Vater hat das Falsche getan. Erinnern Sie sich, ob seine Rückenschmerzen immer häufiger auftraten oder gar chronisch wurden?

Meine Kumpels meinen, nur unsportliche Menschen wie ich hätten Rückenschmerzen.

Auch sportlich aktive Menschen können sehr wohl unter  Rückenschmerzen leiden – beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall oder als Folge einer Verletzung. Die Ursachen für Rückenschmerzen sind so vielfältig, dass wirklich niemand mit Sicherheit sagen kann, dass es ihn nicht trifft.

Trotzdem sollten sie die Aufforderung, sich körperlich mehr zu engagieren, ernst nehmen. Denn Bewegung und Sport sind die besten Präventionsmaßnahmen, auch wenn es keine Garantie gibt. Allerdings sollten Sie sich vorab informieren, welche Sportarten geeignet sind, den Rücken zu stärken. Fragen Sie Ihren Orthopäden, Ihren Physiotherapeuten oder ihre Krankenkasse.

Fazit: Ihre Freunde haben nicht recht. Auch Sportler können Rückenschmerzen haben oder bekommen. Trotzdem sollten Sie deren Ratschlag als Anregung begreifen, etwas zu unternehmen.

Wenn Bewegung richtig ist, stimmt es auch, dass Laufen die beste Medizin ist.

Bei Laufsportlern sind die Bandscheiben besonderen Belastungen ausgesetzt. Harter Untergrund und eine ungeeignete Dämpfung des Laufschuhs führen nicht selten zu einer Überlastung der Bandscheibe. Kommen mangelhaft trainierte Bauchmuskeln hinzu, ist bei Anfängern in höherem Lebensalter ein Bandscheibenvorfall oft nur noch eine Frage der Zeit.

Fazit: Sport ist wichtig. Aber der Sport muss geeignet sein. Daher noch einmal der Hinweis, sich vorab zu informieren. Sollten Sie sich für eine Sportart, zum Beispiel das Laufen, entschieden haben, dürfen Sie auch nicht “am falschen Ende” sparen. Gute Ausrüstung wie Schuhe oder technische Geräte und die professionelle Anleitung und Überwachung kosten Geld. Das sollte es Ihnen Wert sein. Alternativen wären von Krankenkassen oder anderen Einrichtungen geförderte Sportgruppen oder Vereine.

Der Verkäufer behauptet, dass harte Matratzen Rückenschmerzen mindern.

Harte Matratzen führen zu Verspannungen der Rückenmuskulatur. Die Beschwerden nehmen eventuell sogar zu. Weiche Matratzen sind jedoch nicht besser. Sie geben dem Rücken nicht genügend Halt. Eine richtige Matratze zu finden, ist eine hohe Kunst.

Fazit: Der Verkäufer pauschalisiert. Das ist falsch!  Am besten eignen sich Matratzen, in denen Sie mit ausreichendem Halt entspannt liegen. Bestehen Sie daher darauf, gekaufte Matratzen nach einigen Nächten wieder umtauschen zu können.

Mein Sohn ist der Meinung, Rückenschmerzen hätten nur alte Menschen.

Rückenschmerzen sind meistens sogenannte “Verschleißerscheinungen”. Das bedeutet, dass ältere Menschen häufiger unter Rückenschmerzen leiden. Es bedeutet aber nicht, dass Rückenschmerzen nur bei älteren Menschen auftretn. Stundenlanges Sitzen am Schreibtisch, Übergewicht, Bewegungsmangel oder zuviel körperliche Belastung lassen auch jüngere Menschen zunehmend über Beschwerden klagen. Laut aktuellem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) sind fünf Prozent der jungen Erwachsenen betroffen. Die Tendenz ist steigend.

Fazit: Die Meinung Ihres Sohnes ist nicht nur falsch, sondern eventuell auch schädlich. Sie lässt vermuten, dass er keine Anstrengungen unternimmt, gesund zu bleiben.

Viele meiner Freunde glauben, dass langes Sitzen unweigerlich zu Rückenschmerzen führt.

Für sehr viele Menschen, die im Sitzen arbeiten und den Abend vor dem Fernseher verbringen, trifft zu, dass sie ernsthafte Rückenprobleme haben. Andere mit einem ähnlichen Alltag haben diese Probleme jedoch nicht. Der Unterschied liegt im Detail. Stundenlanges Sitzen führt vor allem dann zu Rückenschmerzen, wenn der körperliche Ausgleich fehlt. Diejenigen, die die kurzen Pausen am Arbeitsplatz nutzen, sich zu bewegen, die beispielweise die Treppen statt des Aufzugs nehmen, die Feierabendsport machen oder die andere Arten der Prävention betreiben, werden seltener unter Rückenschmerzen leiden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Arbeitsplatz. Ergonomisch geformte Arbeitsplätze sind  neben ausreichende Bewegung das entscheidende Kriterium der Prävention.

Fazit: Nehmen Sie Rückenschmerzen nicht als unweigerliches Schicksal hin. Ändern Sie möglichst häufig die Arbeits- oder Sitzpositionen,stehen Sie hin und wieder auf oder gehen Sie kurze Strecken. Das fördert die Rückengesundheit und schützt Sie zudem vor Knorpelschäden im Knie.

Bei Rückenschmerzen gehe ich immer sofort zum Arzt.

In 90 Prozent aller Fälle sind Rückenschmerzen harmlos und verschwinden von selbst. Das gilt insbesondere dann, wenn sie das erste Mal oder nach ungewohnten Tätigkeiten auftreten.

Fazit: Sie dürfen gerne etwas warten und erst dann zum Arzt gehen, wenn die Schmerzen nach vielen Tagen nicht nachlassen wollen oder wenn weitere Symptome auftreten, die nicht mit dem Rücken in Zusammenhang stehen.

Wichtig: Dies gilt natürlich nur, wenn keine Alarmsignale wie beispielsweise Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen auftreten!

Quellen