17.05.16

Man sieht sie überall: Die Köpfe gesenkt, die Augen auf das Display gerichtet. Vieltelefonierer verbringen teilweise über 4 Stunden am Tag in einer solchen Haltung an ihrem Smartphone oder Tablet. Wird der hängende Kopf und die daraus resultierende Fehlbelastung der Wirbelsäule zum Dauerzustand, entwickeln sich Nackenschmerzen und Kopfweh. Analog zum “Mausarm” oder zum "Nintendo-Daumen" spricht man bei solchen Beschwerden von einem Handynacken.

Die Belastung der Wirbelsäule

Gewicht

Der Kopf eines Erwachsenen wiegt zwischen vier und sechs Kilogramm. Das Gewicht, mit dem die Wirbelsäule belastet wird, ist abhängig von der Neigung des Kopfes zur Achse der Wirbelsäule. Prof. Dr. Hansraj vom New Yorker Klinikum für Wirbelsäulenchirurgie und Rehabilitation hat bereits 2014 in einer Modellstudie ermittelt, dass der Kopf eines Erwachsenen mit rund 13 Kilo zusätzlich auf der Halswirbelsäule lastet, wenn er nur um etwa 15 Grad nach vornüber geneigt ist. Je weiter die Neigung, desto stärker wird die Belastung.

Beim Schauen aufs Display senkt der durchschnittliche Nutzer seinen Kopf bis zu 60 Grad. In diesem Winkel wirken Kräfte von 27 Kilogramm auf Nacken und Rücken. Zum Vergleich: Ein Kasten Bier (20 Flaschen à 0,5 Liter ) hat ein Gewicht  von etwa 16 bis 18 Kilogramm.

Verspannung

Je länger und öfter in dieser "auf das Display sehenden" Position verweilt wird, desto eher fallen die Schultern nach vorn, überdehnen die Halsmuskeln und verkürzen die Brustmuskeln. Die Wirbelsäule wird chronisch belastet. Die Folgen sind Verspannungen, Kopfschmerzen oder iim schlimmsten Fall ein frühzeitiger Verschleiß der Bandscheiben.

Was kann man tun?

Vielen Menschen fällt es schwer, auf das Smartphone oder Tablet zu verzichten. Das ist auch nicht nötig. "Der Mensch ist ein Lauftier und kein Faultier, er braucht Bewegung, und da tut ihm jede Form gut", sagt dazu Professor Bernd Kladny, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie an der Fachklinik Herzogenaurach und gibt damit zugleich die Antwort auf die Frage, wie sich der “Handynacken” Vermeiden lässt.

Häufige Ausgleichsbewegungen sind ein erster Schritt. So bietet es sich an, öfter mal in die Ferne zu schauen, um Augen- und Nackenmuskulatur zu trainieren oder einfach, ohne den Kopf zu beugen, mit dem Kommunikationspartner zu telefonieren, statt Texte in das Smartphone zu tippen. Eine weitere Alternative wäre, wenn man nicht unterwegs ist, die Verwendung eines Laptops. Laptops sind, wenn sie in vernünftiger Höhe aufgestellt werden, ergonomischer.

Der Trick ist also, sich oft genug zu bewegen. Aber: "Statt zwanghaft Ausgleichsbewegungen zu machen, sollte man besser einen Sport ausüben, der Spaß macht", sagt Kladny.

Die beste Methode der Vorbeugung bleibt aber, das Smartphone und Tablet einfach öfter mal auszuschalten.

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