24.02.19

Die häufigste und am weitesten verbreitete Gelenkerkrankung ist die Arthrose. In einem kurzen Beitrag haben wir noch einmal wichtige Begriffe und Fakten zusammengestellt und erläutert (siehe auch www.die-sportorthopaeden.de).

 

Definition und Begriff

Für den Begriff Arthrose existieren zahlreiche andere Bezeichnungen (Synonyme) wie beispielsweise Arthrosis deformans, Knorpel- oder Gelenkverschleiß, Knorpelabrieb, Oseoarthrose  oder degenerative Gelenkerkrankung. Mit diesen Begriffen sind die wesentlichen Charakteristika der Erkrankung bereits gut beschrieben.

Tatsächlich handelt es sich bei der Arthrose definitionsgemäß um eine multifaktorielle, degenerative, also durch Verschleiß entstehende Erkrankung eines Gelenkes. Dabei kommt es infolge zunehmenden Knorpelverschleißes im Gelenk letztlich zu dessen (schmerzhafter) Zerstörung, die auch andere am Aufbau eines Gelenkes beteiligte Strukturen wie die Gelenkkapsel, den Knochen oder die zugehörige Muskulatur schädigen kann. Das Resultat sind neben den Schmerzen vor allem die Bewegungseinschränkung, Schwellungen und die Gelenkdeformität.

Arthrose: Bei der Arthrose handelt es sich um eine degenerative Gelenkerkrankung, die im Gegensatz zurArthritis primär nicht entzündlich ist. Sie entsteht vor allem durch langjährige Überbelastung und zeichnet sich durch eine progrediente Veränderung der Knorpel- und Knochenstruktur aus, die schließlich zur Gelenkdeformierung führen kann.

Durch Schonung des betroffenen Gelenkes können sich in der allmählich Fehlhaltungen und Fehlbelastungen anderer Körperregionen entwickeln. Tritt die Arthrose gleichzeitig in mehreren Gelenken auf wird von einer Polyarthrose gesprochen.

  • Monarthrose: einzelne lokalisierte Arthrose
  • Polyarthrose: generalisierte Arthrose an mehreren Gelenken

Formen von Arthrose

Eine Einteilung der unterschiedlichen Arten der Arthrose richtet sich nach dem von Veränderungen befallenen Gelenk. Grundsätzlich kann jedes Gelenk von der Arthrose betroffen sein, am häufigsten aber die gewichtstragenden Gelenke des Beines (Hüfte und Knie). Je nach betroffenem Gelenk gibt es Eigennamen für die Arthrose:

  • Kniegelenksarthrose – Gonarthrose
  • Hüftgelenksarthose – Coxarthrose
  • Schultergelenksarthrose – Omarthrose
  • Arthrose der Wirbelgelenke – Spondylarthrose
  • Arthrose des Daumensattelgelenkes – Rhizarthrose
  • Arthrose der Fingermittelgelenke – Bouchardarthrose
  • Arthrose der Fingerendgelenke – Heberdenarthrose
  • Arthrose des Ellenbogengelenkes – Cubitalarthrose
  • Arthrose des Handgelenkes - Radiocarpalarthrose

Ursachen von Arthrose

Entwickelt sich eine Arthrose ohne erkennbare Ursachen (z.B. Vorerkrankungen) spricht man von einer Primären Narkose. Sie wird von einer sekundären Arthrose aufgrund von Fehlstellungen, Unfällen, Vorerkrankungen (z.B. Morbus Perthes, Rheuma, Brüchen, Stoffwechselerkrankungen) unterschieden.

Grundsätzlich entwickelt sich eine Arthrose immer dann, wenn ein Ungleichgewicht zwischen Belastbarkeit des Gelenkknorpels und tatsächlicher Belastung über einen langen Zeitraum besteht. Dies ist häufig bei Übergewicht, schwerer und einseitiger körperlicher Arbeit, aber auch bei regelmäßiger intensiver sportlicher Betätigung der Fall.

Die primäre Arthrose

Die primäre Arthrose, die sich ohne erkennbare Ursache entwickelt stellt die altersbedingte Arthrose dar. Sie entsteht in aller Regel als Folge direkter oder indirekter Überbelastung der Gelenke.

Eine direkte Überbelastung tritt bei schwerer Arbeit, intensivem Sport, angeborenen Fehlstellungen oder durch zu hohes Körpergewicht (= Adipositas) auf.

Indirekte Überbeanspruchungen sind unter anderem die Verminderung der Knorpelregeneration infolge von Alterung oder Stoffwechselstörungen. Der Knorpelabrieb ist hierbei wahrscheinlich von genetischen Einflussfaktoren abhängig, der aufgrund unterschiedlicher „Qualität“ früher oder später von Verschleiß betroffen ist.

Primäre (idiopathische) Arthrose: Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit des Gelenkknorpels (Übergewicht, Überbelastung, etc.), angeborene Fehlstellungen oder Gelenkdysplasien.

Die sekundäre Arthrose

Die sekundäre Arthrose entsteht meist in Folge langandauernder Fehlbelastungen von Gelenken, z.B. durch Gelenkfehlstellungen, beruflich bedingte monotone Belastungshaltungen, nach Unfällen mit Gelenkbeteiligung und bleibender Gelenkveränderung oder Gelenkschädigung.

Eine sekundäre Arthrose kann auftreten infolge von:

  • posttraumatischen Veränderungen nach einem Unfall oder Verletzungen mit und ohne Knochenbruch (Fraktur)
  • Gelenkerkrankungen im Wachstumsalter wie Morbus Perthes, Hüftkopflösung oder Aseptische Knochennekrose im Epiphysenbereichund vieles mehr
  • angeborenen Entwicklungsstörungen wie die Hüftdysplasie oder Mißbildungen
  • allgemeinen Gelenkerkrankungen wie Kristallablagerungen im Gelenk (z.B. bei Gicht), Rheuma oder bakterielle Gelenkentzündungen
  • Systemerkrankungen (Stoffwechsel- und/oder hormonelle Erkrankungen) 
  • Medikamenteneinnahme (zum Beispiel Antibiotika aus der Gruppe der Gyrasehemme)

Sekundäre Arthrose:

  • traumatisch bedingt: Gelenkfehlstellungen nach Trauma, etc.
  • metabolisch bedingt: Gewebe-/Knochenschäden bei Mangeldurchblutung, Diabetes mellitus, Alkoholismus, Entzündungen, etc.
  • medikamentös bedingt: z.B. durch Gyrasehemmer

Symptome der Arthrose

Beschwerden

Allen Arthrosen gemeinsam sind charakteristische Beschwerden:

  • Der Einlaufschmerz:
    Dieser tritt typischerweise nach längeren Ruhepausen, z.B. Sitzen oder Liegen, als verstärkter Schmerz beim Aufstehen oder als Schmerz beim Loslaufen auf und bessert sich bereits nach wenigen Bewegungen.
  • Der Belastungsschmerz:
    Je nach Schwere der Arthrose kann es nach einem schmerzfreien Zeitintervall während der Belastung zu zunehmenden Schmerzen im betroffenen Gelenk kommen. Diese können sich im Laufe des Tages steigern. Nach Ruhephasen bessern sich die Beschwerden.

Weitere typische Symptome der Arthrose sind:

  • Schwellung des Gelenkes mit und ohne Gelenkerguss
  • Überwärmung des Gelenkes
  • Steifigkeitsgefühl des Gelenkes
  • Bewegungseinschränkung des Gelenkes
  • Formveränderung des Gelenkes
  • Wetterfühligkeit und Kälteüberempfindlichkeit

Der Krankheitsverlauf erstreckt sich meist über viele Jahre. Den Krankheitsbeginn nimmt der Patient in der Regel nicht bewusst war. Erst wenn die Arthrose voranschreitet, treten Beschwerden auf. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es so zu Instabilität und Bewegungseinschränkungen im betroffenen Gelenk, die durch statische Fehlbelastungen zu Problemen an benachbarten Gelenken führen können.

Frühsymptome

  • Anlaufschmerzen im betroffenen Gelenk nach Ruhephasen
  • Beschwerden nach starker oder lang andauernder Belastung (Belastungsschmerz)

Symptome im fortgeschrittenen Stadium

  • Belastungsunabhängiger Bewegungsschmerz
  • Ruheschmerz
  • Entzündungsprozesse

Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen. Die Arthrose beginnt in der Regel jenseits des 50. Lebensjahres, wenngleich derzeit auch eine eindeutige Tendenz zu jüngeren Jahren besteht. Sie beginnt fast immer schleichend, verläuft aber auch in Schüben, zu Beginn meist symptomlos, später mit zum Teil starken Schmerzzuständen. Akute Schmerzen sind aber ebenfalls möglich (= aktivierte Arthrose).

Einteilung nach Verlaufsstadien

Frühstadium

Eine Arthrose entwickelt sich immer infolge einer lokalen Knorpelschädigung. Meist ist der Schaden zu Beginn nur oberflächlich und daher im Röntgenbild und selbst MRT noch nicht sichtbar. Sobald sich jedoch der Knorpelschaden ausdehnt und vor allem in die Tiefe geht, treten erste Verdichtungen im Knochen auf, die dann auch im Röntgenbild sichtbar werden können. Erst jetzt wird von einer beginnenden Arthrose, die also immer als Knorpelschaden mit Knochenveränderungen definiert ist, gesprochen.

Zwischenstadium

Viele Arthrosepatienten befinden sich oft über einen Zeitraum von vielen Jahren in einem mehr oder weniger erträglichen Zwischenstadium, in dem es zu wenig bis moderaten Schmerzen kommen kann, seltener auch mal schwere, meist kurz dauernde Schmerzzustände. Die Veränderungen nehmen langsam zu, sind aber meist geringer als im Spätstadium.

Spätstadium

Im Spätstadium ist der Gelenkknorpel im erkrankten Bereich zunehmend abgerieben oder verschwunden, wodurch die jetzt sich gegenüberliegeden freiliegenden Knochen aufeinander reiben. Auch der Knochenselbst hat sich zunehmend verändert, er kann sich regelrecht auswalzen.

Von den Folgen der Arthrose können im Spätstadium auch die Weichteile (Gelenkkapsel, Muskeln, Sehnen, Bänder, etc.) in der Umgebung des Gelenkes betroffen sein. Es resultieren daraus letztendlich ein Muskelrückgang durch Schonung des betroffenen Gelenkes, Schrumpfung von Kapsel-Bandstrukturen auf der einen und mögliche Überdehnung auf der gegenüberliegenden Seite. Die Folge sind mögliche Gelenkinstabilitäten. Die Gelenkbeweglichkeit nimmt sukzessive ab. Das Gelenk wird fehlbelastet, die Arthrose schreitet fort.

Zwischenstadium und Spätstadium gehen oft fließend ineinander über, wobei die Zunahme der Veränderungen mitunter sehr rasch innerhalb weniger Monate auftreten kann.

Drei Stadien der Arthrose:

  • Früh: klinisch meist stumme Arthrose
  • Zwischen: ("entzündete“) aktivierte Arthrose
  • Spät: klinisch manifeste dekompensierte Arthrose

Die Schwere der Arthrose, d.h. das Ausmaß des Knorpelabriebes korreliert nicht mit der Schmerzintensität, weil der Knorpelabrieb selbst keine Schmerzen verursacht. Schmerzhaft ist die durch Knorpelpartikel ausgelöste Schleimhautentzündung (= Synovitis) des Gelenkes, die auch für die Überwärmung des Gelenkes und die Ergussbildung im Gelenk verantwortlich ist.

Diagnostik der Arthrose

Zum Erkennen des Krankheitsbildes Arthrose stehen grundsätzlich folgende diagnostische Mittel zur Verfügung:

  • Die Erhebung der Krankengeschichte (= Anamnese) mit Anhörung der Beschwerden
  • Die körperliche Untersuchung (= klinischer Befund)
    • Sehen: Haltung, Gelenkstellung, Gelenkschwellung, Muskelatrophie etc.
    • Fühlen: Überwärmung, Gelenkreiben (= Crepitation), Haut- und Unterhautkonsistenz, Hautverschieblichkeit, Druckschmerzen und Gelenkergüsse etc.
    • Bewegen: Mit Funktionsprüfungen werden der Bewegungsumfang eines Gelenkes nach der sog. Neutral-Null-Methode oder die Bandstabilität des Gelenkes geprüft und erfasst.
  • Bildgebende Diagnostik (Röntgen, Kernspintomographie, Computertomographie, Sonographie, Szintigrahie)
  • Synoviaanalyse (Untersuchung der Gelenkschmiere bzw. Gelenkflüssigkeit) Laboruntersuchung
  • Arthroskopie (= Gelenkspiegelung)

Anamnese und klinischer Befund sind grundsätzlich zu erheben, da der Arzt hier schon entscheidende Hinweise für die spätere Diagnose erhält (in ca. 80% der Fälle). Die bildgebenden Verfahren dienen neben der Diagnosebestätigung der Spezifizierung bzw. Gradeinteilung der Arthrose sowie der Diagnosestellung bei unklaren Befunden. Die Arthroskopie ist dabei eigentlich schon eher ein therapeutisches Verfahren, das aber unter Umständen auch in seltenen Fällen der Diagnosestellung dient (insbesondere am Kniegelenk , Schultergelenk und am Hüftgelenk).

Therapie der Arthrose

Eine ursächliche Behandlung der Arthrose im Sinne einer Regeneration von Knorpel mit Bildung neuen Knorpels in einer geschädigten Gelenkfläche gibt es nicht!

Es existieren jedoch einige Möglichkeiten der nicht operativen Behandlung die von praktischer Bedeutung im Hinblick auf die Stabilisierung noch vorhandenen gesunden Knorpels sind. Derartigen Therapien können in frühen Arthrosestadien ein Fortschreiten der Arthrose unter Umständen verhindern, in späteren Stadien zumindest verlangsamen, indem der noch vorhandene gesunde Knorpel strukturell gestärkt und damit belastbarer wird. 

Darüberhinaus dienen alle therapeutischen Maßnahmen (sowohl nichtoperativ als auch operativ) der Schmerzbeseitigung, der Verbesserung der Gelenkfunktion, der Hemmung der Destruktion und der Verbesserung der Biomechanik und Beweglichkeit.

Quellen: