Opiate bei chronischen Schmerzen?
In einer norwegischen Studie wurde festgestellt, dass viele Patienten mit nicht tumorbedingten Schmerzen, die eine Langzeittherapie mit Opioden erhalten, an dieser Medikation festhalten. In den USA ist ein unkontrollierter und übermäßiger Gebrauch von verschreibungspflichtigen Opioiden mittlerweile sogar zu einem großen Problem geworden. Es liegt daher nahe, dieses Verhalten auch für deutsche Patienten zu postulieren. Inwieweit diese Vorstellung wirklich auf Deutschland übertragbar ist, haben Forscher jetzt mit einer Studie zu Sucht und Missbrauch bei Schmerzpatienten untersucht.
In den Vereinigten Staaten erhalten etwa 1,3 Prozent der Versicherten ieine Opioid-Langzeittherapie aufgrund nichttumorbedingter Schmerzen. Als Folge sterben mehr Menschen an verschreibungspflichtigen Opioiden als an Heroin und Kokain. Seit 2009 kommen - ebenfalls in den USA - mehr Menschen durch Medikamentenüberdosierungen als durch Verkehrsunfälle ums Leben.
Ob es auch außerhalb der USA eine vergleichbare eine "Opioid-Epidemie" gibt, ist umstritten. Entsprechende Hinweise finden sich lediglich in einer vor Kurzem publizierten Studie aus Norwegen. Sie legt nahe, dass jeder Vierte mit einer Opioid-Langzeittherapie aufgrund chronischer nichttumorbedingter Schmerzen (CNTS) die Medikation nicht reduziert oder absetzt.
In Deutschland nehmen sowohl die Opioidverschreibungen aufgrund von chronischen nichttumorbedingten Schmerzen als auch der Anteil von mit Opioiden therapierten Langzeitbehandelten stetig zu (Quelle: Daten der AOK). Im Jahr 2000 haben rund 5,3 Prozent der Versicherten ohne Krebsdiagnose mindestens eine Verordnung eines opioidhaltigen Analgetikums bekommen, im Jahr 2010 waren es 6,9 Prozent, heißt es in der Leitlinie "Opioide, Langzeitanwendung zur Behandlung bei nicht tumorbedingten Schmerzen" vom September 2014.
Eine Langzeittherapie über 90 Tage hinweg hatten von diesen Patienten im Jahr 2009 wiederum nur 7,5 Prozent erhalten, 2001 waren es noch 4,3 Prozent. Damit hätten bis vor einigen Jahren deutlich weniger als ein halbes Prozent der Versicherten eine Opioid-Langzeittherapie erhalten.
Nach einer neuen Auswertung der Barmer GEK dürfte dieser Anteil mittlerweile deutlich höher liegen. Grundlage dieser Einschätzung sind Auswertungen von Angaben zu 870.000 Versicherten durch Privatdozent W. Häuser von der Klinik für Innere Medizin in Saarbrücken.
Das Gros der Verschreibungen ging an Versicherte im Alter von über 60 Jahren - meist aufgrund von chronischen Rückenbeschwerden, Bandscheibenproblemen und Arthroseschmerzen.
Unter den rund 12.000 Patienten mit Opioid-Langzeittherapie im Jahr 2012 konnte keine einzige Klinikeinweisung aufgrund einer Intoxikation mit narkotischen Substanzen festgestellt werden, und weniger als ein Prozent der Behandelten mussten aufgrund von psychischen oder mentalen Auffälligkeiten, die durch psychoaktive Substanzen ausgelöst wurden, in eine Klinik.
"Die Seltenheit solcher Berichte in Europa deutet wohl darauf hin, dass Opioidabhängigkeit und -missbrauch hier noch wenig problematisch sind", folgern die Autoren der Studie.
Quellen:
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Was ist dran am Sucht- und Missbrauchverdacht?
www.aeztezeitung.de -
Opioid-Langzeittherapie wird für viele zum Problem
www.aerztezeitung.de -
Opioide: Gute Wahl gegen die Qual?
www.doccheck.com -
Langzeitanwendung von Opioiden bei nichttumorbedingten Schmerzen
www.aerzteblatt.de