27.08.17

Luxationen (“Auskugelungen”) gehören neben Infektionen und periprothetischen Frakturen (Knochenbrüchen in der Nähe der Prothese) zu den häufigsten Komplikationen nach endoprothetischen Eingriffen an der Hüfte. Was kann man tun, wenn es passiert?

Fallbeispiel

Ein 64-jähriger Patient hat vor zwei Wochen eine Hüft-TEP erhalten. Vor der Anschlussheilbehandlung (AHB) trainiert er zu Hause das Gehen und Treppensteigen ohne größere Schwierigkeiten und Schmerzen. Eines Abends schießt beim Aufstehen aus dem Fernsehsessel akut ein heftiger Schmerz in die operierte Hüfte ein. Der Patient kann nicht mehr auftreten und ruft den Notarzt. Dieser weist den Mann unter der Verdachtsdiagnose einer Hüft-TEP-Luxation in die Klinik ein.

  • TEP:
    Totalendoprothese.das Gelenk wird durch einen künstlichen Ersatz (in diesem Fall künstliches Hüftgelenk) ersetzt.
  • Luxation:
    Eine Luxation (Verrenkung, Auskugelung)  ist ein vollständiger oder unvollständiger Kontaktverlust gelenkbildender Knochenenden. Sie ist eine medizinisch definierte Form der Dislokation  mit vorübergehender oder dauerhafter Fehlstellung der gelenkbildenden Knochen zueinander. Die Dislokation ist eine Verschiebung von Organen oder Organteilen aus ihrer anatomisch korrekten Position.(Wikipedia)

Symptome

Das führende Symptom einer akuten Hüft-TEP-Luxation ist der plötzlich einsetzende heftige Schmerz mit gleichzeitiger Bewegungseinschränkung. Das betroffene Bein imponiert verkürzt und meist nach außen  fehlrotiert (gedreht).

Eine Außenrotation des Beines mit gleichzeitiger Verkürzung im Zusammenhang mit plötzlich auftretenden Schmerzen oder einem Sturz sind immer eine Indikation, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das gilt auch für Menschen ohne eine Totalendoprothese der Hüfte. In diesen Fällen weisen die Symptome auf eine Oberschenkelhalsfraktur hin.

Neben derAußenrotation werden auch Innenrotationen beobachtet. Verkürzung und Außenrotation des betroffenen Beines deuten eher auf eine ventrale Luxation hin, Verkürzung und Innenrotation eher auf eine dorsale Luxation.

Bei der ventralen Luxation gleitet der Femurkopf (Gelenkbildender Teil des Oberschenkelknochens) nach vorne und unten weg. Diese Art der Luxation ist häufig. Bei der selteneren, dorsalen Luxation verhält es sich umgekehrt: Der Femurkopf gleitet nach hinten weg.

Diagnostik

Der behandelnde Arzt muss sich anhand klinischer Befunderhebungen wie körperliche Untersuchung, Schall Röntgen etc. auf eine Diagnose festlegen. Besonderer Wert wird dabei auf den Ausschluss möglicher  Begleitverletzungen von Nerven und Gefäßen gelegt. Sie sind zwar selten, können aber schwerwiegende Folgen haben. Die schon leich zu Anfang der Behandlung durchzuführende Überprüfung und Dokumentation der Durchblutung, Motorik und Sensibilität ist daher obligat.

Bei der klinischen Untersuchung ist natürlich auch auf Zeichen weiterer Verletzungen durch einen eventuellen Sturz zu achten. Alle Befunde müssen sauber dokumentiert werden.

Therapie

Mittel der Wahl ist die Reposition (Einrenkung) des Gelenks. Unter Röntgenkontrolle wird dabei das betroffene Bein so gedreht und gezogen, dass der Gelenkkopf wieder in der Gelenkpfanne zu liegen kommt. Je nach Art der Luxation werden unterschiedliche Techniken angewendet.

Zunächst kann die Reposition unter ausreichender Gabe von Schmerzmitteln und Beruhigungsmedikamenten versucht werden. Gelingt die (vom Arzt viel Kraft erfordernde) Reposition nicht, oder gibt der Patient an, die Schmerzen nicht ertragen zu können, muss die Maßnahme unter einer Kurznarkose mit Überwachung und in Intubationsbereitschaft durchgeführt werden. Bei dieser Gelegenheit können auch Muskelrelaxantien verabreicht werden,die zur “Eschlaffung” der Muskulatur führen, was eine Dehnung derselben maßgeblich erleichtert.

Unmittelbar nach der Reposition sind die Durchblutung, die Motorik und die Sensibilität der Extremität erneut zu überprüfen und zu dokumentieren.Ein Repositionsschutz, beispielsweise eine Antiluxationsbandage, kann dazu beitragen, das Repositionsergebnis zu sichern. Bei rezidivierender Luxation ist eine Implantatfehllage oder eine pelvitrochantäre muskuläre Insuffizienz sicher auszuschließen.

Quelle:

  • Was tun, wenn die Hüft-TEP luxiert?
  • www.springer.de (Autor: Dr. med. M. Millrose)
  • Orthopädie & Rheuma 2013; 16 (1): 72