02.11.15

Eine reduzierte Knochenmasse und eine erhöhte Frakturneigung sind typische Kennzeichen der Osteoporose. Allein in den USA sind 10 Millionen Menschen betroffen. Zur Behandlung der Osteoporose sind Bisphosphonate weit verbreitet.

Marcea Whitaker und ihre Kollegen von der amerikanischen "Food and Drug Administration" (FDA) nahmen in einem Beitrag im New England Journal of Medicine (31. Mai 2012) die Bisphosphonate unter die Lupe.

Bisherige Studien hatten gezeigt: Werden Bisphosphonate drei bis vier Jahre lang angewendet, so können sie effektiv Frakturen verhindern. Doch über die optimale Dauer der Behandlung wurden sich die Experten bisher nicht einig.

Bisphosphonateund deren Wirkungsdauer
Bisphosphonate vermindern die Knochenresorption im Knochen; somit verlangsamen sie den Knochenabbau. Sie werden in die Knochenneubildungszonen eingebaut und können hier für Jahre im Knochen enthalten sein. Die pharmakologische Wirkung besteht also länger als die Einnahmedauer.

Nachdem ernsthafte Nebenwirkungen der Bisphosphonate bekannt wurden, wie zum Beispiel atypische Femurfrakturen, Kiefer-Osteonekrosen oder Ösophaguskarzinome, untersuchte die FDA nun systematisch die Langzeitwirkung der Bisphosphonate.

Die FDA ist die amerikanische Food and Drug Administration (dt. Nahrungs-und-Medizin-Verwaltung). Sie ist die behördliche Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelzulassungsbehörde der Vereinigten Staaten. Als solche ist sie dem amerikanischen Gesundheitsministerium unterstellt. In Europa unterstehen diese Aufgaben nationalen Behörden. Die Gründung einer staatenübergreifenden Einrichtung wird immer wieder gefordert, ist bislang aber gescheitert. Häufig sind die Zulassungsbedingungen der FDA für ein Arzneimittel deutlich strenger als beispielsweise in Deutschland.

Die FDA konzentrierte sich auf Studien, in denen Bisphosphonate mindestens drei Jahre lang angewendet wurden. Dazu gehörte die FLEX-Studie, die den Wirkstoff Alendronat  untersuchte, eine Studie zu Zoledronsäure sowie eine Studie zu Risedronat.  In der Risedronat-Studie wurde der Wirkstoff zwischen sechs und zehn Jahren angewendet. Jede Studie schloss zwischen 3.000 und 7.500 Patienten ein.

Studienergebnisse
In allen Studien waren postmenopausale Frauen eingeschlossen, die bereits Frakturen erlitten hatten und/oder Knochendichte-T-Scores von -1,5 oder weniger aufwiesen. Die Analyse zeigte, dass alle drei Bisphosphonate innerhalb von fünf Jahren zu einer erhöhten Knochenmineraldichte führten. Eine Fortführung der Behandlung über fünf Jahre erhielt die Knochendichte des Femurhalses aufrecht und führte zu einem weiteren Knochendichte-Anstieg in der Lendenwirbelsäule. Patienten, die auf ein Placebo umgestellt wurden, zeigten innerhalb von ein bis zwei Jahren eine Abnahme der Knochendichte des Femurhalses; danach stabilisierte sich der Zustand. Die Knochendichte der Lendenwirbelsäule nahm jedoch weiterhin zu, obwohl die Behandlung beendet war.

Was die Frakturen anbelangt, so zeigte sich in der FLEX-Studie, dass die Rate der klinischen Wirbelfrakturen reduziert war, nicht jedoch die Rate der morphometrischen Wirbelfrakturen. In der HORIZON-PFT-Studie war es umgekehrt: Es konnte eine Verbesserung der morphometrischen Wirbelfakturen, nicht jedoch der klinischen Wirbelfrakturen festgestellt werden. Die Ergebnisse waren also widersprüchlich.

In der FLEX-Studie war die Rate der vertebralen und nichtvertebralen osteoporotischen Frakturen unabhängig davon, ob die Patienten Alendronat für zehn Jahre erhielten (Fraktur-Rate: 17,7 %) oder ob sie in der Verlängerungsphase zu einem Placebo wechselten (16,9 %).

Patienten, die kontinuierlich über mindestens sechs Jahre mit Bisphosphonaten behandelt wurden, zeigten eine Frakturrate von 9,2 - 10,6 %. Unter Patienten, die in der Verlängerungsphase zu Placebo wechselten, lag die Frakturrate bei 8,0 - 8,8%.

Fazit
Diese Daten würden die Frage aufwerfen, ob zumindest in Bezug auf die Frakturprävention eine Therapiebegrenzung auf fünf Jahre sinnvoll sei, so die Autoren. Die optimale Therapiedauer konnte bisher noch nicht festgelegt werden. Bei Patienten mit einem geringen Frakturrisiko könnte die Behandlung also möglicherweise nach drei bis fünf Jahren beendet werden. Hingegen könnten Patienten mit einem hohen Frakturrisiko von einer längeren Bisphosphonat-Therapie profitieren, so die Autoren. Hierzu müssten weitere Untersuchungen durchgeführt werden.

Quellen: