05.09.16

Ursachen für Gelenksteife und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren

Das Klimakterium (die Wechseljahre) ist durch zahlreiche, häufig unspezifische, individuell verschiedene  Beschwerden charakterisiert. Nicht selten treten auch Gelenkbeschwerden auf, die oft von Gelenk zu Gelenk wandern. Das lenkt schnell den Verdacht auf Rheuma. Doch es ist nicht zwangsläufig Rheuma.

Die gleichen Hormone, die in einer Schwangerschaft für lockeres Bindegewebe sorgen, damit das Kind leichter geboren werden kann, sorgen bei ihrem Verebben in den Wechseljahren für härter werdende Gelenkhäute.

Die Gelenkkapsel umschließt das Gelenk. Sie besteht aus einer Verlängerung der Knochenhaut und besitzt zwei Schichten:

  1. Die äußere Schicht ist eine feste Schicht, die aus Kollagenfasern aufgebaut ist. Sie wird Membrana fibrosa, in älteren Lehrbüchern auch “äußere Gelenkhaut”  genannt.

  2. Die innere Schicht ist locker und reich an Nerven und Blutgefäßen. Sie kann auch Fettzellen enthalten. Diese Schicht wird Synovialis oder “innere Gelenkhaut” genannt. Sie besitzt vorspringende Falten, die aus speziellen Zellen aufgebaut sind. Diese Zellen sind für die Produktion der Gelenkflüssigkeit, der Synovia, zuständig. Die Synovia ist eine dickflüssige Substanz. Aus ihr ernährt sich der Gelenkknorpel. Gleichzeitig dient sie als Schmiersubstanz, um die Reibung an den Gelenkflächen zu minimieren.

Schrumpfende Gelenkkapseln verringern die Beweglichkeit. Bei vielen Gelenken wird die äußere Gelenkkapsel mit Hilfe von Bändern verstärkt. Wird das Gelenk für längere Zeit "ruhiggestellt", so verkürzen sich die Bindegewebsfasern. Dann kann die Gelenkkapsel schrumpfen. Durch diesen Prozess kann die Beweglichkeit des Gelenkes stark eingeschränkt sein.

Die Gelenkhäute, insbesonderedas Bindegewebe, das die Gelenke umgibt, werden durch den absinkenden Östrogenspiegel weniger mit Flüssigkeit versorgt und daher spröder und härter. Die Gelenke werden demnach deutlich steifer, die Beweglichkeit wird eingeschränkt. Mit dem richtigen Training kann man aber auch in den Wechseljahren elastisch und beweglich bleiben oder - falls die Beweglichkeit verloren gegangen ist -wieder beweglich werden.

Ausserdem wird während der Wechseljahrevom Organismus mehr Interleukin I und Interleukin VI synthetisiert und ausgeschüttet. Beides sind Substanzen, welche regulierend in das Immungeschehen eingeifen. Durch das vermehrte Auftreten dieser Stoffe kommt es häufig zu entzündungsartigen Symptomen. Zu der bewegungseinschränkung gesellt sich daher der typische, an Entzündungen erinnernde Schmerz.

Die wichtigste Massnahme gegen die geschilderten Gelenkbeschwerden ist Bewegung und zwar schonende Bewegung. So bleiben die Gelenke elastisch und die Muskeln stark. Die Belastung für Gelenke sinkt. Wichtig ist, dass bei den Bewegungsübungen die Gelenke nicht überstrapaziert werden, denn sonst werden die Beschwerden schlimmer statt besser. Man sollte also langsam mit dem Training beginnen und sich allmählich steigern.

Geeignete Sportarten

Schwimmen

Schwimmen ist gegen die Gelenkbeschwerden besonders gut geeignet, denn man bewegt viele Gelenke, die aufgrund des Auftriebs durch das Wasser kaum belastet werden. Ausserdem hilft Schwimmen auch, Übergewicht abzubauen, was seinerseits ebenfalls den Gelenken gut tut.

Walking

Gehen, Wandern und heutzutage auch das modische Nordic Walking sind ebenfalls gut geeignete Bewegungsabläufe, um die Gelenke, vor allem der Beine, wieder in Schwung zu bringen. Selbst einfache Tätigkeiten wie der Fussweg zum Briefkasten oder "Treppensteigen statt Aufzug" sind hilfreich bei der Stärkung der Gelenke.

Nicht so gut ist hingegen Jogging. Die Kniegelenke werden sehr stark belastet. Jogging sollte man sich nur zumuten, wenn man sportlich schon ziemlich fit ist, kein Übergewicht hat und bereit Geld für gutes Schuhwerk auszugeben.

Gymnastik und Dehnübungen

Zur Dehnung und Stärkung der Gelenke sind auch gymnastische Übungen geeignet. Hierzu zählen sowohl schonende klassische Gymnastik als auch langsame Dehnübungen, Yoga oder Tai Chi,.

 Speziell bei diesen gymnastischen Formen der Bewegung ist es ganz wichtig, dass man die Gelenke nicht überdehnt und auch nicht schnell nachfedert. Dadurch werden die Gelenke überbeansprucht. Denken Sie bitte daran: Was in der Jugend problemlos möglich war, kann in den Wechseljahren schmerzhafte Folgen haben.

Achtung!
Nicht alle Gelenkbeschwerden in der Zeit der Wechseljahre werden durch Hormonumstellungen und die Ausschüttung von Interleukinen verursacht. Wenn man unter folgenden Beschwerden leidet, sollte man einen Arzt aufsuchen und die Gelenkbeschwerden abklären lassen:

  • Heisse und rot geschwollene Gelenke

  • Starke Schmerzen

  • Stark eingeschränkte Bewegungsfähigkeit

  • Knoten im Bereich der Gelenke

  • Verformungen im Bereich der Gelenke