07.04.15
Die Behandlung einer Osteoporose ist immer interdisziplinär. Unter den beteiligten Ärzten sind  neben den Orthopäden sind vor allem die Gynäkologen von Bedeutung.
 
Frauen erkranken häufiger als Männer an einer Osteoporose. Der  kritische Lebensabschnitt ist die Zeit der Wechseljahre. Die Sorge um die Knochengesundheit ist demnach nicht nur Sache des Orthopäden. Vier gute Gründe sprechen dafür, dass auch der Frauenarzt in die Diagnose und Therapie involviert sein sollte.
  1. Hohe Prävalenz bei Frauen
  2. Die Bedeutung von Östrogen für den Knochenstoffwechsel
  3. Die Behandlung des Mammakarzinoms (Brustkrebs)
  4. Ovarektomien (Operative Entfernung der Eierstöcke)
Hohe Prävalenz bei Frauen
Als Prävalenz bezeichnet man die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt. Im Hinblick auf die Osteoporose bedeutet dies, dass –wie bereits eingangs erwähnt – das Auftreten der Knochenveränderungen bei Frauen in den Wechseljahren nicht selten ist.
 
Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2009 liegt die Prävalenz in Deutschland bei insgesamt 6,3 Millionen, davon sind 1,1 Millionen Männer. Insgesamt erkranken 24 % der Frauen, aber nur 6 % der Männer am Knochenschwund. Besonders häufig ist Osteoporose bei Frauen über dem 74. Lebensjahr. Dem Gynäkologen fällt daher die Aufgabe zu, Frauen bei entsprechenden Beschwerden über die Wahrscheinlichkeit einer Osteoporose zu informieren und sie entsprechend zu einer Konsultation bei einem Orthopäden zu motivieren.
 
Die Bedeutung von Östrogen für den Knochenstoffwechsel
Östrogen reguliert den Knochenstoffwechsel. Knochenaufbau und Knochenabbau stehen unter dem regulatorischen Einfluss des Östrogens. In der Menopause geht mit der Senkung des Östrogenspiegels auch die Knochendichte deutlich zurück. Unter niedrigen Östrogenkonzentrationen treten mehr Schenkelhalsbrüche und Wirbelkörperbrüche auf, als unter normalen Umständen. Der Erstbefund eines niedrigen Östrogenspiegels, der eventuell einen Risikofaktor darstellen könnte, liegt wie die Erörterung einer Östrogensubstitution bei einigen Erkrankungen in der Fachkompetenz des Gynäkologen.
 
Die Behandlung des Mammakarzinoms (Brustkrebs)
Auch der Blick in die Onkologie betont die Notwendigkeit, unter Umständen mit dem Gynäkologen zusammen zu arbeiten. Denn bei Frauen, die wegen eines Östrogenrezeptor-positiven Mammakarzinoms mit einem Aromatasehemmer behandelt werden, steigt das Risiko für eine Osteoporose massiv an. Und damit auch die Gefahr von Frakturen. Um diese Frauen muss sich gemeinsam gekümmert werden.
 
Die Ovarektomie (Operative Entfernung der Eierstöcke)
Bei einigen gynäkologischen Erkrankungen können Ovarektomien indiziert sein. Nach einem solchen Eingriff, der erleiden diese Patientinnen wegen der ausbleibenden Östrogenproduktion einen deutlichen stärkeren Rückgang der Knochendichte als Frauen im vergleichbaren Alter ohne Ovarektomie. Hier  hat der Frauenarzt mit der Hormonersatztherapie eine effektive Behandlungsoption gegen Osteoporose in der Hand.
 
Quellen:
  • Hadji P: "Senium" in der Vortragsreihe: "Welche Diagnostik und Therapie in welchem Lebensalter – von der Adoleszenz bis ins Senium?". 6. Hauptthema: Sie fragen – Experten antworten. FOKO Fortbildungskongress, Düsseldorf, 6. März 2015

    Professor Dr. Peyman Hadji ist Leiter der Sektion Osteoonkologie, Gynäkologische Endokrinologie unund Reproduktionsmedizin am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt.