12.01.15
Eine Kalziumzufuhr von mehr als 1400 Milligramm pro Tag ist offenbar schädlich. Bei Frauen geht eine Zufuhr in dieser Höhe mit einer erhöhten Sterblichkeit infolge Herz- Kreislauferkrankungen einher.
Besonders gefährdet sind mutmaßlich Frauen, die trotz hoher Kalziumzufuhr über die Nahrung auch noch Kalzium in Tablettenform zu sich nehmen.
 
Hintergrund
In den letzten Jahren haben mehrere Studien einen Zusammenhang zwischen der Zufuhr größerer Mengen Kalzium und dem Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse hergestellt.
 
Bisherige Studienergebnisse ließen vorwiegend den Schluss zu, dass Männer, aber nicht Frauen, die Kalzium in hohen Dosierungen (≥ 1000 mg/Tag) supplementieren, ein erhöhtes Risiko haben, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben.
 
Nun zeigt eine prospektive Kohortenstudie aus Schweden, das große Mengen an Kalzium auch für Frauen zu viel des Guten sein können.
 
Bei prospektiven Kohortenstudien werden Gruppen danach gebildet, ob die Studienteilnehmer ein Merkmal (z.B. eine hohe Kalziumzufuhr) aufweisen, von dem man eine bestimmte Wirkung vermutet, oder ob sie dieses Merkmal nicht aufweisen. Da das Design der Kohortenstudie aus der Epidemiologie stammt, kann man auf diese Weise auch Langzeitwirkungen von Merkmalen, die aus Arbeits- oder Wohnbedingungen oder aus dem individuellen Lebensstil herrühren, erforschen
 
Die höchste Sterblichkeit infolge Herz- Kreislauferkrankungen ((kardiovaskuläre Mortalität) hatten Frauen, deren Diät mehr als 1400 mg Kalzium pro Tag enthielt, einem Wert, der schnell erreicht ist, vor allem mit viel Milchprodukten und zusätzlichen Tabletten. Im Vergleich zu Frauen mit einer Ernährung mit nur 600 bis 999 Milligramm Kalzium lag die Sterberate die Sterberate um 40 Prozent höher. Keinen Einfluss hatte die hohe Kalziumzufuhr dagegen auf die Gefahr eines tödlichen Schlaganfalls.
 
Jede vierte Frau in der Kohorte führte sich Kalzium auch in Tablettenform zu. Diese Supplementierung (ergänzende Aufnahme von Kalzium neben der gewöhnlichen Nahrung) an sich war jedoch nicht mit einem Anstieg der (kardiovaskulären) Mortalität verbunden. Lediglich bei Frauen, die bereits über die Ernährung mehr als 1400 Milligramm Kalzium zu sich nahmen, wurde unter Kalzium-Tabletten (500 mg/d) eine weitere Steigerung der Sterblichkeit festgestellt.
 
Kalzium als Osteoporoseprophylaxe – sinnvoll oder überflüssig?
Lediglich eine Kalziumaufnahme über 1400 Milligramm pro Tag scheint mit einer höheren Mortalität assoziiert zu sein. Dies deckt sich weitgehend mit der Leitlinie des Dachverbandes Osteologie.
 
Dort heißt es, dass eine Tageszufuhr von 1000 Milligramm Kalzium zur Osteoporoseprävention ausreicht. Dieser Bedarf sei meistens über kalziumreiche Lebensmittel wie Käse, Milch oder Joghurt sowie Mineralwasser zu decken. In der Leitlinie werden außerdem ausdrücklich 1500 Milligramm als Obergrenze für die Gesamtkalziumzufuhr genannt.
 
Da offenbar insbesondere die Kombination aus sehr kalziumreicher Ernährung und dem Gebrauch von Kalziumtabletten die Mortalität nach oben klettern lässt, empfehlen die Studienautoren die Erhöhung der Kalziumzufuhr zur Frakturprävention auf ältere Menschen mit einer niedrigen Kalziumaufnahme zu beschränken - und sie nicht auf Personen auszudehnen, "die ohnehin schon ausreichende Mengen an Kalzium zu sich nehmen".
 
Kritik
Die Einzelbetrachtung eines Wirkstoffes ist immer schwierig, da die Aufnahme in den Körpern von vielen Faktoren abhängig ist, beispielsweise von der Ernährung und der Zufuhr anderer Elektrolyte. Wie sah beispielsweise die Magnesium- und Kaliumversorgung bei den Studienteilnehmerinnen aus, wie der Folsäurewert und die übrigen Vitamin. B-Werte oder Vitamin. K? Studien, die nur einen Faktor betrachten und darüber zu einem Schluss kommen, sollten daher nur als Mosaikstein einer Gesamtbewertung gewertet werden. Rigoroses Festhalten an Zahlen oder die interpretationsfreie Orientierung an Messwerten ist in der medizinischen Diagnostik und Therapie, bei denen es um Individuen geht, sicher fehl am Platze.
 
Quelle: