04.04.16

In Wohnungen und Häusern gibt es zahlreiche Barrieren wie enge Badezimmer, hohe Stufen, fehlende Haltegriffe, unerreichbare Lichtschalter oder Türschwellen als Stolperfallen, die insbesondere Senioren und Menschen mit eingeschränkter Motilität das Leben erschweren. Kaum ein Wohnbereich ist so gestaltet, dass Betroffene problemlos darin leben können. Es gilt: Je höher die körperlichen Beeinträchtigungen sind, umso mehr Bewegungsraum wird benötigt.

Wohnungen ohne Stufen, mit ausreichend großen Türbreiten, stolperfreien Ein- und Durchgängen, viel Fläche im Bad und bodengleicher Dusche werden den Ansprüchen des barrierefreien Wohnens gerecht und unterstützen Personen mit reduzierter Bewegungsfähigkeit dabei, möglichst lange ihre Selbstständigkeit zu erhalten.

Der Begriff "barrierefrei" steht in diesem Zusammenhang nicht nur für einen schwellen- und stufenlosen Wohnbereich, sondern beinhaltet auch die Gleichstellung aller Menschen unabhängig von Alter, Behinderung oder besonderen Fähigkeiten und betrachtet darüber hinaus individuelle Wünsche und Anforderungen.

Im Laufe des Lebens kann es immer wieder (z.B. nach Operationen) zu Situationen kommen, in denen die Bewegungsfreiheit plötzlich gestört ist. Wer beispielsweise einen Sportunfall hat, kann vielleicht ein Bein mehrere Wochen nicht belasten, ist vielleicht auf Unterarmgehstützen angewiesen und bewältigt alltägliche Dinge nur unter großer Kraftaufwendung.

Für jüngere, sportliche Menschen mag dies über einen gewissen Zeitraum sicherlich machbar sein, problematisch wird die Situation aber bei bleibenden Behinderungen oder bei älteren Menschen. Unabhängig davon, ob man jung oder alt ist - eine "normale" Wohnungsgestaltung kann also schnell einmal zum Hindernis werden. Alltägliche Bewegungsabläufe wie Aufstehen und Niedersetzen oder das Einsteigen in die Badewanne können dann schnell zu Problemn auswachsen.

Oft sind es nicht unbedingt die körperlichen Leiden, welche die Lebensführung gefährden und für die Patienten häufig Pflegebedürftigkeit oder Heimaufenthalte bedeuten, sondern Mängel in der Ausstattung des Wohnraums.

Schon beim Hausbau sollte man daher an das Alter sowie an gegebenenfalls auftretende Bewegungseinschränkungen denken und bei der Gestaltung des Wohnumfelds den gewöhnlichen Lebenslauf eines jeden Menschen berücksichtigen.

Wer z. B. von Anfang an eine schwellenlose Dusche einbaut, spart im Alter viel Geld, denn ein nachträglicher Umbau kann sehr kostspielig werden. Auch wenn barrierefreies Bauen aufgrund des erhöhten Platzbedarfs zunächst teurer ist, fallen die Mehrkosten im Vergleich zu späteren Nachbesserungen geringer aus.

An keinem Ort des Hauses ist die Privatsphäre wichtiger als im Badezimmer, daher wünschen sich die meisten, hier nicht auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Ist die Bewegungsleistung z. B. nach Unfällen, Operationen oder bei Senioren unzulänglich, gewährleistet ein barrierefreies Bad in vielen Fällen, dass Betroffene ohne fremde Hilfe das durchführen können, was für Nichtbehinderte selbstverständlich ist. Viele Details sind in diesen Fällen sehr nützlich:

  • Die Türe sollte sich nach außen hin öffnen lassen und somit das Betreten und Verlassen des Zimmers erleichtern.
  • Hilfreich ist es, wenn das Waschbecken mit einer Gehhilfe (z. B. mit einem Rollator) unterfahren werden kann.
  • Rutschfeste Fliesen reduzieren das Sturzrisiko.
  • Möbel sind stets an der Wand oder am Boden zu fixieren und sollten zudem frei von Ecken und Kanten sein, damit sich Betroffene nicht durch Stoßen verletzen.
  • Ideal ist eine ebenerdige Dusche, die das mühsame Ein- und Aussteigen vereinfacht.
  • Wenn das Stehen beim Duschen schwer fällt, kann ein Sitz an der Wand angebracht werden.
  • Gut isolierte Armaturen sowie Heißwassersperren verhindern Verbrennungen, die durch unkontrolliertes Hingreifen entstehen können.
  • An der Wand befestigte Halterungen sowie Griffe neben der Toilette, Badewanne und Dusche helfen beim Hinsetzen und Aufstehen.

Wohnungsberatung
Die Bundesarbeitsgemeinschaft fürWohnungsanpassung e. V. ist ein Zusammenschluss von Wohnberater/-innen und Wohnberatungsstellen in Deutschland. Sie bieten Hilfestellungen, wenn die bestehende Wohnung an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden soll. (www.wohnungsanpassung-bag.de)

Quelle:

  • Seit 1994 erscheint vierteljährlich das Publikumsmagazin ORTHOpress®. Mit einer Auflage von 970.000 Exemplaren (IVW-geprüft 2/2014, 970.000 Expl.) und 8 verschiedenen Regionalausgaben ist die von der deutschen patienten verlag gmbh herausgegebene ORTHOpress®  Deutschlands auflagenstärkste Wartezimmerzeitschrift.  ORTHOpress® liegt flächendeckend in Arztpraxen, Kliniken und Apotheken sowie bei Physiotherapeuten, in Fitness-Studios, Sanitätshäusern und anderen medizinischen Einrichtungen aus (siehe auch "ORTHOpress vor Ort").


 

Elegant, benötigt aber viel Wohnfläche und hohe Investitionen: der barrierefreie Wohnraum (Einrichtung Villeroy und Boch)
Elegant, benötigt aber viel Wohnfläche und hohe Investitionen: der barrierefreie Wohnraum (Einrichtung Villeroy und Boch)