10.06.14

Komorbidität
Mit Komorbidität sind weitere Krankheiten gemeint, die bei Personen mit chronischen Rückenschmerzen festgestellt werden können.

Rückenschmerzen (chronisch oder persistierend) sind so gut wie immer „mehr als Schmerzen im Rücken“. Dies gilt nach neueren Untersuchungen auch im Hinblick auf die sog. Komorbidität.

Als Komorbiditäten bei Rückenschmerzen treten am häufigsten degenerative und entzündliche Gelenkerkrankungen, Osteoporose, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Depression, Substanzmissbrauch, Adipositas und chronische Bronchitis auf. Dies ist bei der Diagnostik und der Behandlung zu berücksichtigen. In einer Untersuchung wurden nur Krebserkrankungen und Diabetes mellitus in gleicher Häufigkeit von Personen mit oder ohne Rückenschmerzen angegeben, weitere 13 Krankheitsgruppen wurden häufiger von Rückenschmerzkranken berichtet: je höher deren Chronifizierungsstadium war, umso häufiger war dies der Fall.

Folgen
Zu den Folgen von Rückenschmerzen zählt neben einer eingeschränkten subjektiven Gesundheit auch eine verminderte Leistungsfähigkeit in Alltag, Beruf und Freizeit. Dies führt bei Beschäftigten zu Arbeitsausfall und einer damit verbunden geringeren Arbeitsproduktivität.

  • Rangliste der Folgeerkrankungen bei den Kassen

In der Rangliste der zehn Erkrankungen mit den längsten Arbeitsunfähigkeitszeiten liegen die Rückenschmerzen im Jahr 2010 unter den AOK Pflichtmitgliedern (ohne Rentner) mit 14,5 Millionen Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tage) auf dem ersten Rang; dies entspricht einem Anteil von 7,0 %. Pro Fall ergeben sich 11,7 AU-Tage (Frauen 12,2 AU-Tage, Männer 11,4 AU-Tage). Auch bei der Barmer GEK liegen die Rückenschmerzen 2009 auf dem ersten Rang der AU-Statistiken (mit rund 6,5 % aller AU-Tage). Gleiches gilt für die Deutsche Angestellten Krankenkasse: Rückenschmerzen haben hier mit einem Anteil von 7,1 % bei den AU-Tagen den ersten Rang.

Allerdings nehmen Rückenschmerzen bei allen drei Kassenarten in ihrer Bedeutung innerhalb der AU-Statistik tendenziell ab, während die Bedeutung der psychischen Störungen annähernd linear zunimmt.

  • Rückenschmerzen als Krankenhausdiagnose

Unter den Krankenhausdiagnosen rangieren die „sonstigen Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens“ in der Statistik der Betriebskrankenkassen auf Platz 6 (4,1 KH-Fälle mit je 8,5 Tagen pro 1.000 Versicherte ohne Rentner 2009).

Auf die nicht-spezifischen Rückenschmerzen entfallen innerhalb der Gruppe aller Rückenleiden (Dorsopathien) – leistungsspezifisch – unterschiedliche Anteile. Die Krankheitsartenstatistik 2008 des AOK Bundesverbandes führt 78 % aller den Rückenleiden zugeschriebenen AU-Fälle (69 % aller AU-Tage) auf nicht-spezifische Rückenschmerzen zurück. Unter allen Krankenhausfällen entfielen auf nicht-spezifische Rückenschmerzen rund 45 % aller entsprechenden Krankenhausfälle bzw. -tage.

  • Rückenschmerzen in der Rentenstatistik

Bei Frühberentungen (Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit) stehen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems im Jahr 2010 an zweiter Stelle nach den Psychischen und Verhaltensstörungen. Knapp 26.500 Rentenzugänge wurden aufgrund von Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems vermerkt.

Im Jahr 2010 betrug der Anteil der auf Rückenleiden entfallenden Neuzugänge in der Statistik der Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit 8 % (von insgesamt 181.000 Neuzugängen). Unter diesen dominierten wieder die nicht-spezifischen Rückenschmerzen mit einem Anteil von 38 %. Sowohl den Statistiken zu Arbeitsunfähigkeitstagen als auch zu Frühberentungen ist zu entnehmen, dass die auf Rückenleiden entfallenden Zahlen stetig sinken.

Nach der Statistik der stationären medizinischen Rehabilitationsleistungen des Jahres 2010 der Gesetzlichen Rentenversicherung entfielen 24 % aller knapp 960.000 Rehabilitationen auf Rückenleiden (im Jahr 2009 waren es ebenso viele). Unter diesen wurden 38 % den nicht-spezifischen Rückenschmerzen zugeschrieben.

  • Kosten für Rückenschmerzen

Die Krankheitskosten für Rückenleiden beliefen sich im Jahr 2008 in Deutschland geschätzt auf 9 Milliarden Euro (Frauen 5,1 Milliarden Euro, Männer 4,0 Milliarden Euro), für nicht-spezifische Rückenschmerzen betrugen sie 3,6 Milliarden Euro (2,1 Milliarden Euro Frauen, 1,5 Milliarden Euro Männer). Bei Rückenschmerzpatientinnen und -patienten überwiegen die indirekten Kosten. Die Kosten ergeben sich vor allem bei chronischen Rückenschmerzen. In einer Studie wurden für Rückenschmerzen (gesamt) durchschnittliche Kosten von 1.322 Euro pro Patientin bzw. Patient und Jahr in Deutschland errechnet.

Um die indirekten Kosten einer Krankheit zu ermitteln, wird häufig die Anzahl der verlorenen Erwerbstätigkeitsjahre herangezogen, die sich über die Ausfälle durch Arbeitsunfähigkeit, Invalidität und/oder vorzeitigen Tod der erwerbstätigen 15- bis 65-jährigen Bevölkerung errechnet. Die verlorenen Erwerbstätigkeitsjahre aufgrund von nichtspezifischen Rückenschmerzen beliefen sich im Jahr 2008 auf insgesamt 135.000 Jahre.

Quelle