18.08.14
Systematik der Wirbelkörperfrakturen

Nicht immer handelt es sich bei plötzlichen auftretenden starken Rückenschmerzen um einen Bandscheibenvorfall oder einen Hexenschuss. Nicht selten ist ein Wirbelkörperbruch für die charakteristischen Beschwerden verantwortlich.

 

Die durch ein Osteoporose bedingte Wirbelkörperfraktur

Ursache für den Bruch des Wirbels (Wirbelfraktur) ist häufig eine nicht erkannte Osteoporose.

Bei einer Osteoporose oder schon bei der vorangehenden Osteomalazie  nimmt die Knochendichte stark ab und das stützende Trabekelwerk im Innern der Knochen wird immer weiter ausgedünnt.

Osteomalazie: Störung des Knochenstoffwechsels, die zu einer Demineralisation und damit Erweichung der Knochen führt.

Trabekelwerk des Knochens: Trabekel sind die Knochenbälckchen. Die Balkenstruktur des Knochens ermöglicht einen idealen Kompromiss zwischen hoher Festigkeit und geringfügigem Gewicht des Knochengewebes bei hoher Belastbarkeit.

Wirbelfrakturen ereignen sich in Deutschland ca. 20.00 Mal pro Jahr. Die typische Fraktur bei einer vorliegenden Osteoporose ist die Kompressionsfraktur, die keilförmige „Zusammensinterung“ des Wirbelkörpers. Dabei sackt die Struktur des brüchig gewordenen Wirbels in sich zusammen (siehe auch Sinterungsbruch bei Wikipedia).

Ist der Knochen bereits stark vorgeschädigt, so reicht oft nur eine falsche Bewegung, um einen Bruch herbeizuführen. Dabei muss der Bruch selbst nicht einmal schmerzhaft sein. Viele Wirbelfrakturen verlaufen stumm, das heißt, sie werden entweder zufällig bei einer Röntgenaufnahme entdeckt oder dann, wenn sich bereits andere Anzeichen für eine Osteoporose mehren und gezielt nach Wirbelfrakturen gesucht wird.

Ein diagnostizierter Wirbelbruch aufgrund vermuteter Osteoporose ist dabei immer ein Warnsignal, denn mit dem ersten Bruch steigt die Wahrscheinlichkeit weiterer Frakturen progressiv an!

Wird ein Wirbelbruch aufgrund einer Osteoporose festgestellt, so sollte auf jeden Fall die gesamte Wirbelsäule geröntgt werden, denn in rund 20 Prozent aller Fälle besteht mindestens eine weitere Fraktur.

Ein osteoporotischer Bruch eines Wirbels ist eines der Hauptargumente für den sofortigen Beginn einer osteoporotischen Therapie durch einen Orthopäden. Es ist wichtig, in diesem Stadium den weiteren Verlauf der Osteoporose durch geeignete Maßnahmen wie Ernährungsumstellung, die Zufuhr von Vitamin D und Kalzium und vor allem Belastung durch Bewegung zu verlangsamen

Bei einem frischen Wirbelkörperbruch kann darüber hinaus versucht werden, mit einem speziellen Verfahren, der sogenannten Kyphoplastie, den Wirbel operativ zu stabilisieren und so aufzurichten, dass die natürliche Krümmung der Wirbelsäule (Kyphose) wieder annähernd erreicht wird.

Die Kyphoplastie: Minimal-invasives Verfahren zur Therapie von Wirbelfrakturen der mittleren und unteren Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule. Man unterscheidet eine substanzzerstörende (z.B. Ballon-Kyphoplastie) sowie eine substanzerhaltende (z.B. Radiofrequenz-Kyphoplastie) Technik (doccheck).

Andere Ursachen für Wirbelkörperfrakturen
Neben osteoporotischen Wirbelkörperbrüchen gibt es  natürlich auch traumatisch bedingte Frakturen, etwa durch einen Sportunfall, einen Verkehrsunfall oder einen schweren Sturz. Bei solchen unfallbedingten Ursachen können sowohl Kompressionsfrakturen wie auch die gefürchteten Luxationsfrakturen entstehen.  Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass ein oder mehrere Wirbel verrenkt und gebrochen sind. Hier ist das Risiko von Rückenmarksverletzungen besonders hoch, obwohl diese auch durch reine Verrenkungen ohne jede Fraktur entstehen können.

Kommt es zu Erschütterungen, Prellung oder Quetschung des Rückenmarks oder zu Einblutungen in den Rückenmarkskanal, so können daraus schwerwiegende Folgen wie Sensibllitätsstörungen, Inkontinenz und Querschnittslähmungen resultieren.

Schädigungen des Rückenmarks sind gefürchtete Komplikationen aller Wirbelfrakturen, ganz gleich, ob die Ursache eine Osteoporose oder eine Unfall oder eine sonstige Form der Gewalteinwirkung auf den Knochen ist.

Stabile und instabile Brüche
Das Hauptaugenmerk bei der Behandlung eines akuten Bruchs liegt auf der Wiederherstellung seiner Stabilität. Während ein stabiler Bruch keine unmittelbare Gefahr darstellt, bedroht ein instabiler Bruch durch die mögliche Verschiebung der Bruchstücke die Nerven und das Rückenmark. Bei einem instabilen Wirbelbruch erhält der Patient ein Korsett und muss eine mehrwöchige Bettruhe einhalten, falls sin sonstiger physischer Zustand dies zulässt. Ist die Gefahr für das Rückenmark zu groß, wird man möglicherweise auch eine chirurgische Stabilisierung mit Schrauben, Platten oder Implantaten vornehmen, welche die Bruchstücke fest miteinander verbinden und so die Gefahr von Folgeverletzungen ausschalten.

Frakturen vermeiden helfen
Traumatische Wirbelkörperfrakturen lassen sich zwar nicht gänzlich vermeiden, aber durch die konsequente Anwendung moderner Sicherheitstechniken wie Anschnallgurte und Airbags deutlich reduzieren. Vermeiden kann man weitgehend das Risiko einer osteoporotischen Fraktur: durch entsprechende Ernährung, ausreichend Vitamin D und vor allem regelmäßige Bewegung.

Der beste Schutz gegen Knochenabbau ist eine starke und trainierte Muskulatur, die durch den über die Sehnen ausgeübten Zugreiz einen ständigen Knochenaufbau fördert.

Quellen und Lesetipps