05.05.14

In den Medien hat Oxytocin viele Namen: Liebeshormon, Orgasmushormon, Botenstoff der Liebe oder Treuehormon. Ebenso so vielfältig wie seine Bezeichnungen sind die ihm zugesprochenen Wirkungen. So soll es neben seinen ursprünglichen Aufgaben, der Steigerung der Milchproduktion auch Depressionen, Übergewicht, Nervosität, Libidoverlust, Wechseljahresbeschwerden und eine - Stichwort Treue – gesteigerte Promiskuität kurieren. Zu diesem Katalog an erfreulichen "Nebenwirkungen" gesellt sich nun auch nach Aussage französischer Wissenschaftler noch die Befähigung, der Entstehung einer Osteoporose vorbeugen zu können.

Was ist Oxytocin?
Oxytocin ist ein im Hypothalamus gebildetes Enzym. Freisetzungsreize für Oxytocin sind vor allem mechanische Reize der Vagina, des Uterus, der Brustwarze und Orgasmen. Auch das Schreien des Säuglings kann nach dem Geburtsvorgang Oxytocin freisetzen.

Oxytocin wirkt direkt an der Muskulatur des Uterus. Dort führt das Hormon gegen Ende der Schwangerschaft sowie unter der Geburt zur Auslösung und Anpassung der Wehentätigkeit. Nach Ende der Schwangerschaft bewirkt die Ausschüttung von Oxytocin Kontraktionen der Muskelzellen in der Brustdrüse und regt damit die Milchsekretion an.

Weiterhin hat Oxytocin offensichtlich einen Einfluss auf die Stimmung und die Ausprägung der Mutter-Kind-Beziehung. Es wurde ein Zusammenhang Oxytocinkonzentration im dritten Schwangerschaftstrimenon und der Ausbildung einer postpartalen Depression (PPD) nachgewiesen. In Studien konnte eine Beeinflussung der Symptome der Schwangerschaftsdepression  durch nasale Verabreichung von Oxytocinspray dokumentiert werden.

Inwieweit die geschilderten Wirkungen auch bei nicht schwangeren Frauen zur Geltung kommen, ist aufgrund der dünnen Datenlage nicht gesichert.

Beim Mann führt Oxytocin zu einer Kontraktion der glatten Muskelzellen der Samenkanälchen.

Warum soll Oxytocin der Entstehung einer Osteoporose vorbeugen?
Französische Wissenschaftler  untersuchten, ob das Hormon wirksam ist gegen Wechseljahresbeschwerden und Krankheiten, die ein Östrogenmangel begünstigt. Dabei konzentrierten sie sich auf Osteoporose (Knochenschwund) und die Gewichtszunahme in der Taille. Die Untersuchungen wurden nicht an Frauen, sondern an Mäusen durchgeführt.

Die Versuchsmäuse wurden auf drei Gruppen verteilt. Eine Gruppe erhielt über vier Wochen hinweg täglich Oxytocin, eine weitere Gruppe über acht Wochen hinweg zweimal pro Tag Oxytocin. Die dritte gruppe, als Kontrollgruppe, bekam kein Oxytocin.

Die Ergebnisse nach Studienende: In der Gruppe mit der Einmaldosis Oxytocin wurde die altersbedingte Gewichtszunahme der Mäuse gestoppt, ihr Bauchfett war weniger geworden. Zusätzlich verfügten die Mäuse in dieser Gruppe über stabilere Knochen als zu Beginn der Untersuchung.
Die zweifache Dosis Oxcytocin, also die doppelte Wirkstoffmenge, zeigte nur eine schwache, statistisch nicht relevante Wirkung.

Fazit
Inwieweit das Ergebnis der Studie reproduzierbar ist, bleibt unklar. Ebenso die Übertragbarkeit auf den Menschen. Der deutlich dosisabhängige Effekt macht deutlich, dass ohne weitere Erkenntnisse zur Menge des einzunehmenden Oxytocins keine Empfehlungen zur medikamentösen Therapie oder Prophylaxe ausgesprochen werden können.

Andererseits ist die Anwendung von Oxytocin zur Prävention einer Osteoporose immer einen Versuch wert. Jedenfalls dann, wenn es dem Körper auf natürlichen Weg durch einen Liebesakt oder andere sexuelle Stimulation zur Verfügung gestellt wird. Das schadet nicht, ist auch in anderen Zusammenhängen der Gesundheit dienlich und macht auch noch Freude. Wer will sich dann noch daran stören, dass im Nachweis der medizinischen Effizienz des Oxcytocins noch erheblicher Aufholbedarf besteht?

Quellen und Lesetipps