17.11.15

Karbonfaserstifte sollen das Wachstum von Bindegewebszellen in der Tiefe anregen. Im Ergebnis bildet sich nach einiger Zeit eine neue knorpelige Oberfläche am Fasergerüst des Karbonstiftes. Zum Einsetzen der Stifte ist es notwendig, feine Kanäle in den geschädigten Gelenkbereich zu bohren, in die anschließend die Stifte aus Kohlefaser (Karbonfaser) eingesetzt werden.

Das heftig von operativen Zentren beworbene Verfahren der Implantation von Karbonfaserstiften wird häufig als „Letzte Ausfahrt“ vor dem Gelenkersatz angepriesen. Mit dieser Formulierung wird die Option beworben, mit einer minimalintensiven Operation den operativ aufwendigen Gelenkersatz hinauszögern zu können.

Dieses Versprechen ist nicht grundsätzlich falsch, sollte aber richtig interpretiert werden. Genau wie andere das Knorpelwachstum stimulierende Verfahren kann auch die Implantation von Karbonstiften den ursprünglichen normalen (hyalinen) Knorpel nicht wieder herstellen. Angeregt wird durch die Anregung von knochenbildenden Zellen ausschließlich die Produktion eines "Ersatzgewebes“, das allerdings in der Lage sein soll, eine vorübergehende Beschwerdefreiheit zu bewirken und die Funktion des betroffenen Gelenks zu verbessern.

Die Implantation von Kohlefaserstiften gehört wie die Mikrofrakturierung, die Pridie Bohrung oder die Abrasions-Arthroplastik zu den Knorpelersatztechniken. Das Prinzip der Knorpelersatztechniken ist einfach: Gesunder „Ersatzknorpel“ (Faserknorpel) soll den abgenutzten, normalen, hyalinen Knorpel im Gelenk "ersetzen". Dazu werden künstliche Defekte in die Knochenmatrix gesetzt. Aus diesen Bohrlöchern entwickelt sich über die Gelenkfläche hinweg neuer Knorpel. Der Kohlefaser wird nachgesagt, dass sie die Bildung von Knorpelgewebe in besonderem Maße unterstützt und fördert.

Über Sinn und Zweck der Knorpelersatztechniken wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Festzuhalten bleibt, diese Methoden bei sehr tiefen und großflächigen Knorpelschäden keinen Erfolg zeigen. Sie lohnen sich in der Praxis vor allem bei kleineren Knorpelschäden, etwa als Folge von Unfällen. Zur dauerhaften Behandlung einer Arthrose sind sie eher weniger gebräuchlich. Wenn indiziert, sind mit diesen Methoden vor allem beginnende Arthrosen behandelbar.

Vereinzelt werden nach der Implantation von Knorpelfaserstiften auch sogenannte Fremdkörperreaktionen beobachtet. Fremdkörperreaktionen sind durch feste, meist körperfremde Substanzen innerhalb des Organismus ausgelöste unerwünschte lokale immunologische Reaktionen. Im Falle der Karbonstifte entwickeln sich diese Reaktionen vor allem im Bereich der die Synovia (Gelenkflüssigkeit) bildenden Gewebe.

Quellen: