09.11.15

Joggen gehört zu den sogenannten „High Impact“ Sportarten. Dazu zählen alle Sportarten, bei denen starke Kräfte auf Knochen und Muskulatur wirken. Im Fitnessbereich gilt auch die Definition, dass „High Impact“ Bewegungen dadurch charakterisiert sind, dass beide Beine für kurze Zeit den Boden nicht berühren. Neben dem Joggen sind je nach Definition  Tennis, Squash oder Seilspringen weitere oft genannte Beispiele.

Solche "High-Impact"-Sportarten werden in der Regel wegen der hohen Krafteinwirkung auf das Hüftgelenk nicht empfohlen. Allerdings ist die Datenlage zu diesem Thema nur sehr gering.

Japanische Orthopäden haben jetzt in einer von 2005 bis 2011 andauernden Fall-Kontroll-Studie die Auswirkungen von Joggen auf 608 Patienten mit einer TEP (Totalendoprothese) untersucht. Die an der Studie teilnehmenden Patienten waren durchschnittlich 62 Jahre alt und wurden zwischen 2,3 und 7,8 Jahren nachbeobachtet. Im Studienklientel befanden sich:

  • 527 konventionelle Totalendoprothesen
  • 81 Prothesen mit einem Oberflächenersatz nach der Resurfacing-Methode (Hip Resurfacing Arthroplasty, HRA).

In Fragebögen dokumentierten die Patienten ihre Jogginggewohnheiten vor und nach der Operation. Der korrekte Sitz der Prothese wurde mit Röntgenaufnahmen, spezieller Software und  Laboruntersuchungen kontrolliert.

  • 5,4% der Patienten waren vor der Operation aktive Jogger gewesen.
  • 3,2% der Patienten joggten nach dem Eingriff (meist solche, die auch vor der TEP diesen Sport ausgeübt hatten).

Keiner der Läufer klagte im Untersuchungszeitraum über Schmerzen und bei keinem der Läufer stiegen die Werte für Kobalt und Chrom im Serum über ein Maß, aus dem auf einen Metallabrieb im künstlichen Gelenk geschlossen werden konnte. Verschiebungen oder Lockerungen der Hüfte und vorzeitiger Verschleiß wurden ebenfalls nicht beobachtet.

Die positiven Effekte des Joggens äußerten sich als:

  • signifikant geringerer postoperativer Schmerz (gemessen mit dem WOMAC Schmerz-Score)
  • bessere körperliche Funktionsfähigkeit als die Nichtläufer

Gründe, die zur Aufgabe des Joggens führten, waren:

  • In 61% Angst
  • In 24% Schmerzen, eingeschränkte Bewegungsfähigkeit oder Muskelschwäche
  • In 15% Kreuz- oder Kniebeschwerden

Fazit
Eine langfristige Prognose der Auswirkungen von „High Impact“ Sportarten, insbesondere  des Joggens ist mit der gegebenen Datenmenge nicht möglich. Dazu müssten Patienten, die nach der Operation High-Impact-Sportarten betreiben, in künftigen Studien länger als fünf Jahre nachbeobachtet werden. Kurzfristig, d.h. in einem Zeitraum von 2,5 bis 7,5 Jahren postoperativ, scheinen die positiven Auswirkungen die möglichen Risiken auszugleichen. Das Resultat der Auswirkungen des Joggens auf das Implantat bleibt jedoch in hohem Maße von der Qualität der Operation abhängig.