22.10.13
Der aktuelle Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass beispielsweise bei Patienten in Bayern erheblich häufiger Erstimplantationen von künstlichen Kniegelenken vorgenommen werden als bei Patienten im Nordosten Deutschlands. Der Unterschied in der Implantationshäufigkeit kann in der Spitze bis zum Dreifachen betragen.
 
Noch extremer sind die Unterschiede, sogenannte Folgeeingriffe am operierten Knie betreffend, etwa aufgrund erneuter Schmerzen oder aufgrund eines für notwendig erachteten Prothesenwechsels. Solche Folgeeingriffe kommen in manchen Landkreisen fünfmal öfter vor als in anderen.
 
Neben den Erstimplantaten und den Folgeeingriffen war auch die arthroskopische Spiegelung des Knies Gegenstand der Untersuchung. Die Ergebnisse zur Operationshäufigkeit in verschiedenen Regionen sind auch dahingehend überraschend, dass in den weniger „wohlhabenden“ Regionen, in denen seltener operiert wird, die Menschen tendenziell häufiger als in anderen Gegenden über Kniegelenksbeschwerden klagen.
 
Die Ursachen für die ungleiche Verteilung der Operationshäufigkeit sind unklar. Offensichtlich scheinen aber neben medizinischen Aspekten in den „wohlhabenderen“ Regionen auch nichtmedizinische, vornehmlich sozioökonomische Faktoren eine Rolle zu spielen. Dazu zählen unter anderem die Versorgungsdichte, ärztliche Empfehlungen, die Nachfrage nach operativen Eingriffen oder die regional unterschiedlichen Erwartungen an die Lebensqualität.
 
Dabei steht insbesondere die Versorgungsdichte mit Medizinern im Focus der Diskussion. Deutlich wird dieser Zusammenhang nach Meinung einiger Kommentatoren beispielsweise entlang der Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg: In sämtlichen bayerischen Landkreisen mit sehr hoher Versorgungsdichte direkt an der Grenze erhalten anteilig mehr Patienten künstliche Kniegelenke als in den weniger versorgten baden-württembergischen Nachbarkreisen.
 
Welches Versorgungsniveau angemessen ist, kann aber nicht abschließend gesagt werden. Offensichtlich bleibt nur, dass nichtmedizinische Faktoren die Versorgung und wohl auch die Entscheidung für oder gegen eine Operation beeinflussen. Vollkommen unklar bleibt auch, warum Kniegelenksoperationen in ländlichen Gebieten häufiger sind als in der Stadt.
 
Für alle Interessierten, die wissen wollen, wie häufig Knie-Operationen in Ihrer Region sind hat die Bertelsmann Stiftung Übersichtskarten zusammengestellt, die Sie unter dem Link knieoperation.faktencheck-gesundheit.de aufrufen können.
 
Quellen und Lesetipps: